Verwaltungs-Rückbau im Weltkulturerbe

Saarbrücken · Manfred Baldauf (FDP) wird von 2015 an nicht mehr kaufmännischer Direktor des Völklinger Weltkulturerbes sein, das besagt ein Beschluss des Aufsichtsrates zur Verschlankung der Verwaltungsstruktur. Welche Korrekturen es für Generaldirektor Grewenig geben kann, soll ein Gutachten prüfen.

 Überprivilegiert? Weltkulturerbe-Chef Meinrad Maria Grewenig. Foto: Rolf Ruppenthal

Überprivilegiert? Weltkulturerbe-Chef Meinrad Maria Grewenig. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Die Szenerie dürfte einigermaßen bizarr gewesen sein: Da bestimmt ein ehemaliger Minister - Karl Rauber (CDU) -, den man wieder in den Weltkulturerbe-Aufsichtsrat berufen hat, über Korrekturen an einem Verwaltungs- und Vergütungs-System mit, das er selbst maßgeblich gestaltet hat. Die Doppelstrukturen und die überaus komfortablen Tantiemen-, Gehalts- und Ruhestands-Regelungen für Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig hält der Rechnungshof für veränderungsbedürftig. Das wurde vor drei Wochen bekannt. Doch welche Vertrags-Bestandteile überhaupt durch eine Änderungskündigung neu geregelt werden könnten, muss nach Auffassung des Aufsichtsrates erst mal ein Rechtsgutachten klären. Den Auftrag zur Vergabe bekam gestern die Aufsichtsratsvorsitzende Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) nach einer Sondersitzung. Im Anschluss ließ sie mit dem Hinweis auf persönlich geschützte Daten so ziemlich alles im Dunkel, was den Steuerzahler interessiert hätte. Etwa: Wird Grewenig im Falle einer Eskalation und Freistellung noch mit einer Abfindung "belohnt" oder gar bis zum Vertragsende (2019) voll bezahlt? Auch ließ sie offen, ob sich der Kulturmanager gestern kompromissbereit äußerte. Wäre er bereit, seine Pensionsansprüche - 75 Prozent nach 20 Dienstjahren - auf das für Beamte geltende Niveau zurückzuschrauben? Am Donnerstag hatte Grewenig noch auf Vertragserfüllung beharrt. Wie viel Konfliktpotenzial steckt da drin? Rehlinger machte deutlich: "Ich halte Veränderungen für notwendig." Sagte aber auch: "Die Auflösung des Vertrages ist nicht unser Ziel."

Weniger heikel stellte sich offensichtlich die Situation im kaufmännischen Bereich dar. Der Aufsichtsrat beschloss, den Geschäftsbereich auf eine andere Landesgesellschaft/Holding zu übertragen, die zentrale Aufgaben (Personal, Rechnungswesen, Controlling) übernimmt. Dies bedeutet, dass die von den Prüfern erkannten Doppelstrukturen entfallen und der 2015 endende Vertrag des kaufmännischen Direktors Manfred Baldauf (FDP, 62) nicht verlängert wird. Sie galt der Opposition schon lange als "reine Versorgungsstelle". Wie Rehlinger weiter mitteilte, soll künftig die Dienstwagen- und Spesenregelung für das Weltkulturerbe den Vorgaben angepasst werden, die derzeit für alle Landesgesellschaften entwickelt werden.

Zusätzlich kam es gestern noch zu einem bedeutsamen Beschluss, der die Weiterentwicklung des Industriedenkmals betrifft. Eine "innerministerielle Arbeitsgruppe" (Finanzen, Wirtschaft, Staatskanzlei, Kultur/Denkmalpflege) soll ein langfristiges Erhaltungs-, Kosten- und Finanzierungskonzept erarbeiten, sprich klären: Wie viel Weltkulturerbe können wir uns leisten? Wie viel Zuwachs ist noch drin? Auch an diesem Punkt könnte sich ein Streit mit dem Wachstums-Manager Grewenig anbahnen.

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