Wie geht es weiter mit der Hochwaldbahn?

Nohfelden · Wie geht es weiter mit der ehemaligen Hochwaldbahn? Um diese Frage ist in der Gemeinde Nohfelden eine Diskussion entbrannt. Wird die Strecke künftig touristisch oder als Rad- und Wanderweg genutzt?

 Es ist schon eine Weile her: Einer der Triebwagen der Hochwaldbahn. Ob sie zurückkommen, ist ungewiss. Foto: ax

Es ist schon eine Weile her: Einer der Triebwagen der Hochwaldbahn. Ob sie zurückkommen, ist ungewiss. Foto: ax

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Soll die ehemalige Hochwaldbahn weiter genutzt oder zu einem Rad- und Wanderweg umgebaut werden? Diese Frage wird derzeit in der Gemeinde Nohfelden heftig diskutiert. Während der Verein "Pro Hochwald- und Hunsrückbahn" sich klar für einen touristischen Betrieb der Bahnstrecke ausspricht, hält Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (CDU ) das nicht für realistisch. Zwar lehnt er die Idee nicht kategorisch ab, "aber der Kostenaufwand wäre zu groß".

Ein Blick in die Historie der Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Türkismühle belegt, dass der ehemalige Pächter der Bahnlinie die Strecke aufgegeben hat, nachdem das Land die Betriebsgenehmigung nicht verlängert hatte - und das wegen sicherheitsrelevanter Mängel. Zu hoch wären die Investitionen gewesen. Bevor aber eine Strecke stillgelegt wird, muss sie zunächst einem Dritten zur Übernahme angeboten werden. Das geschah über den Bundesanzeiger. Nach Angaben Veits habe sich niemand gefunden, der Interesse gezeigt habe, die Bahn weiter zu führen. Jetzt geht es um die Frage: Soll sie entwidmet werden oder nicht. Diese Entscheidung liegt beim Land.

Wird die Strecke weiter genutzt, etwa für Sonderzüge, die Touristen vom Rhein-Main-Gebiet in den Nationalpark bringen, dann müsse viel Geld in die Hand genommen werden, sagt Veit. Dabei bekommt er Rückendeckung von der SPD . Der Kreisvorsitzende Magnus Jung sagt: "Es wären mehr als zwei Millionen Euro nötig, nur um die Strecke wieder für den Güterverkehr zu ertüchtigen - für den Personenverkehr kommen wegen höherer Sicherheitsbestimmungen locker einige Millionen mehr zusammen." Damit nicht genug: Auch der dauerhafte Betrieb einer Strecke sei nicht billig. Jung: "Allein der Betrieb würde rund zweieinhalb Millionen Euro kosten. Pro Jahr." Selbst wenn ein Sonderzug voll besetzt wäre, würde das nicht die Kosten decken, ist sich Veit sicher: "Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen."

Daher bevorzuge er einen Rad- und Wanderweg auf der Trasse. Dieser würde die beiden Haupt-Attraktionen miteinander verbinden - den Bostalsee und den Keltenpark. Und das mit einer "einfachen Strecke", die auch für Familien geeignet sei. Veit: "Dieser Weg würde auch viele Gäste vom Bostalsee in den Nationalpark bringen. Veit nennt zwei weitere Vorteile: den Lückenschluss im Radnetz. Und die Möglichkeit, eine neue Zufahrt zum Gelände der Firma Gihl in Sötern zu bauen, wo bisher die Bahnstrecke ein Hindernis darstellte. "Das würde auch die Bürgerinitiative Waldbach glücklich machen", so Veit. "Der Rückbau der Strecke, der auch im Interesse der Bürgerinitiative für eine lebenswerte Gemeinde Nohfelden liegt, würde eine Anlieferung von Deponieabfällen über die Schiene auf die Waldbach unmöglich machen und eröffnet die Möglichkeit einen neuen Zufahrt zur Deponie." Diesen Vorteil sieht Michael Dietz, Sprecher der CDU-Fraktion im Nohfelder Gemeinderat. Außerdem betont er, dass die Strecke unmittelbar hinter dem Ferienpark verlaufe und den Gästen des Bostalsees einen direkten Einstieg biete. Sie sei für die Bürger eine "attraktive Alternative zum gerade an den Wochenenden oft ausgelasteten Seerundweg für sportliche Aktivitäten". Hinzu komme, dass der Umbau einmalige Investitionskosten auslöse. Dietz: "Sowohl ein touristischer, als auch ein allgemeiner Personenverkehrsbetrieb einschließlich Unterhaltung der Strecke wären dauerhaft mit öffentlichen Mitteln zu bezuschussen. Der ÖPNV auf der Strecke wird bereits seit Jahrzehnten durch gute Busverbindungen abgedeckt."

