Ein Schlagzeuger in der Krise Jetzt gibt nicht er, sondern Corona den Takt vor

Selbach · Schlagzeuger Elmar Federkeil stand zuletzt am 7. März auf der Bühne. Danach wurde alles abgesagt. Schwierig, denn er lebt von der Musik.

 Elmar Federkeil voll in seinem Element: Als Schlagzeuger und Bandleader ist er mit verschiedenen Formationen unterwegs. Unser Bild zeigt ihn bei dem Auftritt auf der Jazz-Bühne beim St. Wendeler Stadtfest 2019. Dort trat er mit einer Combo um Gitarrist Uli Brodersen auf.

Elmar Federkeil voll in seinem Element: Als Schlagzeuger und Bandleader ist er mit verschiedenen Formationen unterwegs. Unser Bild zeigt ihn bei dem Auftritt auf der Jazz-Bühne beim St. Wendeler Stadtfest 2019. Dort trat er mit einer Combo um Gitarrist Uli Brodersen auf.

Foto: B&K

Auf der Bühne ist er in seinem Element. Ob souliges Konzert in Clubatmosphäre, der Auftritt auf großen Festen oder ein Engagement bei privaten Feiern – Schlagzeuger und Bandleader Elmar Federkeil ist ständig mit seinen verschiedenen Formationen unterwegs. Stillstand kennt der Berufsmusiker nicht. Eigentlich. Denn die Corona-Pandemie zwingt ihn nun dazu.

„Ich vermisse die Bühne“, gibt er im SZ-Gepräch zu. Gleichzeitig gingen ihm jetzt aber auch ganz andere Dinge durch den Kopf. Er spüre, dass die Menschen verängstigt sind. Aus vielerlei Gründen. Zu erkranken ist das eine, die wirtschaftliche Situation das andere. „Ich habe schon Existenzangst“, gesteht er. Erschreckend ist für den Schlagzeuger auch, wie schnell sich alles in den zurückliegenden Wochen entwickelt hat – bis hin zur aktuellen Ausgangsbeschränkung.

„Mein letzter Gig war am 7. März“, sagt er und stockt plötzlich: „Das ist schon drei Wochen her.“ Danach sei er selbst noch als Gast bei dem Konzert von Gregory Porter in Neunkirchen gewesen. „Es war sensationell.“ An dem Abend war ihm noch nicht bewusst, dass er eines der letzten Konzerte im Saarland für lange Zeit gesehen hatte. Schon am Tag darauf hagelte es Absagen von Veranstaltungen. Er selbst habe zu diesem Zeitpunkt noch an seinen eigenen Auftritt bei der Loft Soulnight in Saarbrücken geglaubt. Dort wollte er am 13. März mit Band und den Gastsängern Ron Jackson und Will G auftreten. „Ich habe mit den Musikern gesprochen und gesagt, wir ziehen das durch“, blickt Federkeil zurück. Als er dies auf seiner Facebook-Seite verkündete, häuften sich Kommentare wie „unverantwortlich“ oder „geldgeil“. Plötzlich sei da diese Dynamik und der Druck gewesen. „Mir wurde klar, wie groß die Angst der Leute ist.“ In der folgenden Nacht habe er nicht geschlafen. „Ich musste einfach absagen. Und das war auch gut so.“

Danach sei ein Engagement nach dem anderen gecancelt worden. März und April – keine Auftritte. Was den Monat Mai betrifft, habe er noch nichts gehört, aber das könne sich schnell ändern. „Statt Buchungsanfragen zu beantworten, reagiere ich nur noch auf Absagen“, sagt Federkeil seufzend. Er telefoniere viel mit Musiker-Kollegen, die allesamt in der gleichen Situation sind. „Und nicht nur für uns ist es hart. Die gesamte Unterhaltungsbranche leidet, seien es die Clubs, die Ton- und Lichtechniker oder die Veranstalter. Es ist schlimm.“

Corona hat die Menschen in einen ganz anderen, ungewohnten Alltag gezwungen, in dem das persönliche Miteinander stark begrenzt ist. Noch mehr als sonst läuft der Kontakt über Telefon, Mails und Chats, viele Bereiche verlagern sich ins Digitale. Auch Konzerte. Einige prominente Musiker stellen Videos ins Netz, in denen sie in ihrem Zuhause ihre Hits trällern. Teils geben die Stars online regelrechte Mini-Konzerte, und Clubs wiederum lassen Bands per Live-Übertragung für lau spielen, damit ihre Location im Gespräch bleibt. Auch Elmar Federkeil ist schon auf diesen Trend angesprochen worden. Für ihn eine Option? „Online-Konzerte für lau – ohne mich“, stellt der 53-Jährige klar. Die Großen im Musikgeschäft könnten sich das leisten, um ihre Fans zu erfreuen. Er aber hat Bedenken, dass immer weniger Menschen dann bereit sind, für gute Musik auch zu bezahlen.

Seit 30 Jahren ist der Schlagzeuger im Musikgeschäft. Die Zwangspause ist für ihn ungewohnt. „Aber ich verzweifele nicht“, sagt Federkeil. Er wohne in Selbach mitten in der Natur und gehe gerne mal spazieren. Außerdem meldet er sich auf dem sozialen Netzwerk Facebook jetzt regelmäßig in Videos zu Wort. „Mein Stock-Sponsor hat schon immer gesagt, ich solle mal Werbung machen“, sagt Federkeil. Das will er jetzt angehen. Außerdem hofft er auf die zugesagten Hilfen von Land und Bund. Und vielmehr noch, dass es bald wieder losgeht und er mit seinen Musikerkollegen die Bühne rocken kann.

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