Statt Politik nun Orchideenzucht

Emmersweiler · Seit 1979 ist Hans-Georg Schneider Ortsvorsteher von Emmersweiler. Weil er seine Partei verlassen hat, kann er im Mai nicht wiedergewählt werden. Aber auch beruflich zieht der Finanzbeamte vorzeitig einen Schlussstrich. Und geht Ende Januar in Pension. Auch wenn das politische Amt Spaß gemacht hat, es sei auch schwieriger geworden.

 Abstecher auf den Fußballplatz: Hans-Georg Schneider plädiert für den Bau eines Naturrasenplatzes anstatt den Hartplatz zu erneuern. Foto: becker & bredel

Abstecher auf den Fußballplatz: Hans-Georg Schneider plädiert für den Bau eines Naturrasenplatzes anstatt den Hartplatz zu erneuern. Foto: becker & bredel

Foto: becker & bredel

Der dienstälteste Ortsvorsteher des Saarlandes nimmt demnächst seinen Hut. 2010 hatte Hans-Georg Schneider den Freien Wählern den Rücken gekehrt. Ohne Un terstützung einer Partei kann er nach den Kommunalwahlen nicht wieder zum Ortsvorsteher gekürt werden. Noch vor dem Ende der politischen Laufbahn zieht der 65-Jährige einen Schlussstrich unter seine beruf liche Arbeit, am 31. Januar geht der Finanzbeamte in Pension.

Angst vor Langeweile hat er nicht. Schneider will sich nun stärker seiner kleinen Orchi- deenzucht widmen. Außerdem interessieren ihn heimatkundliche Fragen. So möchte er herausfinden, woher der Name Emmersweiler kommt.

1979 wurde Schneider zum Ortsvorsteher des Großrosseler Gemeindebezirks gewählt. "Es hat Spaß gemacht", stellt er rückblickend fest. In den letzten Jahren sei die Arbeit wegen der finanziellen Zwänge aber schwieriger geworden. Die verordnete Schuldenbremse lehnt der parteilose Politiker als unzulässigen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung ab. Schneider kritisiert den dadurch verursachten Investitionsstau. Auch in Emmersweiler liegen wichtige Sanierungsprojekte seit Jahren auf Eis. Die Tennendecke und der Unterbau des Fußballplatzes müssten dringend in Schuss gebracht werden. Statt der Erneuerung des Hartplatzes favorisiert Schneider den Bau eines Naturrasenplatzes. "Das wäre billiger" sagt er. An anderen Stellen im Dorf drückt ebenfalls der Schuh. Die Alte Schule, erläutert der Orts vorsteher, sei schon lange sanierungsbedürftig. Ungelöst bleibt vorerst auch das Verkehrsproblem in der Wiesenstraße. Die Bewohner der Anliegerstraße klagen über den Durchgangsverkehr, immer wieder wird die enge Straße als Abkürzung missbraucht. Durch eine bauliche Maßnahme wurde die Einfahrt von der Forbacher Straße erschwert. Wohl ohne großen Erfolg. Noch immer, berichtet Schneider, beschweren sich die Anwohner. Geplant sei nun eine Art Einbahnregelung. Die Einfahrt von der Hauptstraße aus soll verboten werden.

Nicht zufrieden ist Schneider auch mit der Situation in der Feldstraße. Die Straßendecke wurde bisher nur provisorisch repariert, die Sanierung des Ka nals steht noch aus. Da er für das anfallende Wasser zu klein ist, werden immer wieder Keller nass. Laut Angaben der Ge meindeverwaltung, sagt Schneider, sollen Kanal und Straßendecke noch in diesem Jahr erneuert werden. Grund zum Feiern gab es im letzten Frühjahr anlässlich der 20-jährigen Partnerschaft mit den Nachbarn aus Morsbach. Die Verschwisterungsurkunde hängt im Ortsvorsteherbüro. "Das ist mein zweites Wohnzimmer", sagt Schneider ein bisschen wehmütig. Den Raum in der Alten Schule muss er bald räumen. Traurig oder ent- täuscht ist Schneider am Ende seines politischen Wirkens aber nicht. Gelassen stellt er fest: "Irgendwann ist Schluss."

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