Fastnacht Frauen feiern Faasend mit Messe und Marionetten

Sitzerath · In Sitzerath ging es nach der Kirche in die Benkelberghalle. Dort gab es einen närrischen Programm-Mix mit Tanz und Reden.

 Im Puppentheater erfreute der Tanz der Marionetten das Narrenvolk im Saal.

Im Puppentheater erfreute der Tanz der Marionetten das Narrenvolk im Saal.

Foto: Erich Brücker

Närrische Freude herrschte bei der Katholischen Frauengemeinschaft im Hochwaldort. Mit Humor und Frohsinn feierte sie ihre Frauenfaasend. Angefangen hatte die Sause mit einem närrischen Gottesdienst unter dem Motto „Aus dem Rahmen fallen“ in der Pfarrkirche, zelebriert von Pastor Josef Leininger. Er hatte sich sicherlich über den außergewöhnlich hohen Zuspruch in seinem Gotteshaus gefreut, schließlich ist das nicht alle Sonntage so. Der Vorstand der Frauengemeinschaft war in die Rolle der Messdiener geschlüpft, Gesprächspartnerin war Annerose Schmitt, die Clowns August und Beppo spielten Hiltrud Spohn und Gisela Stroh. „Aus dem Rahmen fallen könne man aus heiterem Grund, zum Beispiel an der Faasend, weil das dann nahezu alle tun, aber auch aus ernsten Gründen“, sagte Clown Beppo. Als ein eher negatives Beispiel für Unmut prangerte August an: „Die hohen Herren in unserem Bistum sind gewaltig aus dem Rahmen gefallen mit ihrem Vorhaben, die kleineren Pfarreien auszumerzen.“ An Weihnachten war in Sitzerath kein Pastor für eine Messe zu kriegen, also nix mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen. „Gottlob hat der Papst den Ackermann gestoppt“, so Beppo, „sonst hätten wir auch heute keinen. Der Leininger wäre wohl in der Wallachei. Hier in der Kirche ist unser Rahmen, da wollen wir bleiben, basta, Amen.“

Den musikalischen Part hatte an der Orgel Michael Ludwig übernommen, unterstützt wurde er von der Liveband Trio 4 You, die auch mit dem Kölschen Lied „Denn wenn das Trömmelche geht“ den Gottesdienst stimmungsvoll eingeläutet hatte.

Dann ging es in die Benkelberg-Narrhalla. Dort wurde närrisches Unterhaltungsprogramm mit schwungvollen Tänzen, humorigen Sketchen und witzigen Büttenreden unter der Moderation von Hiltrud Spohn und Gisela Stroh abgespult. Der Dank des Publikums waren lautstarker Beifall und tosende Raketen.

Eine Dorfemanze ließ sich zu einem Loblied auf die Männerwelt hinreißen. Denn hinter jedem starken Mann, stehe eine noch stärkere Frau. Da Pastor Leininger alleine ist, brauche er Unterstützung von den Sitzerather Frauen. Den Landrat erinnerte sie daran, mehr Frauen in Führungspositionen zu hieven, immerhin könne eine Frau gleich fünf Männer ersetzen. Außerdem sei ohne Frauen kein Staat zu machen. So manch weiteren spitzzüngigen Narrenpfeil schoss sie treffend und pointenreich auf die Männerwelt ab.

Viel Talent in der Sitzerather Bütt bewies zum wiederholten Mal Landrat Udo Recktenwald (CDU), der Kalauer und Witze über Gott und die Welt zum Besten gab, sein trautes Heim samt Ehefrau aber auch nicht aussparte. Die zwölf Mädels der Showtanzgruppe Kastel hielten mit einem schmissigen Tanz die Stimmung auf Betriebstemperatur. „Biste krank und kannst Du nicht mehr alleine aufs Klo, vielleicht putzt ein Roboter Dir ab den Popo“, unter diesem Motto zeigte eine Krankenschwester mit ihrer Patientin, wie es zukünftig im Altersheim oder Krankenhaus mit der Pflege zugehen kann. Schließlich lebten wir im Zeitalter von Alexa, Robbi, Siri und Co.

Aus Köln angereist, jetzt in Sitzerath zu Hause, war eine kritische Seniorin erstmals in der Bütt. Über dies und das, vornehmlich die große und kleine Politik, wollte sie berichten. Sie kritisierte das Aufstellen der Windräder auf dem Benkelberg. Zudem ließ sie kein gutes Haar an der Männerwelt, hatte aber andererseits lobende Worte für alle ehrenamtlichen Vereinsmeier übrig. Beim nächsten Auftritt machte eine Gruppe von zehn Frauen einen Abstecher ins Puppentheater und führte dort mit musikalischer Begleitung einen Tanz ihrer Marionetten auf.

„Was machst Du? Was denkst Du? Schaffst Du was?“ Solche und ähnliche Fragen musste ein Ehemann über sich ergehen lassen. Die Antwort war immer: „nix“. Schließlich war der feine Herr den ganzen Tag über faul. Von dem Gemotze genervt, verließ er das Haus, woraufhin die Ehefrau ihre Freundinnen zum Kaffeeklatsch einlud. „Endlich ist er weg“, so der Jubel. Ein weiteres Ehepaar hatte keinen Streit, oder doch? Schließlich ist für die Dame des Hauses der Kanarienvogel das Ein und Alles. Er ist nur der Depp.

Als Damen im Alter von etwa 50 bis 60 legten die Golden Girls 2.0 trotz Kittelschürze und Haarwickler zur Musik von „Thriller“ (Michael Jackson) und „Staying alive“ (John Travolta) eine flotte Sohle aufs Parkett. Das Männerballett bewegte sich zur Musik der Musicals „Hairspray“ und „Rocky Horror Picture Show“ graziös über die Narrenbühne. Abschließend kamen zum Finale alle Akteure auf die Bühne.

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