"Wir werden Alex Deutsch nie vergessen"

Nach schwerer Krankheit ist Alex Deutsch am Abend des 9. Februar in seinem Haus in Wiebelskirchen gestorben. An seiner Seite Ehefrau Doris, die ihm nicht nur treue Weggefährtin war, sondern ihn in seinem unermüdlichen Einsatz für ein Zusammenleben ohne Hass, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt unterstützt hat

Nach schwerer Krankheit ist Alex Deutsch am Abend des 9. Februar in seinem Haus in Wiebelskirchen gestorben. An seiner Seite Ehefrau Doris, die ihm nicht nur treue Weggefährtin war, sondern ihn in seinem unermüdlichen Einsatz für ein Zusammenleben ohne Hass, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt unterstützt hat. Diese Botschaft werde sie sicher auch nach seinem Tod weitertragen, ist Arno Schley überzeugt. Der Leiter der Alex-Deutsch-Schule Wellesweiler hat Alex Deutsch auch als Freund schätzen gelernt: "Die Art und Weise, wie er sein persönliches Schicksal in der Zeit des Nationalsozialismus verarbeitet hat, hat ihm die Kraft gegeben, so lange und so glücklich zu leben."So empfindet es auch Landrat Rudolf Hinsberger, der Alex Deutsch Anfang der 90er Jahre zum ersten Mal traf. "Ich habe niemals jemand Vergleichbares kennengelernt", sagte Hinsberger gestern im SZ-Gespräch. Obwohl Deutsch unendlich viel Leid erfahren habe - seine erste Ehefrau und sein zweieinhalbjähriger Sohn starben in den Gaskammern von Auschwitz - habe er diese Erlebnisse ins Positive verkehrt. "Sein Anliegen war, dass alles unternommen werden muss, damit nicht irgendwann wieder so etwas wie der Nationalsozialismus aufkommt." Als "ganz außergewöhnlich" hat es Hinsberger auch empfunden, dass er niemals von Rache gesprochen habe. Das habe auch die besondere Wirkung auf die Schüler ausgemacht. "Das ganz Erstaunliche haben die Schüler gespürt."

Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried sagte gestern zum Tod von Alex Deutsch: "Die Kreisstadt Neunkirchen und ihre Bürgerinnen und Bürger trauern um ihren engagierten Mitbürger Alex Deutsch. Bis zuletzt setzte er sich für Mitmenschlichkeit und Toleranz ein, seine Lebensgeschichte lehrt uns, dass aus all seinen schlimmen, unvorstellbaren Erfahrungen in der Nazizeit nicht Wut, Hass und Rache blieben, sondern, dass die Erfahrungen zu einer Botschaft der Toleranz und Friedfertigkeit wurden." Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bürgermedaille seiner Heimatstadt Neunkirchen habe Nachhaltiges geleistet. Er sei über Jahrzehnte Ansprechpartner der Nachkriegsgenerationen gewesen, sein Handeln und Wirken sei durch große Menschlichkeit und Liebe geprägt gewesen. Fried weiter: "Sein Vermächtnis wird weiterleben, Alex Deutsch werden wir nie vergessen."

Die "Initiative Neue Bremm" trauert um Alex Deutsch. "Alex Deutsch hat bei vielen unserer Veranstaltungen wertvolle Beiträge für die Erinnerungsarbeit über das Saarland hinaus geleistet und war ein Vorbild nicht für jüngere Menschen", erklärte gestern Dr. Kurt Bohr als Sprecher der für Gedenkstättenarbeit im Saarland zuständigen Initiative. Auf der Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm in Saarbrücken erzählte Alex Deutsch zahllosen Besuchern von millionenfachen Mord und Zwangsarbeit in den Lagern des Dritten Reiches. "Im Kampf gegen das Vergessen hat sich Alex Deutsch im Saarland und darüber hinaus verdient gemacht", sagte Bohr. Seinem Vermächtnis fühle sich die Initiative weiterhin verpflichtet.

Diesem Vermächtnis verpflichtet fühlt sich auch der Freundeskreis der Alex-Deutsch-Schule. Dessen Vorsitzender Reinhold Strobel: "Er hat uns allen die Kraft gegeben, in seinem Sinne weiterzumachen." Dass Alex Deutsch zu Hause habe sterben können, sei für ihn ein großes Glück gewesen. Ehefrau Doris habe ihn bis zum letzten Atemzug gepflegt. "Wir haben unser Zentrum verloren, aber in unseren Herzen wird Alex Deutsch weiterleben."

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