Vernissage Die Hüttenindustrie auf Leinwand verewigt

Otzenhausen · Bilder des Malers Walter Bernstein sind jetzt in der Europäischen Akademie zu sehen.

 Der Laudator Delf Slotta (links) hält einen Kittel des Malers in der Hand.  Roman Uwer, Vorsitzender der Förderstiftung, zeigt ein Porträt an der Original-Staffelei von Walter Bernstein.

Der Laudator Delf Slotta (links) hält einen Kittel des Malers in der Hand.  Roman Uwer, Vorsitzender der Förderstiftung, zeigt ein Porträt an der Original-Staffelei von Walter Bernstein.

Foto: Erich Brücker

Mit einer Vernissage ist eine Bilderausstellung des Industrie-Malers Walter Bernstein dieser Tage bei etwa 50 geladenen Gästen in der Europäischen Akademie Otzenhausen offiziell eröffnet worden. In den kommenden Wochen können Besucher dort eine Auswahl der typischen Werke des saarländischen Industrie-Malers, der seinen Blick hauptsächlich auf die saarländischen Bergwerks- und Hüttenwerkindustrie sowie seine Menschen in diesem Umfeld gerichtet hatte, in Augenschein nehmen.

Für diese Ausstellung hat die Stiftung Europäische Kultur und Bildung die Federführung übernommen. Die Förderstiftung Walter Bernstein stellte diese Werke, die hauptsächlich aus dem Bestand der Gemeinde Schiffweiler stammen, zur Verfügung. Zudem ist dort als besondere Attraktion die Original-Staffelei des Malers ausgestellt.

„Mit dieser Ausstellung können wir wiederum ein Stück weit an Walter Bernstein erinnern. Gleichzeitig hegen wir die Hoffnung, neue Freunde für die Kunst dieses herausragenden Malers gewinnen zu können“, betonte Roman Uwer, der Vorsitzende der Förderstiftung Walter Bernstein. Die Förderstiftung habe den Zweck, das künstlerische Erbe von Walter Bernstein zu pflegen, gegebenenfalls zu erweitern und mit Ausstellungs- und Ausleihetätigkeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein weiteres Ziel der Stiftung ist es, die Kreativität von Kindern und Jugendlichen zu fördern.

Delf Slotta, Direktor des Instituts für Landeskunde im Saarland, klärte die Gäste über das Leben und Werk des Malers auf, der am 17. Juni 1901 in Neunkirchen/Saar geboren wurde. Zum Arbeiten ist er nicht in der Industrie gelandet, seinen Lebensunterhalt verdiente er sich nicht mit Kohle und Stahl, wie es Tausende von Menschen in dieser Zeit taten. Farben interessierten ihn. Nach einer Maler- und Anstreicherlehre studierte er bildende Kunst zunächst in Nürnberg und dann in Berlin. Er war Schüler von Käthe Kollwitz (1930) und lebte später in Rom, machte als Selbständiger von 1931 bis 1938 auf sich aufmerksam. Er war zunächst also nicht heimatverbunden. Erst nach dem Krieg zog es ihn ins Saarland zurück. Er lebte in Schiffweiler, heiratete dort 1947 seine Frau Maria Zewe. „Walter wurde ein besessener Maler, fand seine Motive überall. In der gewohnten Umgebung seines Heimatortes, auf der Grube, in der Hütte und auf dem Fußballplatz“, hob Slotta hervor. Neben der Industrie als Element in der Landschaft, die ihn also inspirierte, beschäftigte er sich zudem noch mit dem Menschen und malte ihn auf dem Weg zur Arbeit, am Arbeitsplatz, zusammen mit der Familie und Freunden, auch in der Freizeit. „Bernstein schaffte ein präzises Abbild der Wirklichkeit seiner Region“, fasste Slotta zusammen. Mensch und Technik in allen Ausprägungen, industrielle Milieus, Stimmungen, Landschaften, Industriebetriebe, markante Objekte. Zugleich bedauerte Slotta, dass dieses unglaubliche Werk von Bernstein, der damit viel handwerkliche Qualität hinterlassen hat, zu wenig wert geschätzt werde, im Saarland und darüber hinaus. Gestorben ist Bernstein, der trotz seines erfolgreichen Schaffens dennoch ein sehr bescheidener Mensch war, am 26. März 1981.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort