Kelten im Hochwaldraum betrieben Handel bis nach Rom

Schwarzenbach · Im Hochwaldraum betrieb die frühe keltische Gesellschaft einen Warenaustausch bis in mediterrane Gebiete. Vor 80 Zuhörern im Schwarzenbacher Kolpinghaus beleuchtete der Archäologe Thomas Fritsch „Wagen und Transport in der Eisenzeit“. Zudem wies er ein Verkehrswegenetz rund um den keltischen Ringwall von Otzenhausen nach.

 Thomas Fritsch bei seinem Vortrag in Schwarzenbach. Foto: FAber

Thomas Fritsch bei seinem Vortrag in Schwarzenbach. Foto: FAber

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Der Archäologe Thomas Fritsch dreht eingangs seines Vortrags "Wagen und Transport in der Eisenzeit" die Zeit weit zurück. Im Jahre 500 vor Christus ist der Hochwaldraum dünn besiedelt, wirtschaftlich gesehen ohne Handelskontakte. "Mit wem sollten sie also ihre Waren tauschen?", so Fritsch fragend. Es sei ja nicht viel vorhanden gewesen, um Handel zu treiben. Was sich 100 Jahre später in der Blütezeit schlagartig ändert. Da die Besiedlung sich explosionsartig entwickelt habe, spricht der Referent von einer Kolonisation. Das vorhandene Erzvorkommen wird entdeckt, genutzt und vermarktet, der Warenaustausch beginnt.

"Die Handelswege führten über die Alpen in den Rhein-Mosel-Hochwaldraum", erklärt Fritsch. Importiert werden zudem Waren von mediterraner Güte. In der späten Eisenzeit reichen die keltischen Handelskontakte bis zur aufstrebenden römischen Republik. "Die Handelsrouten gehen über Südfrankreich", so der Dozent. Als konkrete Handelsware exportieren die Kelten Halb- und Fertigprodukte, wie Waffen und Schmuckstücke. Als etruskische (griechische) Importe in der frühen Latènezeit (400 vor Christus) nennt Fritsch Geschirr, Gefäße und metallene Luxusgüter. "Dies belegen etliche Funde, wie die Trinkhörner und Schnabelkannen, die wir in den Fürstengräbern in Schwarzenbach , Theley und Gehweiler entdeckt haben", meint der Grabungsleiter Ringwall der Terrex gGmbH.

In spätkeltischer Zeit taucht Wein als Luxusgut im Hochwaldraum auf. "In Amphoren ist der Wein per Schiff über Italien, Marseille transportiert worden", sagt Fritsch. Andere Lebensmittel seien nicht nachweisbar. Er unterscheidet in Wasser- und Landtransport. Hierzu bauen die Kelten einen sogenannten voll lenkbaren Drehschemelwagen.

Der Ringwall in Otzenhausen liegt als Machtzentrum verkehrstechnisch topografisch an einem Knotenpunkt zwischen Saarbecken und den Fernwegen, mit Anbindung an die Siedlungsgebiete. Das hat Fritschs Luftbildauswertung ergeben, die mittels Lidar Airborne Scanning Methode (siehe Infobox) erstellt worden ist. "Entlang der Hügelgräber gibt es Bündel paralleler Trassen", informiert Fritsch. In Waldgebieten seien die Wege nachweisbar. "Über die Höhen führen die Wege an Fundstellen vorbei und laufen auf die Siedlungsgebiete zu", erläutert er. Dagegen sei das römische Straßennetz zentral gestaltet und nach wirtschaftlichen und militärischen Bedürfnissen angelegt worden. "Es ist die erste Studie, die in diese Richtung geht. Mit ausreichend Details kann man schon viel herausfinden", so Fritsch. Die Studie sei sehr hilfreich, um die Rekonstruktion der keltischen Region um den Ringwall besser zu verstehen.

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Hintergrund Airborne Laserscanning-Systeme werden in Flugzeuge oder Helikopter eingebaut und dienen der Erstellung von digitalen Gelände- und Oberflächenmodellen. Ein Laser scannt beim Überfliegen das Terrain ab und registriert die Entfernung zu allen erfassten Objekten durch die Messung der Laufzeit des Signals. Sie sind daher eine geeignete Ergänzung zur Luftbildfotografie, die zwar farbige Bilder liefert, aber aufwendig nachbearbeitet werden muss, um Höheninformationen abzuleiten. Bessere Scanner können mehrere Reflexionen und deren Intensität eines einzelnen Laser-Pulses detektieren und so etwas über Waldgebieten sowohl die Baumkronen als auch den Boden erfassen. Zum Einsatz kommt eine Methode zur optischen Abstandsmessung, die als Lidar bezeichnet wird. Quelle: Wikipedia

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