Wald über Generationen nutzen

Nohfelden · Wer schnelles Geld mit seinem Wald machen will, der lässt alle Bäume auf einmal fällen, macht Kahlschlag. Das ist ab einer gewissen Größe nicht nur verboten, das ist wirtschaftlich Unsinn, sagt Michael Klein, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Saar. Trotzdem nehmen Kahlschläge zu.

 Kahlschläge im Privatwald nehmen zu. Das beobachtet die Forstbetriebsgemeinschaft Saar. Der Wind hat dann mit Bäumen auf angrenzenden Parzellen oftmals leichtes Spiel.Foto: Fuchs

Kahlschläge im Privatwald nehmen zu. Das beobachtet die Forstbetriebsgemeinschaft Saar. Der Wind hat dann mit Bäumen auf angrenzenden Parzellen oftmals leichtes Spiel.Foto: Fuchs

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Wie riesige Bohnenstangen ragen die Fichten in den Himmel. Die ersten grünen Äste gibt es erst in luftiger Höhe. Selbst der Laie sieht, dass diese Bäume einem Sturm keinen Widerstand leisten können. Die "Fichtenstangen" umrahmen ein Viereck ohne Bäume. Ein Privatgrundstück, in dem alle Fichten gefällt wurden. Kahlschlag. Einer von mehreren, die Michael Klein, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Saar , und Privatwaldbetreuer Thomas Reget, bei einer Fahrt über und um den Peterberg zeigen. Nicht nur hier haben nach ihrer Beobachtung die Kahlschläge deutlich zugenommen.

"Das, was kahl geschlagen wird, ist in der Regel die Fichte", sagt Reget. Oft hätten die Waldbesitzer jahrelang nichts in ihren Schonungen gemacht, hätten kein wirtschaftliches Interesse mehr gehabt. Häufig interessierten sich auch die Kinder und Enkel nicht für den Privatwald. Da frage sich mancher: "Was mache ich?" Zunehmend geben sogenannte Selbstwerber Antwort. Sie kaufen das Holz "auf dem Stock", fällen die Bäume und verkaufen sie weiter. Michael Klein: "Das hat zugenommen, weil die Fichtenpreise in die Höhe geschnellt sind."

Was viele Privatwaldbesitzer aber nicht wüssten, so Klein, seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt es ein Kahlschlagverbot für größere Flächen. Bis 0,3 Hektar ist das Roden laut Gesetz kein Kahlschlag. Von 0,31 bis ein Hektar sei dieser erlaubt, müsse aber bei der Forstbehörde angezeigt werden. Über ein Hektar Wald ist der Kahlschlag genehmigungspflichtig. Ausnahme: Die Bäume müssten gefällt werden, weil der Borkenkäfer diese befallen oder ein Sturm sie umgeworfen hat. Reget schränkt jedoch ein: "Ein Käferbaum reicht nicht, eine ganze Parzelle zu fällen."

Wer seine Bäume fällen will, der müsste laut Klein auch an den Nachbarn denken. Auf einmal stehen dessen Bäume Wind und Käfern ungeschützt gegenüber. Michael Klein: "Der Nachbarschutz wird oft vergessen", was auch zu Schadensersatzforderungen führen könne.

Vergessen wird oft auch die Wiederaufforstung. Denn auch die ist vorgeschrieben. Da dürfe sich der Besitzer nicht auf eine natürliche Verjüngung verlassen. Klein: "Die Forstbehörde kontrolliert dies anhand von jährlich aktualisierten Luftbildern." Siedeln sich neue Bäume nicht automatisch an, kostet eine Wiederbewaldung laut Reget etwa 8000 Euro pro Hektar.

Kahlschläge sind nach Ansicht der beiden Waldexperten aber auch unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt Unsinn. Klein vergleicht den Wald mit einer Kuhherde. Die schlachte man ja auch nicht, sondern melke die Tiere. Der Förster: "Das Bestreben der Waldbauern sollte es sein, dass nicht einer alles Geld auf einen Schlag verdient, sondern dass der Wald permanent über Generationen einen Nutzen hat." Und weiter: "Waldbau ist gelebter Generationenvertrag." Ein Rechenbeispiel: Ein Hektar Fichte bringe zurzeit bis zu 25 000 Euro. 8000 Euro koste die Wiederbewaldung. Wer das Waldstück aber alle fünf Jahre durchforste, der verdiene alle fünf Jahre 3000 Euro. Thomas Reget: "Dauerwald ist rentabler als Kahlschlag."

Ein Ziel der beiden Forstbetriebsgemeinschaften im Saarland ist es, das Interesse der Privatwaldbesitzer an ihren Grundstücken im Wald zu stärken. Denn selbst, wenn jemand sich für seinen Wald interessiert, ist er oftmals überfordert. Hier unterstützen, helfen und beraten die Forstbetriebsgemeinschaften. Sie sind die Interessenvertretungen der Privatwaldbesitzer. Die Forstbetriebsgemeinschaft Merzig-Wadern hat ihren Schwerpunkt im Landkreis Merzig-Wadern, die Forstbetriebsgemeinschaft Saar betreut Privatwaldbesitzer im restlichen Land, unter anderem auch im Landkreis St. Wendel. Darüber hinaus hilft Thomas Reget als Privatwaldberater des Landes gerne weiter.

Kontakt: Privatwaldbetreuer Thomas Reget: Tel. (0 68 71) 5 026 18, E-Mail: t.reget@umwelt.saarland. de., Forstbetriebsgemeinschaft Merzig-Wadern: Tino Hans, Tel. (01 60) 96 31 46 09, www.fbg-mzg.de , Forstbetriebsgemeinschaft Saar : Oliver Linnebach, Tel. (0 68 76) 70 00 44, www.fbg-saar.de

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