Überschuss im Bistum Trier
Trier · Trotz gegenteiliger Vorausberechnungen schreibt das Bistum Trier seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen. Auch für dieses Jahr ist ein Plus prognostiziert, das aber teilweise durch die Pleite des Weltbildverlags aufgezehrt werden wird.
Die Insolvenz des Augsburger Weltbildverlags kostet das Bistum Trier 2,7 Millionen Euro. Das sagte Generalvikar Georg Bätzing bei der Vorstellung des ersten Geschäftsberichts. Das Bistum ist mit 4,26 Prozent an dem insolventen Verlag beteiligt. Über den Verband der Diözesen Deutschlands erhöht sich die Beteiligung auf 4,6 Prozent. Die kirchlichen Gesellschafter haben "bis zu 65 Millionen Euro" als "abschließenden Betrag" zur Abfederung der Pleite zugesagt. Mit dem Trierer Anteil von knapp drei Millionen Euro wäre die Hälfte des für dieses Haushaltsjahr vorausberechneten Überschusses bereits wieder weg, sagte Verwaltungschef Bätzing.
Gut möglich allerdings, dass der Überschuss hoher ausfällt als prognostiziert. Wie beim Haushalt 2012. Da rechnete Finanzchefin Kirsten Straus zunächst mit einem Defizit von 24 Millionen Euro, um mit der erst jetzt erfolgten Vorlage des Jahresabschlusses festzustellen, dass statt der Miesen zwei Millionen Euro Plus eingefahren wurden. "Da kam einiges zusammen, vor allem ein unerwarteter Steuersegen", begründete die bischöfliche Finanzchefin den Geldregen. Ähnlich soll auch 2013 verlaufen sein, die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor.
Am vor einiger Zeit verabschiedeten Sparpaket soll dennoch nicht gerüttelt werden. Bis in zwei Jahren sollen die Ausgaben dauerhaft um 30 Millionen Euro gesenkt werden. Daran werde sich auch nichts ändern, sagt Finanzdirektorin Kirsten Straus.
Dabei verfügt das Bistum nach wie vor über ein sattes Finanzpolster von 200 Millionen Euro. Straus will die Rücklagen mittelfristig sogar noch verdoppeln, "weil wir bei überraschenden Einnahmeeinbrüchen ansonsten ein Problem bekommen". Das Bistum könne man "nicht in irgendeiner Weise als reich bezeichnen".
Bei dieser Aussage wird sich der ein oder andere Priester ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Etwa der Kirner Pastor Heribert Barzen, der seit Jahren einen Schuldenberg von einer Viertel Millionen Euro vor sich herschiebt und auf keinen grünen Zweig kommt Barzen hatte sogar den Gang zum Insolvenzgericht nicht ausgeschlossen, sollte sich an der finanziellen Situation seiner Kirchengemeinde nichts ändern. "Geht nicht", meinte gestern allerdings Generalvikar Bätzing. Eine Pfarrei kann nicht Pleite gehen. Bätzing bestätigte aber die Schätzung Barzens, wonach etwa ein Drittel der 900 Pfarreien im Bistum überschuldet sei.
"Da müssen wir etwas tun", sagte der Verwaltungschef von Bischof Stephan Ackermann und kündigte an, die Schlüsselzuweisungen an die Kirchengemeinden nicht so rasch zu senken wie ursprünglich geplant. Darüber hinaus werde über einen finanziellen Ausgleich für diese Pfarreien nachgedacht.
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Auf einen BlickDie größte Einnahmequelle für das Bistum Trier im Jahr 2012 war die Kirchensteuer. 273,3 Millionen Euro flossen so in die Kassen. Das sind über 70 Prozent der Gesamteinnahmen. Dahinter folgen mit 55,2 Millionen Erträge aus Verwaltung und Betrieb. Ebenfalls als Einnahmen werden im Geschäftsbericht sonstige betriebliche Erträge (21,5 Millionen), Staatsleistungen (15,9 Millionen) und Finanzerträge (13,7 Millionen) aufgeführt. Lediglich ein Prozent der Einnahmen kam aus Spenden und Kollekten (5,6 Millionen). jan