„Wir müssen raus aus dem Teufelskreis“

Völklingen · Um die Probleme der Stadt Völklingen zu lösen, müssten Geschäftsleute, Verwaltung und Politik an einem Strang ziehen: Das forderte Wirtschaftskreis-Vorsitzender Hans Agostini beim Neujahrsempfang.

Die Bühne in der Wehrdener Kulturhalle gab am Dienstag Anlass zu allerlei Fragen und Scherzen. Links eine riesige Tasse mit Tempo-30-Schild drauf. In der Mitte ein Hausdach über einer großen Matratze, rechts daneben ein Stück Zaun und, klein am Rand, das Rednerpult - was wollten die Völklinger Wirtschaftsvereine, die an diesem Abend eingeladen hatten zu ihrem Neujahrsempfang, damit sagen? Nichts, erklärte Hans Agostini, Vorsitzender des Wirtschaftskreises Völklingen, lachend: Die Bühne war schon vorbereitet für den Folgetag, für eine Vorstellung des Kinder- und Jugendtheaters Überzwerg, das direkt vor dem Auftritt keine Zeit hatte fürs Aufbauen.

Agostini machte auch sonst klar, dass das Rednerpult allenfalls äußerlich am Rande stand. In seiner Ansprache wandte er sich mit einem flammenden Appell zur Gemeinsamkeit an seine Kollegen aus der Wirtschaft, an Stadtverwaltung, Kommunalpolitiker und überhaupt alle Völklinger. Und seine Mahnung fiel dringlicher aus denn je.

Es sei "in höchstem Grade kontraproduktiv" und meist auch "einfach falsch", wenn der Eindruck erweckt werde, "dass in Völklingen nur alles schief läuft", sagte Agostini. Was etwa ehrenamtliches Mühen um die Menschen angehe, müsse Völklingen den Vergleich mit anderen Städten nicht scheuen.

Bei der Rückschau auf 2013 bleibe freilich "ein etwas bitterer Beigeschmack": ein Jahr des Sparens, Agostini sprach von "Mangelverwaltung". Ein Jahr ohne Weihnachtsbeleuchtung - deren Fehlen hat bei Völklingens Einzelhändlern offenbar für noch mehr Irritation gesorgt, als bisher schon klar war.

Das City-Center "mit allen Mitteln zum Laufen zu bringen", sei nun entscheidend, sagte Agostini. Denn "ohne Geschäfte keine Frequenz - ohne Frequenz keine Geschäfte": Kämen nicht mehr Menschen in Völklingens Straßen, bleibe die Stadt abgehängt vom Kundenstrom. Decke das Handelsangebot aber nicht den kompletten Bedarf, dann kämen eben nicht mehr Kunden - "aus diesem Teufelskreis müssen wir raus".

Die Händler, sagte Agostini in seinem "Weckruf", müssten einheitlicher auftreten, etwa mit gemeinsamen Kernöffnungszeiten ihrer Läden. Den Planern legte er ans Herz, "im Zweifel für die Wirtschaft" zu entscheiden. Und den Kommunalpolitikern erklärte er, dass in Wahljahren in der Regel die Konsumfreudigkeit sinke, "vor allem, wenn in der Politik von allen Seiten hemmungslos aufeinander eingedroschen wird" - "Vertrauensverlust hat eben auch wirtschaftliche Folgen". Trotz alledem wolle er kämpfen um und für die Stadt - Beifall. Und: "Wer den Kopf nicht hebt, kann keine Sterne sehen."

Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) als Gastredner ließ erneut - recht allgemein - die Lage der Stadt passieren. Walter Otto schließlich, Vorsitzender des Verkehrsvereins, wies Gerüchte um den Rosenmontagszug zurück: Der finde wie gewohnt statt - die Maskottchen lagen im Foyer schon zum Verkauf bereit.

Begonnen hatte der Abend mit einem Moment der Trauer: mit einer Gedenkminute für Kurt Harrer, jüngst verstorbenes Mitglied des Wirtschaftskreis-Vorstandes. > : Weiterer Bericht.

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