Verein: NS-Täter noch immer im Marpinger Heldenbuch geehrt

Marpingen · Der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ fordert an lässlich des 69. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers in Ausschwitz den Marpinger Gemeinderat auf, Helfer des Nationalsozialismus' von der Ehrenliste zu streichen.

 Gedenkfeier in Marpingen für die Opfer des NS-Regimes: Rund 50 Menschen kamen fadür zusammen. Foto: Frank Faber

Gedenkfeier in Marpingen für die Opfer des NS-Regimes: Rund 50 Menschen kamen fadür zusammen. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

50 Menschen haben sich in Marpingen versammelt, um an die Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz durch die Rote Armee zu erinnern, was sich am Montag zum 69. Mal jährte. Über eine Million Menschen sind in dem Konzentrationslager von Nazi-Verbrechern ermordet worden, darunter befand sich auch der Marpinger Alois Kunz.

Ex-Bundespräsident Roman Herzog hatte den nationalen Gedenktag ausgerufen. Zum 18. Mal legte der Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" an der Gedenkplatte einen Kranz nieder. Vereinschef Eberhard Wagner: "Der Sozialdemokrat Alois Kunz hat seinen Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlen müssen." Kunz sei in Marpingen einer der wenigen gewesen, die gegen den Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland kämpften. "Vergebens hat er versucht, die Menschen zur Stimmabgabe gegen Hitler zu bewegen." Kunz wurde am 8. September 1939 wegen staatsfeindlicher Äußerungen und Vergehen gegen das Heimtückegesetz verhaftet. Über Sachsenhausen kam er nach Ausschwitz, wo er am 23. Oktober 1942 ermordet wurde.

"Die meisten Marpinger standen seinerzeit auf der anderen Seite, wobei sich zwei Marpinger besonders hervortaten", betonte Wagner. Im kürzlich erschienenen Buch "Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde", von Ernst Klee ist Marpingen zweimal vertreten. Viktor Kirsch war KZ-Aufseher, der SS-Freiwillige Reinhold Schmidt in Ausschwitz Aufseher. "Schmidt wird nach wie vor im Marpinger Ehrenbuch als Held geehrt", kritisierte Wagner. Der Ortsgruppenleiter, der Kunz denunzierte, stehe ebenfalls als Held darin. "Ich hoffe, dass der Gemeinderat wenigstens diesen beiden den Heldenstatus nachträglich streicht."

Bewegung kommt in die vom Verein beantragte Gedenktafel für Zwangsarbeiter. 2012 lehnte sie Alsweilers Ortsrat ab, da Kunz kein Zwangsarbeiter gewesen sei. Für März ist eine Podiumsdiskussion geplant.

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