Wenn Fotografie zur Malerei wird

Neunkirchen. Sie sind in ihrer Darstellungskunst sehr gegensätzlich. Der eine, Kurt Winkler, bewegt sich in der Fotografie wie ein "abstrakter Maler, der sich statt eines Pinsels der Kamera bedient", so Laudator Peter Bierbrauer anlässlich der Vernissage in der Galerie im Langenstrich

 Kurt Winkler lotete neue Sehgewohnheiten aus. Foto: Willi Hiegel

Kurt Winkler lotete neue Sehgewohnheiten aus. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Sie sind in ihrer Darstellungskunst sehr gegensätzlich. Der eine, Kurt Winkler, bewegt sich in der Fotografie wie ein "abstrakter Maler, der sich statt eines Pinsels der Kamera bedient", so Laudator Peter Bierbrauer anlässlich der Vernissage in der Galerie im Langenstrich. Den anderen, Walter Adolf Schmidt (Foto: ad), reizt "die geometrische Form, die mit dem Spiel von Licht und Schatten die Grundlage der Bildgestaltung ist", wiederum Zitat Bierbrauer. Farbigkeit hat bei Schmidt eher eine nachgeordnete Bedeutung. Bei Winkler spielt sie eine nicht unbedeutende Rolle. Diesen beiden bedeutenden Kunstfotografen der Neunkircher Szene ist die letzte Ausstellung im großen Jahreszyklus des Künstlerkreises Neunkirchen gewidmet. Peter Bierbrauer, der Geschäftsführer des der Neunkircher Kulturgesellschaft, skizzierte in seiner Laudatio die beiden Künstler vor dem Hintergrund einer "Entlastung von den Zwängen zur Abbildung der Wirklichkeit", wie sie sich im 19. Jahrhundert entwickelt hat. So sind die Fotografien von Kurt Winkler kunstvolle, abstrakte Gemälde, voller tief greifender Erzählungen aus Welten, die der normale Hin-Gucker übersieht. Die Bilder des Walter Adolf Schmidt wiederum sind Licht- und Schattenkompositionen mit alltäglichen Formen, vor allem aber ausgewählte, persönliche Augen-Blicke, ebenfalls abseits der Seh-Gewohnheiten des normalen Betrachters. Da Kurt Winkler im Jahre 2007 gestorben ist, ist sein Beitrag zur Ausstellung ein "Memento". Seine Frau und seine Tochter haben die Exponate zur Ausstellung frei gegeben. Sie haben darauf geachtet, dass die Bilder die künstlerische Entwicklung Winklers verdeutlichen. Walter Schmidts Schwarzweiß-Fotos berichten von einer Parisreise, die er und seine Frau unternommen haben. Diese letzte Ausstellung in der inzwischen viel beachteten Ausstellungsreihe des Neunkircher Künstlerkreises ist bereits der Anfang einer neuen Serie, wie die Vorsitzende, Hannelore Seiffert bemerkte. Im kommenden Jahr werden in weiteren Ausstellungen jeweils Werke eines Mitgliedes des Künstlerkreises und eines Gastes gemeinsam vorgestellt. Auch wird der Künstlerkreis Obere Nahe Arbeiten in Neunkirchen zeigen.

ZUR PERSONWalter Adolf Schmidt ist 1920 in Neunkirchen geboren. Der Meister der subjektiven Fotografie war Schüler bei Otto Steinert an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. Von 1950 bis 1958 besuchte er Abendkurse bei Otto Steinert. Im Hauptberuf war Walter Adolf Schmidt Bibliothekar, als solcher bis 1982 Leiter der Stadtbibliothek in Sulzbach, ehe er nach 1982 freischaffender Fotograf wurde. Zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen unterstreichen das große Können des Fotografen.Kurt Winkler wurde im Jahre 1947 in Dudweiler geboren. Sein Schaffen ist der informellen, abstrakten Fotografie zuzuordnen. Winkler hat Geschichte und Anglistik studiert und das Referendariat für das Lehramt an Gymnasien absolviert. Er engagierte sich stark in sozialen Projekten und arbeitete schließlich als Abteilungsleiter bei der Neuen Arbeit Saar. Er war in zahlreichen historischen Projekten eingebunden. Zahlreiche Ausstellungen und Preise auf nationaler und internationaler Ebene beweisen das hohe Niveau seines künstlerischen Schaffens. Sein plötzlicher Tod im Januar 2007 hat viele Menschen im Landkreis betroffen gemacht. gm

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