Matronenkult am Dollberg?

Otzenhausen. Nachdem die Ausgräber mit ihren Helfern der Wiaf GmbH die Ausgrabungsflächen am gallorömischen Tempel innerhalb der Festung beendeten, wandten sie sich einer neuen Forschungsfrage zu. Denn bei den Altgrabungen 1936 bis 40 wurde auf dem Burgplateau ansatzweise ein gallorömisch datiertes, rechteckiges Gräbchensystem entdeckt, welches einen Bereich unbekannter Funktion umschließt

 Fragment eines Weihesteins mit Kopf einer Matrone. Foto: Terrex

Fragment eines Weihesteins mit Kopf einer Matrone. Foto: Terrex

Otzenhausen. Nachdem die Ausgräber mit ihren Helfern der Wiaf GmbH die Ausgrabungsflächen am gallorömischen Tempel innerhalb der Festung beendeten, wandten sie sich einer neuen Forschungsfrage zu. Denn bei den Altgrabungen 1936 bis 40 wurde auf dem Burgplateau ansatzweise ein gallorömisch datiertes, rechteckiges Gräbchensystem entdeckt, welches einen Bereich unbekannter Funktion umschließt. Zur Lokalisierung des altbekannten Grabens wurden zwei Sondierungsgräben angelegt. Letzterer erbrachte überraschend behauene Sandsteinfragmente, wie sie auf dem Dollberg selbst unbekannt sind. Schnell war das Interesse der Archäologen geweckt und tatsächlich: Es fanden sich weitere, teils figural verzierte Sandsteine, die vermutlich einem Weihebezirk zuzurechnen sind. Das Beinfragment einer fast lebensgroßen Steinskulptur, sowie ein Fragment mit einer Fischdarstellung, erregten das allgemeine Interesse. Vor allem aber der Kopf einer vermutlichen Matrone lässt den Fachleuten Raum für erste Spekulationen. Die typische Darstellung der Haarpracht einer wohl weiblichen Figur deutet auf einen vor Ort ausgeführten Matronenkult. Bekannt war bisher, dass auf dem keltischen Ringwall Otzenhausen, nach dessen Auflassung um 50 vor Christus, weiterhin Kult-Rituale betrieben wurde. Neu ist nun jedoch, dass neben dem bisher bekannten, kleinen steinernen Tempelbau ein Weihebezirk vermutlich mit Weihesteinen für die Götter und Altäre für Opferzeremonien stand. Ob und wieweit sich dieser erste Hinweis erhärtet, werden weitere Ausgrabungen im nächsten Jahr erbringen. Dann soll auch der Frage nach dem mysteriösen Gräbchensystem und dessen Funktion weiter nachgegangen werden. Der Matronenkult war die Verehrung von Muttergottheiten, den Matronen. Er fand vornehmlich durch römische Legionäre Einzug in unsere heimischen Gebiete. Vor allem die Eifel weist eine Konzentration solcher Kultstätten auf, wie Bonn, Eschweiler, Nettersheim und Geuenich. Die Darstellung der Matronen deutet auf das zyklische Geschehen in der Natur, den Jahreszeiten, den Gestirnen und im Leben der Frauen hin. red

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