Pferde ackern im Nationalpark

Nonnweiler · Moore sind ein wichtiger Teil des Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. Viele sind trockengelegt worden, damit auf den Flächen Fichten wachsen können. Das wird rückgängig gemacht. Dabei kommen Seilbahnen und Pferde zum Einsatz. Wie im Tierchbruch mitten im Park. Die Arbeiten dort beschreibt Guido Lotz vom Nationalparkteam.

 Hier wird ein Rückpferd im Tierchbruch beladen. Foto: Konrad Funk

Hier wird ein Rückpferd im Tierchbruch beladen. Foto: Konrad Funk

Foto: Konrad Funk

Waldarbeit mit Pferd und Seilbahn mag für viele Menschen im Zeitalter von Traktoren, Baggern und Vollerntern mühsam und überholt klingen. Und doch ist der Einsatz alternativer Transportmethoden im Nationalpark Hunsrück-Hochwald sinnig. So kamen bei der Renaturierung des Tierchbruchs Seilbahn und Rückepferde zum Einsatz. Das Tierchbruch liegt mitten im Kerngebiet des Nationalparks und ist umgeben von Buchenwäldern, die bereits zur Wildniszone des Nationalparks gehören.

Hier ist Natur schon Natur und hier gilt ein besonders hoher Schutz. Die gestörten Moore, im Hunsrück Brücher genannt, haben mit 13 Prozent der Fläche für den Nationalpark eine große Bedeutung und wurden dagegen bewusst als Entwicklungszone ausgewiesen. So besteht für einige Jahre die Chance, den Wasserhaushalt zu restaurieren und eine gute Ausgangssituation zu initiieren, damit die Moore sich dann selbst erhalten können, wenn man sie in die Wildniszone entlässt.

Auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald hat man die Auswirkungen des regnerischen Frühsommers gesehen. Die Waldböden waren durchnässt und in den vollen Wassergräben und -abläufen schoss das Wasser regelrecht zu Tal und ließ die Pegel in Bächen und Flüssen ansteigen. Bodenversiegelung, Bodenverdichtung und die Trockenlegung der Moore durch das systematische Anlegen von Entwässerungsgräben trugen ihren Teil dazu bei.

Intakte Moore dagegen sind nicht nur einzigartige Biotope und Lebensgrundlage für seltene Tier- und Pflanzenarten, sie sind auch große Wasserspeicher. Sie leisten durch ihre hohe Wasserspeicherfähigkeit einen wichtigen Beitrag zum Hochwasser- und Trinkwasserschutz. Sie nehmen Wasser auf wie ein Schwamm und bei Trockenheit geben sie es nur langsam wieder an die Umgebung ab. Ein Ziel des Nationalparks Hunsrück-Hochwald ist es, den Wasserhaushalt der einst trockengelegten Moore wieder zu restaurieren. Gemeinsam mit der Stiftung Natur und Umwelt, dem Verein Bergwaldprojekt oder auch anderen Institutionen wie "Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten" arbeiten Freiwillige und Ranger des Nationalparks an der Wiedervernässung von Mooren.

Um der moortypischen Vegetation, insbesondere den Torfmoosen, bessere Bedingungen für ihr Wachstum zu schaffen, werden bei einem solchen Projekt beschattende Baumbestände entlang der Entwässerungsgräben flächig gefällt. Dabei handelt es sich meist um künstlich angelegte Fichtenforste.

Danach werden die Gräben verschlossen, um den Wasserspiegel im Moor wieder anzuheben. Das heißt Werkzeuge, Bohlen, Bretter, Hackschnitzel und Sägemehl müssen in das gestörte Moor gebracht werden. Um die Natur und besonders den sensiblen Waldboden zu schützen, wurden dazu im Tierchbruch erstmals eine Seilbahn und Rückepferde eingesetzt. Methoden, die sich gar nicht als altmodisch, sondern als bodenschonend und gleichzeitig für die Beteiligten auch kräftesparend und effizient herausgestellt haben. Balken und Bretter schwebten entlang von Seilen durch die Bäume über die Fläche, ohne Spuren auf dem Boden zu hinterlassen. Über mehrere Tage transportierten kräftige Kaltblüter tonnenweise Füllmaterial in Säcken zu den Gräben, ohne dass der Waldboden oder das Moor verdichtet oder zerstört wurden. So wurden die Überbrückung der Wildniszone und damit ein Materialtransport bis an den Rand der Moore möglich, ohne schwere Maschinen.

 Per Seilbahn wird etwa Holz transportiert. Foto: Lotz/Nationalpark

Per Seilbahn wird etwa Holz transportiert. Foto: Lotz/Nationalpark

Foto: Lotz/Nationalpark

Von Hand wurden dann Holzwehre gebaut, Balken und Bretter im Boden versenkt und Gräben zugeschaufelt. Statt Maschinenmotoren hörte man nur ab und an ein leises Surren der Seile oder ein entspanntes Schnauben der Pferde . Spuren, die der Wald selbst wieder verwischte.

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