Der Star mit der Tuba

Primstal · In der Regel sitzen die Tubisten in der letzten Reihe eines Orchesters, nicht so dieser Tage in Primstal. Barfuß und ganz in schwarz zeigte Andreas Martin Hofmeir, was mit seinem Instrument so alles möglich ist.

 Andreas Martin Hofmeir stand mit der Tuba im Vordergrund. Foto: Bernhardt

Andreas Martin Hofmeir stand mit der Tuba im Vordergrund. Foto: Bernhardt

Foto: Bernhardt

Der Star des Abends steht in schwarzer Hose und schwarzem Hemd barfuß in der dunkelsten Ecke der Mehrzweckhalle und wartet geduldig auf seinen Auftritt, während das große Orchester der beiden Pfarrkapellen aus Schwarzenbach und Primstal schon mal die ersten Stücke spielt. Es sind mit "Music for life" von Philip Spark und Satoshi Yagisawas "Machu Picchu" zur Eröffnung gleich zwei längere, anspruchsvolle Werke der symphonischen Blasmusik . Sowas kann dauern, aber der Mann in der Ecke steht und hört aufmerksam zu, während er sein imposantes Musikinstrument vor sich auf den Schalltrichter gestellt hat. Das Warten macht ihm augenscheinlich nichts aus, denn auch das hat er gelernt. Der Mann spielt Tuba . Und da die Musikliteratur nicht gerade überbordet vor Stücken, in denen die Tuba den Ton angibt, müssen Tubisten in der Regel immer eine ganze Weile ausharren, bis sie zu ihren meist kurzen Einsätzen kommen.

Instrumentalist des Jahres

Insofern ist es ein großes Wunder, dass einer, der die dicke Tuba spielt, zum Star avanciert. Andreas Martin Hofmeir hat dieses Wunder vollbracht. 2013 wurde er als erster Tubist überhaupt "Instrumentalist des Jahres" und war Gewinner des renommierten Echo-Klassik-Preises, der wichtigsten Musik-Auszeichnung in Europa überhaupt. Wenn so einer, der nebenher auch noch Professor am Salzburger Mozarteum ist, sich die Ehre gibt und mit einem Dorforchester musiziert, sagt das Zweierlei aus: Zum einen ist so ein Star ziemlich frei von Allüren. Und zum anderen: Das Dorforchester muss schon auf einem großartigen Level spielen, um mit einem Vollblutmusiker wie Hofmeir mitzuhalten. Was bei dem großen Orchester der beiden Pfarrkapellen unter der Leitung von Mario Düpre zweifellos der Fall ist.

Großer Beifall der 500 Besucher in der Halle brandet auf, als sich Hofmeir zu den übrigen Musikern auf die Bühne gesellt. Doch der barfüßige Solist aus Bayern schraubt die Erwartungen des Publikums gleich herunter: "Mit Tubisten ist kein großer Staat zu machen." Überhaupt sei die Tuba "für Leute, die gerne hinten sitzen". Dass er damit in die erste Reihe kam, nun, eine rein ökonomische Überlegung. Antonin Dvoraks 9. Symphonie beinhalte beispielsweise etwa 20 000 Töne für Geiger, aber nur sieben Töne für die Tuba . Dasselbe Gehalt bei Geiger und Tubist zugrundegelegt, bedeute dies, dass der Geiger 1,5 Cent pro Ton verdiene, der Tubist aber 21,43 Euro.

Nach diesem Rechenbeispiel geizt der Mann an der Tuba allerdings nicht mit Tönen. "Concertino for Tuba " und der "Czárdás" von Vittorio Monti lassen ihn sogleich zu Hochform auflaufen. Zugleich sprechen beide Stücke für die große Professionalität von Orchester und Solist, die sich zuvor nur bei einer einzigen Probe begegnet waren. Der Solist fügt sich ein, und an anderer Stelle ist das 50 Musiker starke Ensemble bereitwillig in der Lage, ihm zu folgen.

Hofmeir ist angetan von den Musikern. "Man kann es sich nicht vorstellen, dass in zwei Orten dieser Größe so ein Orchester zustandekommt."

Ein Jubiläum schwingt mit

Das Konzert in Primstal ist Abschluss und Höhepunkt zugleich für die Feiern zum 60. Geburtstag der Schwarzenbacher Pfarrkapelle. Landrat Udo Recktenwald als Schirmherr der Veranstaltung nennt das Orchester "ein kulturelles Juwel mit einem Ruf, der weit über die Region hinausgeht". Auch er erinnert sich gern an die erstklassigen Gäste, die man hier immer mal wieder zu den verschiedensten musikalischen Anlässen begrüßte.

Im zweiten Teil des Konzert verlassen die Musiker den rein sinfonischen Teil der Blasmusik und wenden sich mehr leichteren Themen zu: "2nd Suite for Band" von Alfred Reed mit Tango und dem Paso Doble "A la Corrida", gefolgt vom kubanischen Nationaltanz "Danzón No. 2" von Arturo Márquez.

Zum kongenialen Abschluss mit dem Solisten gibt es dann zwei richtige, vom Dirigenten selbst arrangierte Ohrwürmer: "En Aranjuez con tu Amor" aus der Feder von Joaquín Rodrigo und "Tico Tico" von Zequhina de Abreu. Das schreit regelrecht nach Zugabe, die denn auch prompt gewährt wird.

Und schließlich macht der Stargast deutlich, dass er in der Hochwaldgemeinde noch längst nicht alle Register seines breit gefächerten Könnens gezogen hat. So ganz nebenbei lässt er einen autobiografischen Text aus einem Buch einfließen, dessen Erscheinen unmittelbar bevorsteht. Dieses wiederum ist die Grundlage einer musikalischen Lesung unter dem Titel "Kein Aufwand". Die geht am 5. März in der Nonnweiler Kurhalle über die Bühne. Nach dem Musiker Hofmeir, der sich immer wieder wortgewandt ans Publikum wendet, kommt dann der Kabarettist Hofmeir, der seine Wortbeiträge mit Tuba-Tönen untermalt.

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