Aktionstag im Keltendorf Kulinarische Kelten-Küche in Otzenhausen

Otzenhausen · An einem Aktionstag erwachte das Keltendorf wieder zum Leben. Besucher konnten Gaumengenüsse der Vorfahren kennenlernen.

 Werner und Monika Malburg brachten den Besuchern die keltische Brotbackkunst näher.

Werner und Monika Malburg brachten den Besuchern die keltische Brotbackkunst näher.

Foto: Marion Schmidt

Eine kulinarische Zeitreise in die Vergangenheit erlebten die Besucher im Keltenpark in Otzenhausen. Im Keltendorf hatten sich Werner und Monika Malburg sowie Christian Havenith in den historisch nachempfundenen Handwerksgebäuden für einen Tag häuslich eingerichtet. In historische Gewänder gekleidet erwarteten sie an ihren Ständen die Besucher, die mit allen Sinnen in die rekonstruierte Geschmackswelt der Kelten eintauchen konnten.

Bei Werner und Monika Malburg ging es heiß her. Denn sie demonstrierten, wie vor 2000 Jahren das Brotbacken praktiziert worden sein könnte. Seit acht Jahren engagiert sich das Paar aus Primstal im Verein Die Hochwaldkelten. „Ich habe mich immer schon für Ausgrabungen und das Leben in der Antike interessiert. Über die Mitarbeit im Verein bekommt man ein authentisches Gefühl für die Geschichte“, schwärmte Monika Malburg, während Gatte Werner den Brotteig für den Backvorgang vorbereitete. „In der Brotbackkunst hat sich nicht viel geändert. Damals wie heute kann man wunderbar aus Wasser, Salz und Mehl ein Brot backen“, erklärte er und formte aus einem Dinkelteig kleine Brotlaibe. Gebacken wurde in einem massiven dickwandigen Backofen aus Lehm. Das Feuer brannte direkt in der Backkammer. „Wenn das Feuer runtergebrannt ist, kommt die Glut heraus. Das Brot wird dann wie früher mit der verbliebenen Hitze des Ofens auf dem Stein gebacken“, erläuterte Werner Malburg.

 Christian Havenith präsentierte keltische Slowfood-Küche.

Christian Havenith präsentierte keltische Slowfood-Küche.

Foto: Marion Schmidt

Gegenüber hatte Christian Havenith aus Wassenach in einem offenen Handwerksgebäude seinen Stand des Projektes „Deprosagilos“ aufgebaut. Der Projektname bedeutet aus dem Keltischen übersetzt etwa „Schmaus-Sucherlein“. Havenith lockte die Besucher mit Kostproben eines keltischen Menüs an. In keltischem Gewand stand er hinter seinem Buffett und konnte es kaum erwarten, aus dem Nähkästchen zu plaudern über die Küche der Kelten: „Archäologen haben bei Ausgrabungen im Hunsrück verkohlte Gebäckkringel gefunden. Nach einer Analyse der Inhaltsstoffe konnte man ein Rezept rekonstruieren, das uns das Gebäck der Kelten kulinarisch näherbringt.“

Auf einem Tisch präsentierte er den zahlreichen Gläsern verschiedenen Gewürze, Kräuter und Hülsenfrüchte, die in der Küche der Kelten eine wesentliche Rolle gespielt haben dürften. Bei ihm konnten die Besucher auch gleich ein ganzes keltisches Menü kosten. Ein Linsengericht mit Getreideflocken, Kräutern und Essig angemacht, dazu in Senföl eingelegter Sauermilchkäse und Rettichscheiben. Das frühzeitliche Gericht kam bei den Besuchern bestens an.

„Anhand von gefunden Resten von Knochen, Hülsen und Linsen konnten die Forscher Rückschlüsse auf den keltischen Speiseplan ziehen. Kartoffeln gab es damals noch nicht. Fleisch wurde in geringen Mengen konsumiert. Hülsenfrüchte, die wertvolles pflanzliches Eiweiß liefern, waren typisch für die Kelten“, erläuterte Christian Havenith. Bei Ausgrabungen im österreichischen Salzbergwerk Hallstad hätten Archäologen menschliche Exkremente gefunden. Deren Analyse erlaubte Rückschlüsse auf die Nahrung der Kelten. „Diese Forschungsergebnisse haben auch belegt, dass das Ritschert das älteste überlieferte Gericht ist. Gekocht wurde es schon damals aus Bohnen, Hirse und Schweinefleisch“, wusste der keltische Nahrungsexperte zu berichten. „Die keltische Küche war eindeutig eine Slowfood-Küche und alles andere als Fastfood. Die Kelten kochten ausschließlich mit regionalen Produkten, also sehr ökologisch orientiert. Da können wir uns heute wirklich eine Scheibe von abschneiden.“

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