Widerstand gegen geplantes Hotel im Dorf
Neunkirchen/Nahe · Bürger in Neunkirchen/Nahe wollen notfalls klagen. Sie befürchten Chaos im Ort. Gemeinderat wägt ab.
Gegen das geplante Hotel in Neunkirchen/Nahe (wir berichteten) formiert sich Widerstand. Die Anlieger Robert Mörsdorf und Frank Wagner sowie Wagners Steuerberater Herbert Biernatzki erklären im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung, was sie an dem Vorhaben des Investors Joachim Clemens stört. Sie haben bereits Unterschriften gesammelt - spontan kamen etwa 40 zusammen - und ihre Bedenken schriftlich bei der Gemeinde Nohfelden angemeldet.
In erster Linie stört sie die Art der Bebauung mitten im Ort. "Ein Flachdach-Gebäude passt nicht ins Ortsbild", sagt Mörsdorf. Noch dazu mit drei Vollgeschossen und einem Unterbau in Hanglage - das ist ihrer Meinung nach viel zu groß für den 1000-Einwohner-Ort. "Vor meinem Blumengeschäft wird die Sonne nie wieder aufgehen", befürchtet Wagner. Ein Haus mit zehn Gästezimmern, da spreche ihrer Meinung nach nichts dagegen. Aber 42 Zimmer? Das sei doch eine Dimension, die nicht nach Neunkirchen/Nahe passe. Dazu Wagner: "Ich kann nicht Größe 38 anziehen, wenn ich 40 habe." Der Begriff Familienhotel passe da überhaupt nicht, zumal das Hotel direkt an einer viel befahrenen Straße gebaut werde und die Zimmer zu klein seien, "um da ein Babybett aufzustellen", wie es Wagner ausdrückt.
Außerdem befürchten die Gegner des Hotels einen Engpass in diesem Bereich. Der Weg Am Schöffenhof sei nur drei Meter breit. Und dort ist der Eingang des Hotels geplant. Im weiteren Verlauf des Weges ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, an der Ecke Wagners Blumengeschäft. Mörsdorf befürchtet, dass es Probleme mit Zulieferern - fürs Hotel genauso wie für den Blumenladen - geben wird. Mörsdorf: "Da kommen keine zwei Autos aneinander vorbei, geschweige denn ein Heu-Anhänger." Dann bliebe nur die Wahl, rückwärts aus dem Weg rauszustoßen, was sie für nicht ungefährlich halten.
Außerdem bemängeln die Kritiker die Parksituation. Nach deren Angaben, gebe es direkt am Hotel keine Parkflächen, neben dem Blumengeschäft solle ein zehn Meter breiter Streifen zu Parkraum ausgebaut werden. "Und das für 42 Zimmer, das kann nicht funktionieren", sagt Mörsdorf. Ganz zu schweigen von den Kunden, die nur mal schnell in das Café, das ebenfalls an der Ecke Am Schöffenhof/Schulstraße im Hotelgebäude eröffnen soll, reinspringen wollen. Die Kritiker befürchten Chaos.
Dem widerspricht Investor Joachim Clemens. Er bestätigt, dass es einen Parkstreifen Am Schöffenhof geben soll. Aber er habe auch auf der gegenüberliegenden Seite eine 1600 Qudaratmeter große Fläche angekauft, wo mehr Platz zum Parken vorhanden sei. Außerdem rechnet er damit, dass das Hotel nur in Ausnahmefällen voll belegt ist. Clemens: "Selbst wenn ich von einer Super-Belegung ausgehe, dann sprechen wir von 70 Prozent." Das wären dann, so rechnet der Investor vor, 29 Autos in 24 Stunden. Von einem Verkehrschaos sei daher nicht auszugehen. "Das ist ja kein 400-Betten-Haus", sagt er. Und auch der Lieferverkehr halte sich, was das Hotel betrifft, in Grenzen. Den Begriff Familenhotel habe er selbst nie benutzt. Er spricht von einem "Low-Budget-Hotel - modern und günstig." Er warte jetzt auf grünes Licht - dann könnten sofort die Bauarbeiten beginnen. "Ich möchte so schnell wie möglich eröffnen."
Schließlich hat Clemens die Fläche, die derzeit brach liegt, schon vor einigen Jahren gekauft. Bereits 2014, das sagt Ortsvorsteher Erwin Barz (CDU) habe Clemens einen Antrag gestellt, dort ein Hotel bauen zu dürfen. Die ersten Pläne hätten vorgesehen, dass die Höhe des Hotels die des Blumengeschäftes übersteigt. Seitdem habe der Investor an den Plänen gefeilt, sei auf die Wünsche aus dem Ortsrat eingegangen. Die Pläne, die die Kritiker vorliegen haben, so Barz, seien nicht auf dem aktuellen Stand. Beispielsweise sei noch von einem Staffelgeschoss, praktisch als fünfte Ebene auf dem Dach, die Rede. "Die wird es nicht geben", sagt Barz. Auch er sei, emotional gesehen, nicht ganz glücklich mit einem derartigen Hotel im Ortskern. Allerdings habe der Ortsrat, der das Vorhaben mit einer Gegenstimme absegnete, "auf Sachebene" beraten. Die Fakten, nicht die persönlichen Empfindungen hätten im Vordergrund gestanden, berichtet Barz. Ganz nüchtern gesehen: Die Pläne passen in die Anforderungen des Bebauungplanes. Außerdem sehe er es positiv, dass sich ein Café in Neunkirchen/Nahe ansiedeln soll. Vorausgesetzt, der Gemeinderat stimmt zu. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatte der Rat einen entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Dieser lag bis jetzt aus. "Dieser Bebauungsplan dient dazu, Stellungnahmen einzuholen, damit wir wissen, welche Bedenken es gibt", sagt dazu Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (CDU). Auch er bestätigt, dass der Investor der Gemeinde bereits entgegen gekommen sei, indem er beispielsweise ein Stockwerk gestrichen habe. Auch der Abstand zur Schulstraße sei größer als zunächst vorgesehen. Dennoch: Der Gemeinderat müsse die Bedenken abwägen - und dann entscheiden. Sollte die Entscheidung für das Hotel fallen, kündigen Mörsdorf und Wagner schon jetzt an: "Dann werden wir klagen."