Fachtagung Grundwerte menschlichen Miteinanders

Nonnweiler · Ein Fachtagung über das Gute und Böse in der Welt nahm vier Aspekte rund um das Thema in den Fokus, darunter auch den sozialen.

 Die Redner, Florian Penner (links) und Oliver Strauch, stellten ihre Projekte und Visonen für eine friedlichere und menschwürdigere Welt vor.

Die Redner, Florian Penner (links) und Oliver Strauch, stellten ihre Projekte und Visonen für eine friedlichere und menschwürdigere Welt vor.

Foto: Frank Faber

Fünf Referenten, vier Vorträge: Bei der Fachtagung in der Nonnweiler Kurhalle wurde das Thema „Die Rückkehr des Bösen in die Gesellschaft — und was wir Gutes dagegen tun können“ in vier Dimensionen beleuchtet. Hintergrund: Das Klima in Europa ist rauer geworden, respektloser, teilweise hasserfüllt. National Sozialistischer Untergrund (NSU), Anschläge auf Flüchtlinge und Demokraten erschrecken die Gesellschaft ebenso wie das Erstarken rechter und autoritärer Parteien in ganz Europa. Das geht uns alle an: Bürger, Schule, soziale Arbeit, Verbände und Politik, meinen die Veranstalter: der freie Jugendhilfeträger Idee.on aus Otzenhausen in Kooperation mit der Arbeitskammer des Saarlandes, der Europäischen Akademie Otzenhausen und der Arbeiterwohlfahrt Saarland. Aber was passiert da eigentlich?

Die Autorin und Philosophin Ina Schmidt erklärt: „Auch das, was wir nicht kennen, was uns fremd oder ungewohnt erscheint, empfinden wir schnell als Bedrohung für unsere bestehende Welt“. Dazu müssten moralische Grundkonzepte als Maßstab entwickelt werden „In den Gesprächen ist es versäumt worden klarzustellen, dass die Zuwanderung schon ein Wert ist“, so Schmidt. Zu schnell würden Gespräche abgleiten und deshalb zu Missverständnissen führen. Und was können beispielsweise Sozialarbeiter dagegen tun? „Selber die Grundwerte für ein menschliches Miteinander vorleben und an Schulen gemeinsame Projekte organisieren, ich denke, dass die Jugend da mitmacht“, sagt Schmidt überzeugt vor den 100 Tagungsteilnehmern.

Das Handeln und Helfen in der sozialen Arbeit war Thema von Birgit Luhmann, der pädagogischen Direktorin der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Saarland. Mehr 700 000 Menschen arbeiten in der Jugendhilfe, das ist mehr als in der Autoindustrie. Die Jugendhilfe sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wogegen nichts einzuwenden sei. „Es geht aber nicht um die in der Mitte der Gesellschaft, sondern um jene, die am Rande der Gesellschaft stehen“, so Luhmann. Sie gibt zu bedenken: „1,5 Millionen Mädchen und Jungs leben von Transferleistungen (Hartz IV)“. Armut bedeute Stress, weshalb sie eine professionelle Jugendhilfe die sich sozial-politisch einmischt, für notwendig hält. Die Jugendhilfe der Zukunft sieht sie sozial, gesellschaftspolitisch und streitbar. „Die Jugendhilfe darf nicht in der Fallarbeit enden, die Aufgabe ist ein gesellschaftliches Mandat, dafür ist die Jugendarbeit da“, so die Psychologin.

Kurz unternimmt sie noch einen Exkurs zu Ausführungen des israelischen Autors und Psychologen Ahmad Mansour. Der behauptet: „Im Augenblick sind die Salafisten die besseren Sozialarbeiter“. Sie bedienen die Bedürfnisse der Jugendlichen. Sie holen sie dort ab, wo sie zuweilen orientierungslos stehen. Sie machen sich die Mühe, in einer Sprache zu sprechen, die diese Jugendlichen verstehen. „Sie bedienen die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und werten jeden damit persönlich auf“, meint Luhmann. Die Rolle des Kapitalismus hat Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck unter die Lupe genommen, den kulturellen Part haben „Die Redner“, Florian Penner und Oliver Strauch, vertreten.

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