Wissenwertes zum Thema Schmerz

Merzig · Das neue Zentrum für Palliativ- und Schmerzmedizin des SHG-Klinikums Merzig hatte zur Informationsveranstaltung eingeladen. Gut 250 Besucher verfolgten in der Stadthalle spannende Vorträge aus der Sicht verschiedener medizinischer Fachrichtungen.

 Bei der abschließenden Diskussion in der Stadthalle (von rechts): Moderator Wolf Porz, Dr. Martin Kaiser, Professor Dr. Matthias Strittmatter, Physiotherapeutin Susanne Leinen, Holger Kessler und Dr. Arnd Schifferdecker. Foto: Harald Kiefer/SHG

Bei der abschließenden Diskussion in der Stadthalle (von rechts): Moderator Wolf Porz, Dr. Martin Kaiser, Professor Dr. Matthias Strittmatter, Physiotherapeutin Susanne Leinen, Holger Kessler und Dr. Arnd Schifferdecker. Foto: Harald Kiefer/SHG

Foto: Harald Kiefer/SHG

"Neues zum Thema Schmerz" hieß es bei einer Informationsveranstaltung, zu dem das neue Zentrum für Palliativ- und Schmerzmedizin des SHG-Klinikums Merzig in die Stadthalle eingeladen hatte. Die Besucher hörten kurze, spannende Vorträge zum Schmerz aus der Sicht verschiedener medizinischer Fachrichtungen und konnten sich anschließend unter Mithilfe von SZ-Moderator Wolf Porz mit ihren Fragen direkt an die Experten wenden. Allgemeiner Tenor: Schmerzen, vor allem länger anhaltende, sollten so früh wie möglich fachkundig behandelt werden.

Der Schmerz ist in den vergangenen Jahren intensiv erforscht worden, vor allem mit Hilfe neuer technischer Verfahren. Wissenschaftlich gesichert ist inzwischen auch die Erkenntnis, dass Schmerzen von jedem Menschen anders empfunden werden, führte Neurologie-Chefarzt Professor Dr. Matthias Strittmatter aus. Schmerz sei von vielen Faktoren abhängig, so etwa von Erziehung, Kultur, Religion oder sozialem Umfeld. Und er hat viele Erscheinungsformen, kann akut oder chronisch sein.

Gute Nachricht: "Wir können Schmerzen bewusst reduzieren", so Strittmatter. Wie bei einem Fakir, der den Schmerz ausschaltet, wenn er über glühende Kohlen geht. Fazit des Neurologen: Je früher eine Schmerztherapie begonnen wird und je besser sie auf den Patienten zugeschnitten ist, umso eher hat sie Aussicht auf Erfolg, also Linderung oder vielleicht gar die komplette Beseitigung des quälenden Übels.

Dr. Arnd Schifferdecker, Chefarzt der Anästhesie im Klinikum, berichtete über die Möglichkeiten der Schmerztherapie mit Medikamenten. Bei chronischen Schmerzen sei die Therapie nur für die wenigsten Patienten alleiniger Schlüssel zum Erfolg. "Sie kann nur ein Puzzleteil im großen Konzept sein", so der Intensivmediziner. Bei der Behandlung sei es vorteilhafter, wenn Experten verschiedener Fachrichtungen ihr Wissen und Können einbringen. "Daraus entsteht eine individuelle, speziell auf den Patienten zugeschnittene Therapie". Schmerzen, die länger als eine Woche anhielten, gehörten auf jeden Fall in die Hand eines erfahrenen Arztes.

"Schmerz drängt sich in die Seele und in das ganze Leben hinein", weiß Dr. Martin Kaiser, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik. Chronischer Schmerz kann nämlich nicht nur eine schwere Depression auslösen, eine Depression kann auch der Auslöser für Schmerzen sein. "Da heißt es schnell helfen, damit ein Schmerzgedächtnis gar nicht erst entsteht". Etwa die Hälfte aller chronischen Schmerzen sind Rückenschmerzen, erklärte Holger Kessler, Oberarzt in der Orthopädischen Klinik. Die wenigsten davon stammen aber von der Bandscheibe, sondern haben vielfältige Ursachen. Auch hier entsteht durch Schmerz, Fehlhaltung und Verspannung oft ein Teufelskreis, den es zu lösen gibt.

Das Zentrum für Palliativ- und Schmerzmedizin wird in Kürze mit acht stationären Betten am Klinikum eröffnet. Die Patienten werden interdisziplinär von den Experten verschiedener Fachrichtungen betreut. Die neue Abteilung wird auch von der Politik begrüßt.

Schirmherrin Daniela Schlegel-Friedrich, die gemeinsam mit Bürgermeister Marcus Hoffeld die Gäste willkommen hieß, äußerte ihre Freude darüber, dass die Landesregierung ihre Genehmigung dazu gegeben habe. "Schmerz ist ein Thema, das viele Menschen bewegt und das angesichts der demografischen Entwicklung immer wichtiger wird", sagte die Landrätin.

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