Unterwegs zur Gleichberechtigung

Nohfelden · Inzwischen sind Frauen formal gleichberechtigt, sehen sich aber noch nicht am Ziel, meint Autor Karl Josef Boussard. Der lange Weg zur Gleichberechtigung hat aber gesellschaftliche Abläufe verändert. Im Nohfelder Rathaussaal hat der Selbacher Schriftsteller sein neues Buch „Frauen im Saarland – Von der Industrialisierung bis heute“ vorgestellt.

Frauen hatten lange Zeit keine Rechte. Das hat Autor Karl Josef Boussard zum Anlass genommen, sich einmal mit der sozialen Rolle von Bergmannsfrauen und Frauen im Allgemeinen zu beschäftigen.

Das Ergebnis seiner Recherche hat der 68-jährige Schriftsteller aus Selbach in seinem neuen Buch "Frauen im Saarland - Von der Industrialisierung bis heute" den 35 Zuhörern im Nohfelder Rathaussaal vorgestellt. Eingangs drehte Boussard die Zeit zurück. Das Industriezeitalter sei die Zeit der Unterdrückung und fehlender Rechte des weiblichen Geschlechts gewesen. Frauenwelten veranschaulichte Boussard am Leben der Bergmannsfamilie im 19. Jahrhundert.

"Die Familien konnten auch später nur mit der bezahlten Arbeit der Männer in den Staatsgruben und der unbezahlten Arbeit der Frauen zu Hause überleben", berichtet der Diplom-Ingenieur. Auf einem langen Weg zur Gleichberechtigung geht er in seinem Werk auch auf die Anfänge der Frauenbewegung ein. Frauen wollten ihre Bildungschancen verbessern, ein Recht auf Arbeit haben, das Wahlrecht erhalten sowie eine rechtliche Gleichstellung erreichen.

Auch im Saarland haben sich im 19. und 20. Jahrhundert engagierte Frauen zu Wort gemeldet, die Gleichberechtigung der Geschlechter gefordert und soziale und unternehmerische Qualitäten bewiesen. Ein weiteres Kapitel widmet Boussard der Frauenarbeit im Bergbau und in gewerblichen Berufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, so der Autor, seien Frauen die ersten gewesen, die angepackt hätten, um den Schutt wegzuräumen. Den Trümmerfrauen seien Zimmermänner, Maurer und Straßenarbeiter gefolgt. Des Weiteren hat sich Boussard mit Frauen aus drei Generationen getroffen, die ihren Alltag schildern.

70 Gespräche hat er mit jungen Männern und Frauen geführt, in denen aktuelle Problemlagen deutlich werden. Die oft propagierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf besteht derzeit nur auf dem Papier, hat er dabei festgestellt.

Er fragt zudem, warum Frauen immer noch benachteiligt sind. Primär sei der aktuelle Stand der Gleichberechtigung der Beharrlichkeit der Fraueninitiativen geschuldet. Mit seinem Buch hält Boussard eine nicht repräsentative, aber an der Wirklichkeit orientierte Studie vor, die den Prozess vom Patriarchat bis zur formalen Gleichberechtigung beschreibt.

Als Beobachter beschleiche ihn noch immer das Gefühl, dass beide Geschlechter sich meistens in einem Hauen und Stechen beweisen wollten. Alle Akteure müssten an einem vernünftigen Miteinander von Familie und Beruf interessiert sein. Dazu bedürfe es der Mithilfe von Politik, Kirche und Wirtschaft.

Musikalisch haben Marla Klemm und Leonie Zipf die Buchvorstellung begleitet.

Das Buch "Frauen im Saarland - Von der Industrialisierung bis heute", 100 Seiten, Preis 12,50 Euro. Es ist erhältlich im Buchhandel ISBN 978-3-9813149-9-1 oder bei Autor Karl Josef Boussard, Telefon (0 68 75) 7 09 02 23.

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