Von Albert Schweitzer lernen

Saarbrücken · Hartmut König hat den Oberschülern des Ludwigsgymnasiums am Donnerstag von seinen Begegnungen mit dem Arzt und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer erzählt. Die Schüler sollen davon lernen.

Alle Stühle sind besetzt im Musiksaal des Ludwigsgymnasiums: Über 80 Schüler der Oberstufe und einige Senioren sind der Einladung des Seniorenbeirats zur Auftaktveranstaltung "Dialog der Generationen" gefolgt. Der Beirat organisiert 2014 Zeitzeugengespräche an saarländischen Schulen. Die Schirmherrschaft hat das Familienministerium übernommen: "Die Erfahrungen" der älteren Generation können junge Menschen "für sich nutzbar machen", erklärte Minister Andreas Storm. Auch die Ideen der Schüler seien wichtig: Denn nur zusammen seien die Anforderungen des demografischen Wandels zu stemmen. Zum Auftakt der Reihe berichtete Hartmut König über seine Begegnungen mit Albert Schweitzer.

"Vor drei Tagen wurde ich 70", gestand Hartmut König, Diakon im Ruhestand, gleich zu Beginn und grinste. Doch ein wacher Geist, merkten die Schüler schnell, wird nie alt. "Am 18. April 1953 traf ich Albert Schweitzer das erste Mal", berichtete der Zeitzeuge. Er hatte das Glück, dass sein Großvater ein enger Freund des Arztes und Friedensnobelpreisträgers war. Bei einem Waldspaziergang in der Schwarzwaldgemeinde Königsfeld traf der damals neunjährigen König auf "Onkel Albert". Er prägte ihn von der ersten Minute an: "Eigentlich wollte ich Eichhörnchen füttern, da tippte mir Schweitzer auf die Schulter." Die ersten Worte klingeln heute noch in Königs Ohren: "Schau hin! Sie können für sich selbst sorgen. Du brauchst sie nicht zu füttern."

Die Anekdote vermittelt Schweitzers Idee: Der Mensch soll die Natur "möglichst wenig stören". Den Respekt vor Natur, die Ehrfurcht vor jedem Leben - egal ob Mensch oder Tier - übernimmt König von seinem großen Vorbild. "Die Massentierhaltung, die wir heute erleben", wäre für den vegetarisch lebenden Schweitzer "ein Gräuel". Schweitzer warnte auch vor der Atomkraft - und behielt Recht. Die Nuklearkatastrophe von Fukushima oder Irans Atomprogramm "bedrohen die Welt heute", befand ein Schüler. Auch die Zeit in Schweitzers Spital von Lambaréné ist König in lebhafter Erinnerung: Er war "der große Bruder", der die Mentalität der Einheimischen in Gabun verstand und sich nie über sie stellte.

"Warum wäre er gerne auf eure Schule gegangen?", fragte Moderator Werner Hillen, Landesvorsitzender des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge (VdK). "Weil wir eine Schule gegen Rassismus sind!", antwortete eine Schülerin. Die eineinhalb Stunden sind zu schnell vorbei. Ein Dialog braucht mehr Zeit. Doch nach der Veranstaltung ist auch klar, dass das Zeitzeugengespräch Wirkung zeigt: "Eigentlich müsste man wie Schweitzer Vegetarier werden. Doch ab und zu ein Steak...," sagte ein Schüler in die Runde Gleichaltriger. Es war nie einfach einem großen Vorbild nachzueifern.

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