„Unser Neunkirchen“ gemeinsam gestalten

Neunkirchen · Mit Vorurteilen aufräumen, Hürden für Zuwanderer aus dem Weg räumen, sei es bei Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche, Sprachbarrieren abbauen, Chancengleichheit schaffen – das will die von der Kreis-SPD gegründete AG. Rund 50 Interessierte kamen zum jüngsten Treffen.

Mal ehrlich: Wäre es für Sie selbstverständlich, wenn Ihnen ein Uniformträger, der deutlich dem Morgenland zuzuordnen ist, in Neunkirchen ein Knöllchen verpasst? Oder wenn Ihnen ein Beamter mit Balkan-Anmutung den Genehmigungsstempel unter den Bauantrag setzt? Genau so sollte es zugehen in einem Land, das Zuwanderung akzeptiert - wie Deutschland. Also auch im Saarland, befindet Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider: "Leute mit Migrations-Hintergrund müssen ganz normal bei Verwaltung, Behörden, Polizei arbeiten können!" Eine für die Sozialdemokratin selbstverständliche Bedingung für ein Fortschreiten der viel beschworenen Integration.

Bühne für das engagierte Plädoyer der Landrätin und SPD-Kreischefin für einen offenen und vorurteilslosen Umgang zwischen "Urbevölkerung" und "Neuankömmlingen" war am Dienstagabend das Robinsondorf. Dorthin hatte die "Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt" eingeladen. Diese in der Kreis-SPD angesiedelte Initiative hat sich erst vor vier Monaten formiert und stößt auf erstaunlichen Widerhall. Zur erst dritten Sitzung der Kreis-AG hatten sich diesmal schon gut 50 Interessierte eingefunden. Neunkircher mit und ohne Immigranten-Vita, erfreulicherweise offenbar auch viele junge Leute der zweiten und dritten Einwanderergeneration. Vertreter der Alevitischen und der Türkisch-Islamischen Gemeinde waren ebenso da, wie der SPD-Fraktionschef im Kreistag, Willi Kräuter, und im Stadtrat, Willi Schwender, sowie der städtische Integrationsbeauftragte Zeljko Cudina.

"Heute habt ihr die Chance, die Landrätin zu löchern", begrüßte AG-Vorsitzender Cemal Kaya gewohnt locker die Runde. Angesprochen wurden dann unter anderem die oben erwähnte Sperre für den öffentlichen Dienst, die schwierige Ausbildungsplatzsuche für Jugendliche mit ausländischem Namen, das Fehlen eines geeigneten Raumes für Hochzeitszeremonien mit 300 oder 400 Leuten. Auch über Qualifizierungsmaßnahmen, die ihren Namen nicht verdienen, für arbeitssuchende Jugendliche beschwerten sich Anwesende.

Conny Hoffmann-Bethscheider versprach Einsatz für ein faires Miteinander, appellierte aber auch an alle Beteiligten: "Integration kann nicht verordnet werden. Sie muss ehrlich sein und von Herzen kommen!" Konkret trat die Landrätin ein für niedrigere Sprachhürden beim Einbürgerungstest, für eine unkompliziertere Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse oder eine Öffnung des Bildungssystems durch das Forcieren von Ganztagsschulen. Sie forderte die ausländischen Mitbürger zum "Mitreden und Mitentscheiden" auf - auch im Hinblick auf die am 6. April anstehende Wahl des Neunkircher Integrationsbeirates. Der altgediente Kommunalpolitiker Willi Schwender drückte es so aus: "Es wäre schön, wenn wir unser Neunkirchen mit Ihnen zusammen gestalten könnten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort