Zwei Jahrzehnte launiger Punkrock

Homburg. In diesen Tagen seinen 20. Geburtstag zu feiern, das hat ordentlich Gewicht: Mauerfall, deutsche Einheit, Satanic Voices. 1989 war ein entscheidendes Jahr für die deutsche Geschichte - und ein nicht unerhebliches Jahr für den deutschsprachigen Punkrock

Homburg. In diesen Tagen seinen 20. Geburtstag zu feiern, das hat ordentlich Gewicht: Mauerfall, deutsche Einheit, Satanic Voices. 1989 war ein entscheidendes Jahr für die deutsche Geschichte - und ein nicht unerhebliches Jahr für den deutschsprachigen Punkrock. In Neunkirchen erblickte mit den Satanic Voices eine Formation das Licht der Welt, damals noch als Satanic Verses, die bis heute im Mikrokosmos einer nicht unbedingt massentauglichen Musik ihre Spuren hinterlassen hat. Am vergangenen Samstag gab's für diesen Geburtstag die passende Feier, in der Sporthalle des SV Reiskirchen gaben sich zahlreiche Bands als Gratulanten auf der Bühne die Gitarren in die Hand, feierten vor der Bühne Hunderte von Fans zwei Dekaden handgemachter, kritischer und launiger Punkrock-Hymnen. Unter den Gratulanten: Purple Haze, Mondo Bizarro, Sly and Boyle, Srained oder auch Hellowed. Die musikalischen Grüße: hart, laut, gekonnt und abwechslungsreich - bis hin zu Alternative Country von Sly and Boyle. Die Geburtstagskinder: bis zum eigenen, von den Fans ersehnten Auftritt nach Mitternacht zuvorkommende Gastgeber mit erstklassigen Roadie-Eigenschaften. Zwischen den Ansagen auf der Bühne gab's auch Ansagen zum Jubiläum. Und einige Erinnerungen an die Anfänge vor 20 Jahren. "Die Ereignisse haben sich schon zu Beginn überschlagen. Wir haben gleich eine CD gemacht, wir waren bei einem großen Plattenlabel unterm Dach. Das lief auch alles relativ gut. Doch die Realität hat uns schnell eingeholt", erinnerte sich Frank "Eule" Seiler, Gitarrist der Voices. "Die Beziehungen zur großen Plattenindustrie waren nicht so fair, wie wir uns das vorgestellt haben." Doch das haben die Voices mit einigen Aufs und Abs überstanden, aus Sicht der großen Plattenlabels wohl abseits des großen Geschäfts, aus Sicht der Fans genau dort, wo sie hingehören, mitten unter ihnen. "Mitte der 90er waren wir in der Szene irgendwie etabliert, es ging aber auch immer auf und ab", ordnete Frontman Joe die damalige Zeit ein. "Wir haben einfach immer weiter gemacht. Und die Leute haben uns recht gegeben. Wir verdienen keine große Kohle mit unserer Musik, keiner von uns kann davon leben. Aber es macht einfach Spaß." Die Karriere brachte die Voices bis ins Vorprogramm großer Bands. Trotzdem: "Wir haben das nie als Geschäft betrachtet. Wir haben schon in besseren Telefonzellen, aber auch bei großen Open Airs gespielt. Beides war okay. Aber wir haben nie den Spaß aus den Augen verloren. Und bei dieser Art von Musik, die wir machen, da muss man Idealist sein", war sich "Eule" sicher. Auf junge Bands wie Mondo Bizarro haben die Voices durchaus Einfluss. Gitarrist Ingo Benner: "Das ist einfach eine coole Band, die ihr Ding durchgezogen hat. Gerade für junge Bands wie uns sind sie schon Vorbilder."

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