„Tatort“ und blaue Herzen

Dieses Wochenende ist Saarbrücken noch ganz und gar blau. Am Ophüls-Preis, dem Filmfestival der blauen Herzen, kommt niemand vorbei, der auch nur mal kurz die Nase aus der Wohnung streckt.

Sogar wer gar nicht ins Kino geht, kann kaum übersehen, dass irgendetwas anders ist als sonst. Dass in der Innenstadt auffallend viele interessant aussehende, junge Menschen unterwegs sind.

Denn der Ophüls-Preis ist immer auch ein bisschen ein Laufsteg und eine Auffrischungskur in Sachen Trends. Was trägt der angesagte Jungfilmer 2014? Immer noch schwarz, oder darf es mal ein bisschen Farbe sein, ohne uncool zu wirken? Und welchen Klamotten-Stil finanziert die hoffnungsvolle Nachwuchs-Schauspielerin mit ihrem vorübergehenden Kneipen-Job? Das sind so die Fragen, die uns bis Sonntag bewegen.

Und dann wird es 20.15 Uhr. Und der Ophüls-Preis wird schlagartig aus der allgemeinen Debatte verdrängt sein. Denn: Es beginnt der neue Saar-"Tatort". Bang werden wir da wieder alle vor den Bildschirmen sitzen und uns fragen: Was tun sie uns diesmal an? Für welche seltsamen Einfälle, für welche bemühte Originalität müssen wir uns jetzt wieder fremdschämen? Im Internet schwanken die Kommentare in den Diskussions-Foren bereits jetzt zwischen "Tu ich mir erst gar nicht an" bis "isch hann Angschd".

Da gibt es nur eine Lösung: Die alte Weisheit "Geteiltes Leid ist halbes Leid". Also: Stellen Sie sich dem zu befürchtenden Desaster gemeinsam mit anderen.

In der Sparte 4, der Werkstattbühne des Staatstheaters in der Eisenbahnstraße (Garelly-Haus), zum Beispiel. Dort wird der "Tatort" öffentlich gezeigt. Und im N.N. Nauwieser 19 (in der Nauwieser Straße) gibt es ebenfalls gemeinsames "Tatort-Gucken". So kann man sich gegenseitig stützen, wenn es doch wieder zu arg werden sollte. Und gemeinsam lästern macht ja auch richtig Spaß.

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