In Schönschrift Schriftkunst mit Botschaften an Europa

Otzenhausen · Jugendliche aus fünf europäischen Ländern nahmen in Otzenhausen an einem Kalligrafie-Projekt teil.

 Die Teilnehmer des Projekts „YOUrope – Dein Europa – und es geht um dich!“ mit ihren Kalligrafie-Arbeiten.

Die Teilnehmer des Projekts „YOUrope – Dein Europa – und es geht um dich!“ mit ihren Kalligrafie-Arbeiten.

Foto: Philipp Semmler

„TheEeye of the tiger“, der Song aus dem Film „Rocky“, tönt an diesem Tag durch die Europäische Akademie in Otzenhausen. Derweil legen Jugendliche aus Deutschland, Kroatien, Polen, Griechenland und Tschechien letztmals an ihren kalligrafischen Werken Hand an, unter fachkundiger Anleitung des Künstlers Jan Sahner aus Saarbrücken. Kalligrafie ist die Kunst der Schrift. Genau die zelebrieren die Teilnehmer des Projekts „YOUrope – Dein Europa – und es geht um Dich!“. Auf Plexiglas-Platten entstehen sieben Werke, die sich mit dem Thema Europa beschäftigen. Eines haben die Teilnehmer gemeinsam: Sie wollen kämpfen. Aber nicht wie Film-Boxlegende Rocky mit den Fäusten, sondern mit ihrer Arbeit und Überzeugungskraft für ein vereintes Europa.

Das Kalligrafie-Projekt ist einer der Preise für die Gewinner des 66. Europäischen Schülerwettbewerbs. Die Teilnehmer beschäftigten sich dort mit „Street Art als Protestform?“ und „Social Media als Demokratiekiller?“ sowie den Europawahlen. Während des Seminars in Otzenhausen wurden nicht nur kalligrafische Werke erstellt, es wurde auch über Vorteile und Probleme der Europäischen Union diskutiert. „Was den Jugendlichen an Europa gefällt, sind die klassischen Sachen wie das einfache Reisen. Aber auch, dass es viele Austauschprojekte wie dieses gibt. Die jungen Leute sehen dadurch Europa als Netzwerk, dass ihr Leben bereichert“, erzählt die betreuende Studienleiterin Sophia Rickert. „Bei den Problemen standen in der Diskussion vor allem die Migrationspolitik und der Umweltschutz im Vordergrund.“ Themen, die sich auch in den kalligrafischen Werken zeigen: „Wir haben eine Arbeit mit einem Kreis erstellt. Das soll symbolisieren, dass einige, wie wir, in diesem Kreis leben können. Andere, wie viele Flüchtlinge, aber nicht“, verrät Katarzyna Trojak (20) aus Bochnia in Polen. „Unsere Regierung ist ja dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen. Viele Menschen in Polen sind der Meinung, dass das richtig ist, weil sie von den Medien und der Regierung manipuliert werden. Ich habe da aber eine andere Meinung“, erklärt sie weiter.

Gerade nach den Eindrücken vom Projekt in Otzenhausen will sie sich in ihrem Heimatland für mehr Offenheit und Toleranz gegenüber Fremden einsetzen. „Das Projekt hat mir hierfür die Augen geöffnet“, sagt Trojak. „Es war eine schöne Erfahrung zu sehen, wie Menschen aus anderen Ländern über die Dinge denken.“ Begeistert vom Aufenthalt im Saarland ist auch der 17-jährige Elias aus Griechenland. „Toll war vor allem, dass man sich einmal mit Dingen ausführlich beschäftigen konnte, die man sonst zwar jeden Tag hört, aber über die man sich nie so ausführlich Gedanken macht“, erklärt der Jugendliche. Für Elias hatte die Reise dabei schon mit einem besonderen Erlebnis begonnen: „Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben geflogen“, berichtet er lachend. Aber die Reise von Athen ins Saarland lohnte sich auch noch aus einem anderen Grund für den Teenager: „Ich habe neue Freunde gefunden“, erklärt er strahlend.

Jeder Teilnehmer arbeitete beim Schönschreiben übrigens in seiner Muttersprache, sodass allein schon optisch die Vielfalt an Ideen und Sprachen in Europa sichtbar wird. Davon kann sich überzeugen, wer die sieben Kalligrafie-Arbeiten mit ihrem Mix aus Sprachen und Gedanken nach Projektabschluss an der Europäischen Akademie betrachten möchte. Denn sie werden vor dem Eingang des Aufenthaltsraums an einer Mauer angebracht. „Dort gibt es im Sonnenschein schöne Effekte“, weiß Studienleiterin Sophia Rickert. Und an dieser Stelle werden die Arbeiten auch von den mehr als 10 000 jährlichen Besuchern der Europa-Akademie wahrgenommen. Ein Punkt, der ihr wichtig ist: „Es sind ja nicht nur Bilder, sondern Botschaften, die die Jugendlichen vermitteln wollen.“

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