Tischfußball ist mehr als Kneipensport

Steinbach · Fast jeder stand in der Kneipe schon mal am Kickertisch. Auf den fünften Deutsch-Französischen Tischfußballtagen in Steinbach, eine Veranstaltung des OTC Ottweiler, zeigten Profis zwei Tage lang, was dieser Sport alles bietet.

Nervös reiben sich einige Tischfußballer die verschwitzten Hände an der Hose ab, während andere gleich die Lederhandschuhe auspacken. Beim Tischfußball muss der Griff perfekt in der Hand liegen, denn jede Bewegung zählt. Die Teilnehmer der fünften Deutsch-Französischen Tischfußballtage gönnten den "aufgespießten" Fußballern auf dem Kickertisch am vergangenen Wochenende keine ruhige Sekunde. Hin und wieder flog der Miniatur-Ball ungewollt im hohen Bogen vom Tisch und erkundete rollend die Mehrzweckhalle Steinbach - verfolgt von leisen Flüchen. Zum zweiten Mal in Folge hatte der Ottweiler Tischfußball Club (OTC Ottweiler) spielfreudige sowie internationale Tischfußballer nach Steinbach eingeladen; vor 2013 hatten die Deutsch-Französischen Tischfußballtage vier Jahre lang pausiert. Die Veranstaltung ist sowohl offizielles ITSF-Weltranglistenturnier (International Table Soccer Federation) der Pro Tour als auch deutsches Ranglistenturnier des Deutschen Tischfußballbunds (DTFB). Josef Cornelius, Mitglied des OTC Ottweiler und Vorsitzender des Saarländischen Tischfußballverbands (STFV), freute sich, dass fast 200 Sportler aus ganz Deutschland, Luxemburg, Frankreich sowie Belgien ins Saarland gekommen waren. Weil Cornelius schon zu Hause nicht an seinen beiden Kickern vorbeikomme, ohne dass der Ball rollt, nahm er selbst an dem zweitägigen Turnier teil. "Bei wenigen Wettkampfsportarten kommt man sich so nahe wie beim Tischfußball. Der Kontrahent steht nur eine Armlänge entfernt", sagte Cornelius. Das A und O sei es, konzentriert zu bleiben, und zudem müsse die Auge-Hand-Koordination stimmen. Deswegen waren die Blicke aller Turnierteilnehmer sowohl am Samstag beim Doppel als auch am Sonntag beim Einzel starr auf den Ball gerichtet. Die Nähe zum Gegner, diesen "permanenten psychischen Druck", genießt auch Klaus Gottesleben, Präsident des Deutschen Tischfußballbunds (DTFB), der ebenfalls auf dem Turnier in Steinbach mitmischte. Während Tischfußball im Saarland bereits eine anerkannte Sportart ist, kämpfe man auf Bundesebene noch um diese Würdigung. "Wir müssen bei den gemeldeten Spielern die magische Grenze von 10 000 knacken, um offiziell als Sport zu gelten", sagte Gottesleben. Zurzeit gibt es deutschlandweit 6600 Tischfußballer; davon zehn Prozent Frauen. Allerdings sei der Präsident des DTFB guter Dinge, dass die magische Grenze in ein paar Jahren überschritten wird, denn die Tischfußball-Gemeinde wachse gemütlich und konstant. Eine rosige Zukunft prophezeite er auch den Deutsch-Französischen Tischfußballtagen in Ottweiler. Um sich einen großen Namen zu machen und viele Kopfspieler anzulocken, brauchten solche Top-Turniere bis zu fünf Jahre. Haymann Azab, Deutscher Meister im Senioren Einzel 2013, war für die Tischfußballtage extra aus Berlin angereist; bereits im letzten Jahr war der 59-Jährige bei diesem Weltranglistenturnier in Ottweiler angetreten. Allein, dass man in Steinbach auf Bonzini Kickern spiele, sei laut Azab die weite Anreise wert. Auch die beiden Stuttgarterinnen Debora Blessing (30) und Irma Del Grosso (34) schätzen diese französischen Kickertische. "Mit dem PVC-Boden und kleinen Unebenheiten sind sie manchmal unberechenbar", sagte Irma Del Grosso begeistert. Bei aller Konzentration kam der Spaß auf dem Turnier nicht zu kurz und so blieb immer genug Zeit, lachend abzuklatschen oder dem Gegner über den Tisch hinweg ein ehrliches Lächeln zu schenken.

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