Der SPD-Gemeindeverband Nohfelden spricht sich für eine offene Diskussion über die weitere Nutzung der Bahnstrecke aus. ,,Die nun vom Verein Pro Hochwald- und Hunsrückbahn vorgestellte Doppellösung, Erhalt der Bahn-Infrastruktur und Bau eines Radweges parallel zur Bahnstrecke, ist eine interessante Diskussionsgrundlage", sagt der Nohfelder SPD-Fraktionsvorsitzende Eckhard Heylmann.

Aus Sicht der SPD ist der Rückbau der Bahngleise und Bau eines Radweges ein "zu kurzsichtiger und ideenloser Eingriff in eine bestehende wertvolle Infrastruktur". Heylmann: ,,Was einmal weg ist, kommt nie wieder. Wir müssen, insbesondere im Hinblick auf die touristische Nutzung des Nationalparks , die Bahninfrastruktur erhalten, alle Alternativen offenhalten und keine vorschnellen Entscheidungen treffen." Dazu zählten auch Gespräche mit der Deutschen Bahn, in deren Eigentum die Strecke nach wie vor steht. Ein Nationalpark ohne Schienenanbindung dürfte in Deutschland außerdem einmalig und nicht gewollt sein, meint die SPD . ,,Dass alle Alternativen viel Geld kosten, ist uns bewusst. Eine Finanzierung alleine durch die Gemeinde ist ausgeschlossen. Es kann so oder so nur mit Zuschüssen von dritter Seite gelingen", gibt Heylmann zu bedenken.

Im März vergangenen Jahres gab es im Gemeinderat einen SPD-Antrag, der die weitere Nutzung der Bahntrasse beinhaltete. Dabei gehe es in erster Linie um eine neue Zufahrt zum Werksgelände der Firma Gihl und darüber hinaus um die Nutzung der Trasse als Fahrrad- und Wanderstrecke. Dazu Heylmann damals: "Mit der Umwidmung der Bahntrasse in einen Fahrrad- und Wanderweg würde die Gemeinde an ein überregionales Wander- und Fahrradnetz angebunden werden. Außerdem würde dies ein weiterer Baustein unseres touristischen Handelns sein."

Die Widersprüche der beiden Aussagen räumt Heylmann auf SZ-Nachfrage ein. Er sagt aber auch: "Es ist nicht verkehrt, manche Dinge wieder zu überdenken." Der Antrag im Gemeinderat basiere auf einer ersten Betrachtung der Sache. Heylmann sei damals nicht davon ausgegangen, dass die Bahnstrecke wieder reaktiviert werden könne. Jetzt habe er allerdings alle Fakten auf dem Tisch. Und da gelte es abzuwägen und alle Möglichkeiten genau zu prüfen - vor allem, was die Kosten betrifft. Die Zufahrt zur Firma Gihl sieht er nach wie vor als oberste Priorität an. Allerdings müsse auch ihr die Zusage auf den Tisch, dass die Zufahrt umgelegt wird, sollte die Bahnstrecke nicht reaktiviert werden.

Heike Kugler von der Linkspartei bemerkt dazu: "Wer bereits touristische Bahnen wie auf Rügen den Rasenden Roland kennt, weiß dass sie eine Attraktion und einen Tourismusmagneten darstellen." Ob Kind, Hund oder Fahrrad, hier könne alles mitgenommen werden und "schließlich könnte bei uns der Höhenunterschied zum Nationalpark so leicht gemeistert werden". Eine touristische Nutzung der Strecke würde laut Kugler einen geringen Aufwand darstellen und die Region um eine Attraktion bereichern, zumal sie den autofreien Zugang zum Nationalpark oder den Stausee in Nonnweiler ermöglichten. "Eine Überprüfung auf Rentabilität", so Kugler weiter, "ist in unser aller Interesse, denn je attraktiver unsere Region wirkt, desto mehr finanzielle Mittel verbleiben in unserer Region. Außerdem werden hier mit Sicherheit auch Arbeitsplätze entstehen."

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