Haute Couture nach Keltenart

Schwarzenbach · Das Keltendorf in Otzenhausen ist menschenleer, die Hochwaldkelten sind ausgezogen. Über die Wintermonate bereiten sich die Akteure des Freundeskreises keltischer Ringwall auf die Spielzeit im kommenden Jahr vor. Am Samstag war ein Bastel- und Werkeltag im Schwarzenbacher Freihof. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag inklusive Workshop zur Herstellung keltischer Kostüme.

 Der Stoff wird ausgebreitet, danach kann es mit dem Nähen losgehen. Foto: Frank Faber

Der Stoff wird ausgebreitet, danach kann es mit dem Nähen losgehen. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Verteilt über das Jahr haben die Hochwaldkelten und zahlreiche Besucher mit ihren mit Met gefüllten Hörnern im Otzenhauser Keltendorf angestoßen. Bei insgesamt 28 Veranstaltungen waren die Akteure im Einsatz, wobei die keltische Kultur viele neue Fans und der Freundeskreis keltischer Ringwall 35 Neuzugänge gewonnen hat. "Zehn davon machen in den Darstellergruppen mit", freut sich der Vereinsvorsitzende Michael Koch. Den Zuwachs führt er darauf zurück, dass dem Verein mit der offiziellen Eröffnung des Keltenparks ein fester Ort zur Verfügung steht, den er auch bespielen kann. So hat sich Yvonne Treis nach ihrem Umzug von Baden-Württemberg an die Mosel der Keramikgruppe angeschlossen. Auch Stefan Krämer aus Otzenhausen und seine neunjährige Tochter Angelique-Sophie sind neu dabei. "Dass man nichts mit neuen, sondern viel mit alten Sachen macht, finde ich am besten", meint die Nachwuchs-Hochwaldkeltin.

Beim Bastel- und Werkeltag im Schwarzenbacher Gasthaus Freihof unternimmt Marled Mader während ihres Vortrags eine Kulturreise durch die Mode. Den Fokus ihrer Ausführungen legt sie auf die museumsdidaktische Arbeit und den Spannungsbogen zwischen Originalfund und Rekonstruktion. "Aufgrund der fehlenden Haltbarkeit des verwendeten Materials für Kleidung gibt es nur wenige archäologische Funde", erklärt sie. In der Eisenzeit (von 800 bis 15 vor Christus) trugen die keltische Frau und der Mann Tuniken aus Wollstoff. "Die Tunika besteht aus einem großen Stück Stoff und hat einen einfachen Schnitt", berichtet Hochwaldkeltin Mader. In verschiedenen Ländern haben sich Frauen bis ins frühe Mittelalter mit dem Peplos gekleidet. "Den Peplos kann man sich wie einen Stoffschlauch vorstellen, der mit einer einzigen Naht zusammengenäht wird", so die Modefachfrau. Die Hose für den Mann habe aus zwei Rechtecken bestanden, die in der Mitte mit einem Zwickel zusammengenäht war. "Ein weiteres Exemplar war wie eine aus Stoffstücken zusammengesetzte Strampelhose", ergänzt Mader. Als Nähtechniken stellt sie den Vor- , Saum- und Überwendlinksstich vor. "Bei der Herstellung von Kleidungsstücken gilt zu beachten: Nicht alles, was denkbar ist, könnte auch so gewesen sein", betont sie zur Herangehensweise.

Im Anschluss an den historischen Modetrip wird die theoretische Nähanleitung in die Tat umgesetzt. "Wir bereiten uns damit schon auf die kommende Saison im Keltendorf vor", sagt der Vereinsvorsitzende Koch. Wichtig sei, dass die Mitglieder im Keltenpark die ersten wahren Erfahrungen gemacht hätten. "Bei Werkeltagen tauschen wir uns aus, lernen neue Techniken kennen und wir können weitere Projektideen besprechen", so seine Zielsetzung. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde belebt der Förderverein das Keltengehöft und hilft bei der Weiterentwicklung und der Programmerstellung.

hochwaldkelten.de

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