Den Wald auch als Wirtschaftsfaktor sehen

Otzenhausen · Die Wirbelstürme Vivien und Wiebke im Jahre 1990 gelten als Geburtshelfer der Forstbetriebsgemeinschaft St. Wendel, die sich zur FBG Saar entwickelt hat. In der Europäischen Akademie in Otzenhausen feierte die Forstbetriebsgemeinschaft ihr 25-jähriges Bestehen. Festredner war Kanzleramtsminister Peter Altmaier, diskutiert wurde über das Spannungsfeld „Waldeigentum und Gesellschaft“.

 Die Diskussionsrunde zum Thema Waldeigentum und Gesellschaft. Foto: Frank Faber

Die Diskussionsrunde zum Thema Waldeigentum und Gesellschaft. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

In der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Saar sind derzeit fast 400 Mitglieder mit einer Waldfläche von etwa 7500 Hektar vereinigt. Die FBG Saar ist ein freiwilliger Zusammenschluss privater Waldbesitzer mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu organisieren. "Lasst uns unser Eigentum nach individuellen Zielsetzungen und gesetzlichen Bestimmungen bewirtschaften", forderte der FBG-Saar-Vorsitzende Michael Klein während seiner Rede in der Feierstunde zum 25-jährigen Bestehen in der Europäischen Akademie Otzenhausen . Die Politik, so Klein weiter, solle sich dafür mit gesetzlichen Bestimmungen so weit wie nötig zurückhalten. "Behördliche Auflagen schränken uns in der Art und Weise der Waldbewirtschaftung ein", so Klein.

Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) verteidigte zunächst die Vorgehensweise seiner Behörde und vertrat die Ansicht, dass mit dem Wald auch Geld verdient werden muss. "Der Wald ist Ökologie, Erholung und ein Wirtschaftsfaktor", so der Umweltminister .

Die ökologischen und ökonomischen Ziele zusammenzuführen, das mache die FBG ausgezeichnet, lobte der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU ). "Wir tun das nicht nur in eigenem Interesse, sondern bewirtschaften den Wald auch zum Wohl der Allgemeinheit", stellte Klein fest. Das Eigentum, der Privatwald, dürfe nicht zum Spielball öffentlicher Interessen werden, betonte er.

Gute Perspektive

"Die Waldstrategie und die Bodendiversitätsstrategie sind zwei verträgliche Strategien, beide unter einen Hut zu bringen, ist möglich", ist Kanzleramtsminister und Festredner Peter Altmaier (CDU ) überzeugt. Er prophezeite eine gute Perspektive für den Wald, der zusätzlich als Wirtschaftsfaktor zur Geltung kommen müsse. "Deutschland war noch nie so ökologisch und umweltfreundlich wie heute", sagte Altmaier. 25 Jahre FBG Saar sei eine Erfolgsstory, "und deshalb müssen wir den Privatbesitzern ein Mindestmaß an Vertrauen gegenüberbringen". Wichtig sei, so Altmaier weiter, die Nachhaltigkeit bei der Bewirtschaftung des Waldes zu verankern. "Das Ziel muss lauten, eine Perspektive für die Waldbesitzer zu schaffen, damit sie die Bäume, die sie heute pflanzen, in 50 Jahren ernten werden", erklärte der Festredner. Damit ging Klein konform: "Wenn die Balance zwischen Waldbewirtschaftung und Allgemeinwohlverpflichtung stimmt, dann haben wir gewonnen".

In der Podiumsdiskussion zum Thema "Waldeigentum und Gesellschaft" meinte Wendelin von Boch, der Vorsitzende des saarländischen Waldbesitzerverbandes, dass ein Mischwald über die gleiche Biodiversität (Artenvielfalt) wie ein stillgelegter Wald verfüge. "Warum legt man dann Wälder überhaupt still? Die naturnahe Bewirtschaftung ist die Idee des Privatwaldes", bezog von Boch Position. Darüber würden, so entgegnete Umweltminister Jost, Gespräche geführt. "Wir tun das im Dialog mit den Umwelttverbänden", teilte er mit. Musikalisch begleitete ein Hörner-Quartett der Musikhochschule Saar die Geburtstagsfeier, Detlev Schönauer präsentierte Ausschnitte aus seinem Programm "Schwenkers Paradise".

fbg-saar.de

Zum Thema:

HintergrundIm Jahre 1989/90 beschloss das saarländische Kabinett, neben der bereits bestehenden FBG Merzig-Wadern zwei weitere Forstbetriebsgemeinschaften für den Landkreis St. Wendel und das südliche Saarland zu unterstützen. Damit sollte jedem Privatwaldbesitzer flächendeckend die Möglichkeit gegeben werden, sich einer solchen Selbsthilfeorganisation anzuschließen. Im Kreis St. Wendel erfolgte am 30. Juni1990 die Gründungsversammlung der FBG St. Wendel. 34 Mitglieder traten dieser bei mit einer Gesamtwaldfläche von 70 Hektar. Am 31. Dezember1990 waren es bereits 120 Mitglieder mit einer Gesamtwaldfläche von rund 600 Hektar. Ende 1996 waren es 339 Mitglieder mit 1786 Hektar. Nachdem sich die FBG Südsaar Ende 2011 auflöste, trat ein großer Teil ihrer Mitglieder der FBG St. Wendel bei. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Oktober 2012 verabschiedete die FBG St. Wendel eine neue Satzung und beschloss gleichzeitig eine Namensänderung in FBG Saar. Darin sind derzeit fast 400 Mitglieder mit einer Waldfläche von etwa 7500 Hektar vereinigt. frf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort