Primstaler leben Integration

Primstal · So funktioniert hautnahe Integration. Im prall gefüllten Primstaler Gasthaus feierten am Freitag Einheimische, Neubürger und Menschen aus aller Herren Länder das zweite multikulturelle Fest „Musik verbindet“. Über die Weltsprache Musik hat die Interessengemeinschaft Prims-Art-IG die unterschiedlichen Kulturen zusammengeführt und dafür gesorgt, dass sie sich kennenlernen.

 Speed-Dating: Annette Schnur-Barth (links) kommt ins Gespräch mit einem Mitbürger. Foto: Faber

Speed-Dating: Annette Schnur-Barth (links) kommt ins Gespräch mit einem Mitbürger. Foto: Faber

Foto: Faber

Die zweite von der Interessengemeinschaft Prims-Art-IG veranstaltete Benefizparty "Musik verbindet" hat den Erfolg der Premierenausgabe noch um einiges getoppt. "Beim ersten Mal haben wir es nicht geschafft die Menschen in dem Maße zusammenzubringen, wie wir es uns gewünscht haben", sagt IG-Sprecher Thomas Schmidt. Er und seine Mitstreiter haben sich deshalb in der Pflicht gesehen, weil zudem mittlerweile viermal so viele Zuwanderer in der Gemeinde Nonnweiler leben, als noch vor zehn Monaten. "Integration ist nur effektiv, wenn man sich begegnen kann. Auf dem Land ist das sicherlich einfacher als in der Anonymität einer Stadt, wo es oft zur Ghettoisierung kommt und sich Parallelgesellschaften bilden können", meint Schmidt.

So wird bei der Veranstaltung gänzlich auf Schönwetter-Reden verzichtet, die asylpolitische Parole "Wir schaffen das" kommt niemandem über die Lippen. Denn besser ist es, miteinander zu musizieren, zu tanzen und Spaß haben, was die Formation "Stevie Wonder verjazzt" mit dem Song "Jammin" auf die Besucher überträgt. Das syrische Musiker-Duo Mahmoud Bozan und Farzad Kobani spielt das Lied "Das Leben ist schön", dazu nehmen sich die Menschen gegenseitig zum kurdischen Tanz in die Arme.

"Hallo, ich die Annette aus Primstal . Ich bin Ahmad, komme aus Aleppo in Syrien und wohne in Morscholz", sitzen sich beide zur Begrüßung beim Speed-Dating ("dabber maije") gegenüber. Die Kontaktplattform auf der Kegelbahn kommt gut an. "Einige witzeln sofort los, andere tauen etwas später im Gespräch auf", sagt IG-Mitglied Frank Meyer, der nach drei Minuten mit dem Gebimmel einer Fahrradklingel zum Tisch- und Partnerwechsel auffordert. "Es ist sehr schön neue Leute zu treffen, mit ihnen zu sprechen und Informationen zu bekommen", freut sich Ahmad Jasar. Es sei spannend gewesen, gesteht die einheimische "Maijerin" Annette Schnur-Barth. "Ich bin eigentlich nicht der Typ, der so einfach auf andere Menschen zugeht". Etliche Talkfreunde vertiefen den Austausch anschließend bei der Zigarette danach.

"Die Leute wollen Kontakte"

Von den internationalen kulinarischen Leckerbissen bleibt nichts übrig. Wenn auch in kleinerer Besetzung angetreten, gibt die Marpinger Gruppe Samba Total den Rhythmus gegen Rassismus vor. "Es ist ein wunderbarer Abend", schwärmt Co-Moderator Yusef Rashow. Der seit einem Jahr in Primstal lebende Syrer führt in arabischer Sprache durch das Programm. "Ich bin restlos begeistert, wie viele Flüchtlinge gekommen sind. Ältere Leute und Kinder sind da, einfach großartig", so Rashow. Eine allzu große Überraschung bedeute dies nicht. "Die Leute wollen nicht nur zuhause herumsitzen, sie wollen was machen und Kontakte haben", begründet er.

Die Gemeinde Nonnweiler tue sehr viel für die Flüchtlinge , egal ob sie gerade angekommen seien oder schon eine Zeit in Nonnweiler leben würden. "Und wenn ich ein Problem habe, kann ich Thomas Schmidt immer anrufen", erzählt er. Den Schlussakkord setzen Rashows Mitbürger vom Anton-Rock-Projekt. "Unglaublich, die Besucherresonanz war grandios. In unseren Köpfen raucht es schon wieder, mit welcher Idee wir uns bei der nächsten Ausgabe neu erfinden", blickt der IG-Sprecher voraus. Übrigens: 675 Euro sind an Spendengeld bei der Veranstaltung zusammengekommen. Damit sollen Menschen vor Ort und die Integrationsarbeit in der Gemeinde unterstützt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort