Regisseur aus dem Saarland Brudermord und das Geschenk des Himmels

Idar-Oberstein/Sitzerath · In Idar-Oberstein feiert das Musical „Die Geschichte der Felsenkirche“ Uraufführung. David Steines führt Regie.

 Musical-Darsteller David Steines aus Sitzerath.

Musical-Darsteller David Steines aus Sitzerath.

Foto: Pia Hennings

An der Felsenkirche in Idar-Oberstein ist der Musical-Darsteller David Steines aus Sitzerath schon oft vorbeigefahren. Aber warum ist das Gotteshaus überhaupt in den Felsen gebaut? Darüber hat er sich noch nie Gedanken gemacht. Bis vor kurzem. Denn im vergangenen Jahr trat Friedel Schmidt an ihn heran. Mit einem bis dahin für den Chef des Musical-Projects ungewöhnlichen Bitte. Er solle Regie führen beim Musical „Die Geschichte der Felsenkirche“, das Schmidt geschrieben hat.

„Bisher habe ich noch nie Regie geführt, wenn ich nicht selbst auf der Bühne stand“, erklärt Steines, warum er kurz zögerte. Doch dann beschäftigte er sich mit der Geschichte und fand Gefallen daran. Schließlich geht es um einen Bruderstreit zwischen Wyrich und Emich. Die Söhne der Grafen von Oberstein waren unglücklicherweise beide in Bertha von der Lichtenburg verliebt. Als der ältere Bruder Wyrich für längere Zeit unterwegs war, nutzte Emich die Gelegenheit, sich mit Bertha offiziell zu verloben. Als Wyrich wieder zu Hause war, kam es zum Brudermord. Wyrich stieß Emich den Felsen hinunter. Um den inneren Frieden zu finden, bekommt Wyrich von einem Engel den Auftrag, dort eine Kirche zu bauen, wo sein Bruder den Tod gefunden hat. „Historisch belegt ist sicher nur die Tatsache, dass Wyrich die kleine Kapelle rechts von derFelsenkirche erbaut hat“, schränkt Friedel Schmidt ein. Jedoch kenne die Geschichte von Emich und Wyrich in Idar-Oberstein fast jedes Kind.

Und nun wird sie auch musikalisch erzählt. Der Grub‘sche Männergesangverein (MGV) aus der Schmuckstadt hat sich bereit erklärt, als Veranstalter zu fungieren. Und stellt auch einen Großteil der Sänger. „Für mich ist die Altersstruktur ebenfalls etwas ganz Neues“, erzählt Steines im SZ-Gespräch. Hat er in seinen eigenen Musical-Projekten meist mit sehr jungen Menschen zu tun, so seien die Chorsänger beim Felsenkirche-Singspiel teils sogar 90 Jahre alt. Alle seien mit Begeisterung dabei, es lasse sich gut arbeiten. Und das Alter habe auch seine Vorteile, wie Steines erkannt hat: „Was die Kostüme angeht, so hat die Truppe Schneiderinnen in den eigenen Reihen; die Requisiten finden sich in so manchem Keller.“

Die Sänger proben schon seit Mitte November, wie Werner Doll vom Grubs’schen MGV, der für die Organisation der Veranstaltung zuständig ist, erzählt. Steines fing mit den Proben im Juni an. „Es macht Spaß“ – so sein kurzes Fazit. Einige der etwa 50 Akteure hätten bereits Theater-Erfahrung. Und an Motivation mangele es nicht. Auch umgekehrt gibt es ein dickes Lob für David Steines: „Ihn hat uns der Himmel geschickt“, ist Schmidt dankbar für den Tipp der Birkenfelder Kreismusikschule. Diese wusste von der Suche nach einem Regisseur und brachte die Truppe mit dem Sitzerather zusammen.

Das Stück hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, aus gesundheitlichen Gründen verschob sich aber die Uraufführung. Schmidt hatte bereits 2004 ein Musical geschrieben. Dabei ging es um den „Zauber der Edelsteine“, für den Idar-Oberstein berühmt sei. Der ehemalige Pfarrer, der auch Musik studiert hat, spricht von einem großen Erfolg: „Es wurde acht Mal im Stadttheater aufgeführt.“ Und dann fiel ihm ein: „Neben den Edelsteinen gibt es ja noch ein anderes Wahrzeichen in Idar-Oberstein.“

Und so machte er sich an sein Werk über die Felsenkirche. 14 Tage habe er sich in den Bayerischen Wald zurückgezogen und zunächst das Libretto geschrieben. „Nachts habe ich Musik gehört. Ich bin aufgestanden und habe sie aufgeschrieben“, beschreibt der heute 85-Jährige den weiteren Prozess. Etwa drei Jahre habe es gedauert, bis das Stück fertig war. Nun also steht die Premiere an. Und das zu einer Zeit, wo die „Felsenkirche in aller Munde ist“, wie er sagt. Schließlich ist das Gotteshaus derzeit gesperrt, weil herabfallende Felsbrocken die Sicherheit gefährden. „Mal sehen, wie es ankommt“, sagt er und zieht über die beiden Aufführungen hinaus weitere Vorstellungen in Erwägung. Damit noch mehr Menschen erfahren, warum überhaupt die Kirche in den Felsen gebaut ist.

 Das Ensemble posiert für ein Gruppenfoto, vorne links kniet der Autor des Stücks, Friedel Schmidt. Etwa 50 Akteure sind an dem Projekt beteiligt, einige haben bereits Theater-Erfahrung

Das Ensemble posiert für ein Gruppenfoto, vorne links kniet der Autor des Stücks, Friedel Schmidt. Etwa 50 Akteure sind an dem Projekt beteiligt, einige haben bereits Theater-Erfahrung

Foto: Friedel Schmidt
 Die Felsenkirche, das Wahrzeichen Idar-Obersteins, bekommt nun ihr Musical. Noch im September ist Uraufführung.

Die Felsenkirche, das Wahrzeichen Idar-Obersteins, bekommt nun ihr Musical. Noch im September ist Uraufführung.

Foto: dpa/Harald Tittel

„Die Geschichte der Felsenkirche” wird am Sonntag, 29. September, 17 Uhr, im Stadttheater in Idar-Oberstein uraufgeführt. Eine weitere Vorstellung ist für Donnerstag, 3. Oktober, geplant. Die Karten kosten im Vorverkauf 22 Euro und sind in den Idar-Obersteiner Buchhandlungen Schulz-Ebrecht und Carl Schmitt & Co erhältlich.

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