Was der Fußball mit Ungerechtigkeit und Armut zu tun hat

Saarbrücken · Das Bildungsministerium in Saarbrücken ist jetzt Schauplatz gewesen für Debatten um die soziale Lage im WM-Gastgeberland Brasilien. Und darüber, ob Saar-Kicker etwas tun können, um die Lage der Menschen zu verbessern.

. "Sklavenlos" heißt das Saar-Bündnis gegen globale Sklaverei heute, das in dieser Woche zum wiederholten Male auf die menschenverachtenden Zustände in vielen Ländern hingewiesen hat. Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien bot dem Bündnis, das von mehr als 20 Gruppen und Gewerkschaften getragen wird, Gelegenheit, mit dem Biobauern Wolfgang Hees aus Eichstetten am Kaiserstuhl einen Kenner der sozialen Verwerfungen im WM-Gastland einzuladen.

Im Bildungsministerium erklärte Hees, der derzeit Vizechef des deutschen Unterstützervereins für die brasilianische Landlosenbewegung "Movimento dos trabalhadores rurais sem terra (MST)" ist, dass allein für die 600 000 ausländischen WM-Fans 200 000 Mädchen in die Prostitution gezwungen worden seien. Insgesamt seien es jetzt 700 000 Mädchen, die dieses Schicksal teilten. "Bis zu eine Million Kinder leben in Brasilien auf der Straße", so Hees. Es gelangten zudem viele Minderjährige über Surinam und Holland nach Deutschland in die Bordelle.

Es gebe bis zu 200 000 Arbeitssklaven auf den Zuckerrohrplantagen, die letztendlich für die Produktion von Bio-Treibstoffen schufteten, die auch in Deutschland aus den Zapfsäulen flössen. "4,8 Millionen Menschen warten auf eigenes Land, während ein Prozent der Bevölkerung 50 Prozent des nutzbaren Bodens gehört", sagte Hees. Dennoch sei es der linken Regierung der Arbeiterpartei PT gelungen, etwa 32 Millionen zuvor armen Brasilianern einen geringen Wohlstand und Bildungschancen zu schaffen. Bei einer anschließenden Diskussion ging es auch um die Produktion von Fußball-Ausstattungen. Adrian Zöhler, Vizechef des Saar-Fußballbundes, sagte, man müsse sich auf die Nachhaltigkeitsgarantien von Adidas verlassen. "Überprüfen können wir das nicht." Christine Schnura von der Kampagne für saubere Kleidung beklagte, dass es keine fair gehandelten Fußballschuhe zu kaufen gebe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort