Keltische Kultur in Otzenhausen

Otzenhausen. "Vicia faba", die Dicke Bohne der Kelten, war gar nicht dick, vergleicht man sie mit den heutigen Bohnen. "Im Laufe der Zeit sind größere Züchtungen gelungen", informierte Christa Lehmann die neugierig fragenden Besucher, die die Urform dieses Lebensmittels mit Händen greifen konnten

Otzenhausen. "Vicia faba", die Dicke Bohne der Kelten, war gar nicht dick, vergleicht man sie mit den heutigen Bohnen. "Im Laufe der Zeit sind größere Züchtungen gelungen", informierte Christa Lehmann die neugierig fragenden Besucher, die die Urform dieses Lebensmittels mit Händen greifen konnten. Die keltisch gekleidete Dame war am Sonntag am Stand des Arbeitskreises Landwirtschaft in der neu gebauten Arena am Fuße des Ringwalles anzutreffen, wohin der Freundeskreis Keltischer Ringwall in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nonnweiler zu einem Informations- und Aktionstag eingeladen hatte. Auch die in Schalen aufbewahrten alten Getreidearten durften die Gäste durch die Finger rieseln lassen. "Emmer zum Beispiel wird heute wieder angebaut", erzählte die Keltin. "Und Bier, das gut schmeckt, wird ebenso davon gebraut."Der Tag hatte am Vormittag mit einer Erlebniswanderung zum Ringwall begonnen, der unter Leitung von Marc Christian Klein stand und an dem sich rund 30 Personen beteiligten. Die Arbeitsgruppen des Freundeskreises versetzten die Besucher in die vorchristliche Zeit zurück, in der die Kelten den Dollberg besiedelten. Mit nachgebildeten Bogen konnten Erwachsene und Kinder mit Pfeilen auf Strohbündel schießen. David Kossmann von der Arbeitsgruppe: "Bogenschießen ist heute eine viel gefragte Sportart." Jean Collin ("Ich bin Schmied und experimenteller Archäologe") präsentierte einen Tisch voller nachgebauter Funde, zum Beispiel Getreidesicheln, Haumesser, Scheren und Dolche. Freunde der keltischen Kultur flochten aus Weidenruten Körbe, während Axel C. Groß mit Freude von der nachgebauten "Otzenhausener Fußschale" erzählte: "Gefunden wurden nur fünf Scherben, wie die Schale ausgesehen hat, konnten wir herausfinden." Sie sei um 400 vor Christus in Gebrauch gewesen und habe als Grabbeigabe oder kultischen Zwecken gedient. Aus dem aus Strohlehm und Weidengeflecht gefertigten keltischen Kuppelofen dufteten unterdessen Brotfladen. Myriam Lehmann hatte sie aus einem Dinkel-Vollkorn-Hefeteig geformt. Hochinteressant ging es im Textil-Arbeitskreis zu. Dort staunten die Besucher über die alten Webtechniken wie Kamm- und Brettchenweben. "Die Kelten hatten kein Spinnrad, sie arbeiteten ausschließlich mit einem Spinnwirtel", erzählte eine bunt gekleidete Keltin. Gefärbt wurde die Wolle unter anderem mit Ginsterblüten und Birkenblättern. Die rote Farbe kam von der heute kaum noch bekannten Krappwurzel. Besonders Kinder machten von dem Angebot Gebrauch, keltische Wände im Miniformat nachzubauen. Sie befestigten dicke und dünne Rundhölzer mit Bast, füllten die Zwischenräume mit Flechtwerk aus und strichen sie mit Strohlehm zu. "Der Freundeskreis ist ein wichtiger Partner der Gemeinde", lobte Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth (parteilos) seine vielen Aktivitäten. Der Bau des Archäoparks am Fuße des Ringwalles erfolge in drei Phasen. Die ersten Gebäude sollen 2013 entstehen. Das Projekt sei auf vier bis fünf Jahre angelegt.

Der Rathauschef möchte die Arena, die ihre Form schon angenommen hat, zu einer kulturellen Begegnungsstätte machen. Michael Koch, der Vorsitzende des Freundeskreises, sieht in dem Park die Möglichkeit, "den Menschen die keltische Kultur zu vermitteln und ihnen zu zeigen, dass das Leben früher anders war als heute".

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