Syrer können nun Erste Hilfe leisten

Nohfelden · Erstmals organisierte die Flüchtlingshilfe der Gemeinde Nohfelden mit dem St. Wendeler Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen Erste-Hilfe-Kurs für Flüchtlinge. In neun Stunden lernen die 15 ausgewählten syrischen Mitbürger im Wolfersweiler DRK-Heim, wie mit einfachen Handgriffen in Notsituationen geholfen werden kann.

 Erste-Hilfe-Lehrgang für geflüchtete Menschen in Wolfersweiler: Die angehenden Ersthelfer aus Syrien legen einem Verletzten einen Druckverband am Arm an. Nach neun Übungsstunden erhielten die 15 Teilnehmer die Zertifikate. Foto: Faber

Erste-Hilfe-Lehrgang für geflüchtete Menschen in Wolfersweiler: Die angehenden Ersthelfer aus Syrien legen einem Verletzten einen Druckverband am Arm an. Nach neun Übungsstunden erhielten die 15 Teilnehmer die Zertifikate. Foto: Faber

Foto: Faber

Eine Unfallstelle sichern, den Notruf wählen, jemanden in stabile Seitenlage bringen oder eine starke Blutung stillen. Beim Erste-Hilfe-Kurs im Wolfersweiler DRK-Heim haben 15 Flüchtlinge aus Syrien alles über die Erstversorgung gelernt. DRK-Ausbilder Wolfgang Lehmann hat in den Lehrgang viele Praxisübungen eingebaut, um zu demonstrieren, wie man sich und seinen Mitmenschen im Notfall schnell helfen kann. Seit 20 Jahren bildet er in Erster Hilfe aus, aber ausschließlich syrische Neubürger in einem Kurs für Rettungssituationen vorzubereiten, bedeutet für ihn Neuland.

"Im Vorfeld habe ich mich mit dem in Wolfersweiler wohnenden Syrer Kenan Gharbi abgesprochen und das gesamte Kursprogramm mit ihm durchgespielt", erklärt Lehmann. Denn seine Teilnehmer sollten nicht nur nach neun Unterrichtsstunden à 45 Minuten ihre Bescheinigung für eine Teilnahme erhalten, sondern nach der Ausbildung auch tatsächlich helfen können. "In Syrien habe ich so etwas nicht gemacht", berichtet Kenan Gharbi. Für Raghda Shaerli dagegen, vierfache Mutter und einzige weibliche Kursteilnehmerin, war vieles vertraut. "Während meines Englischstudiums habe ich die Erste Hilfe schon kennengelernt", sagt sie. Lehmann stellt den in Bosen, Türkismühle, Sötern und Wolfersweiler lebenden Zuwanderern Notsituationen vor und was man dabei als Ersthelfer wissen und beherzigen sollte. "Vom Kenntnisstand der Teilnehmer bin ich sehr überrascht, wenn was unklar ist, wird sofort nachgefragt", sagt der DRK-Ausbilder mit staunendem Gesichtsausdruck.

Die Begriffe sind für Kenan Gharbi und Moaz Alkalesh noch etwas schwer verständlich. Doch die praktischen Handgriffe sitzen schon ganz gut. Gerade üben sie, einen Verletzten zu versorgen und einen Druckverband am Arm anzulegen. "Den Arm immer hochhalten, um die Blutung zu stillen", lautet Lehmanns Anweisung bei dem gespielten Szenario. Ezad Boaj, von Beruf Tierarzt, ergänzt: "Fremdkörper sollen immer in der Wunde bleiben, das macht die Wunde zu."

Mit Weitblick wurden die Kursteilnehmer ausgewählt. "Die Deutschkenntnisse müssen stimmen. Viele Teilnehmer stehen demnächst vor dem Einstieg ins Berufsleben oder beginnen eine Ausbildung, und dafür müssen sie mobil sein", sagt Rosalinde Barth von der Nohfelder Flüchtlingshilfe . Wer selbst mobil sein möchte, braucht einen Führerschein. Der Erste-Hilfe-Schein ist für Fahrschüler Grundvoraussetzung, wenn sie später eine Fahrerlaubnis in den Händen halten wollen. "Als nächstes will ich den Führerschein machen", freut sich Moaz Alkalesh, der bald eine Ausbildung zum Zahntechniker startet. Der Kurs, so Barth, sei von allen Teilnehmern begeistert aufgenommen worden. Nach neun Übungsstunden verteilt DRK-Ausbilder Lehmann die Zertifikate.

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