Wie das Grillen Völker verbindet

Neunkirchen. "Die Bewohner des Kaukasus grillen - genau wie wir Saarländer - mit Leidenschaft. Bei Schnee und Regen

Neunkirchen. "Die Bewohner des Kaukasus grillen - genau wie wir Saarländer - mit Leidenschaft. Bei Schnee und Regen. Das verbindet", erklärte Ralph Schmidt, Lehrer an der Gesamtschule Neunkirchen und Leiter der Projektgruppe "Grenzen überwinden", während er hinter seiner Schule saftige Schaschlikspieße auf zwei Mangal-Grills - schmale Grills, auf denen die Russen traditionsgemäß ihre Fleischspieße grillen - verteilte. Im Rahmen der Interkulturellen Woche in Neunkirchen hatte die Projektgruppe am Dienstag zum ersten Russischen Abend in die Aula eingeladen. Geboten wurden kaukasische Musik und traditionelles Essen; ein Video und Bilder zeigten Begegnungen mit den russischen Freunden. Die Schülerbegegnung zwischen der Gesamtschule Neunkirchen und dem Gymnasium Nr. 17 in Tscherkessk sei, laut Waldemar Weirich von der West-Ost-Freundschaftsgesellschaft im Saarland (WOG), 2010 ins Leben gerufen worden (die SZ hat berichtet).Die Stadt Tscherkessk liegt im Süden von Russland, hat etwa 129 000 Einwohner und ist die einzige Großstadt in der autonomen russischen Region Karatschai-Tscherkessien. "Die Landschaft dort ist ganz toll", berichtete Beate Dantzer-Gergen vom Schulförderverein der Gesamtschule Neunkirchen. Die Vielfalt des Landes sei erstaunlich.

Die malerische Landschaft dort war auch am Dienstag auf den Fotos zu sehen, die Momente der letzten Begegnung in Tscherkessk im Juni 2012 zeigten: Gruppenfotos vor Bergen, deren Spitzen in Schnee getaucht sind, Schnappschüsse von den Schülern aus Neunkirchen, auf denen sie Seite an Seite mit den osteuropäischen Freunden lachen. Jugendliche wie Jounes Saidani (18) genießen die Schülerbegegnungen mit den Russen: "Ich reise gerne und finde fremde Kulturen interessant."

Nächstes Jahr steht wieder ein Gegenbesuch in Neunkirchen an, weswegen am Russischen Abend auch um Geldspenden gebeten wurde; denn die Projektgruppe "Grenzen überwinden" braucht 7000 bis 8000 Euro, um den Freunden eine schöne Woche im Saarland zu bereiten. Sobald der Besuch nämlich deutschen Boden betritt, greift das Gastgeberprinzip und die Neunkircher kommen für alle Kosten auf. "Ein solcher Austausch ist nicht nur wichtig, weil die Jugendlichen so fremde Kulturen kennenlernen können. Indem sie eine fremde Kultur in der eigenen Heimat empfangen, besinnen sie sich verstärkt der eigenen Kultur", so Waldemar Weirich.

Ein Beispiel von Richard Handschuh (21), ehemaliger Schüler der Gesamtschule Neunkirchen und Befürworter des Projekts "Grenzen überwinden", zeigt aber auch, dass kulturelle Unterschiede für Verwirrung sorgen können: "Als die Schüler aus Tscherkessk bei uns zu Besuch waren, wollten wir schwenken. Irgendwann kam eine russische Lehrerin panisch angerannt. Sie erzählte, dass der Grill einfach angefangen habe, sich zu drehen. Die Lehrerin wusste nicht, wie sie ihn hätte anhalten können, weil sie einen drehbaren Grillrost in ihrem Land nicht kennt."

Kontakt zur Projektgruppe "Grenzen überwinden":

ralphschmidt-blk@web.de

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