Sprayer sprühen Zug fahruntüchtig

Türkismühle · Seit Jahresbeginn häufen sich landesweit Graffiti-Anschläge auf Waggons. Das berichtet Dieter Schwan von der Bundespolizei in Bexbach. Jüngster Fall: eine komplette Zugseite wurde zugesaut.

 Auf der ganzen Länge zugesprüht: Unbekannte haben in der Nacht auf Samstag diesen in Türkismühle abgestellten Regionalzug als Leinwand genutzt. Hier steht die Eisenbahn in Saarbrücken, wo sie nach der Sprühaktion hingebracht wurde.

Auf der ganzen Länge zugesprüht: Unbekannte haben in der Nacht auf Samstag diesen in Türkismühle abgestellten Regionalzug als Leinwand genutzt. Hier steht die Eisenbahn in Saarbrücken, wo sie nach der Sprühaktion hingebracht wurde.

Tatort Türkismühler Bahnhof: Sprayer wähnen sich in Sicherheit, nutzen die nächtliche Dunkelheit für ihre illegale Aktion. Die Station ist ansonsten menschenleer, der letzte Zug des Tages längst abgefahren. Bis zum Morgengrauen herrscht hier Stille. Sie pirschen sich an einen Regionalzug der Deutschen Bahn (DB) heran, packen Farbsprühdosen aus und legen los. Sie überziehen eine Seite mit ihren fragwürdigen Kunstwerken. Auf ganzer Länge. Fenster und der Zug selbst dienen als Untergrund für die abstrakten Formen und Worte in verschiedenen Farben. Noch bevor die Sonne aufgeht, ist der Spuk beendet, sind die Täter längst verschwunden.

Nicht so das aufgesprayte Bild, das sich über etliche Meter erstreckt. Um es wieder verschwinden zu lassen, muss die DB viel Geld ausgeben. An die 10 000 Euro , schätzt Dieter Schwan in diesem Fall. Der Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach: "Bei der illegalen Sprühaktion wurden insgesamt 135 Quadratmeter Zugfläche beschmiert." So sei der Wagen nicht mehr einsatzbereit gewesen. Ersatz musste her. Wegen der Gesamtfläche gehen die Ermittler davon aus, dass mehrere Täter am Werk gewesen sein müssen. Die Beamten schränken den Vorfall in der Nacht auf Samstag vergangener Woche auf die Zeit zwischen 23.45 und 5.20 Uhr ein.

Es ist beileibe nicht die einzige Farbschmiererei, die Schwan zu beklagen hat. "Die Taten häufen sich seit Jahresbeginn wieder", sagt er. Größere derartige Zwischenfälle registrierten seine Kollegen unter anderem in Saarbrücken und Homburg.

Einige Sprayer fliegen auch auf. So musste sich jetzt nach Schwans Angaben ein junger Mann vor dem Saarbrücker Amtsgericht verantworten. Er hatte demnach bereits im Februar 2014 in einem Regionalzug auf der Fahrt von Türkismühle nach Saarbrücken sein Unwesen getrieben. Ein Richter verurteilte ihn zu 120 gemeinnützigen Arbeitsstunden. Zudem muss der Mann den Schaden von 1875 Euro begleichen und die Gerichtskosten tragen. Seine Machenschaften waren ausgerechnet wegen seines Kumpels aufgeflogen. Der hatte in einer Regionalbahn den 20 Jahre alten Täter bei der Arbeit gefilmt. Diese Bilder wurden dem dann Verurteilten zum Verhängnis. Schwan zur Masche, Graffiti aufzuzeichnen: "Das ist so üblich in der Szene, um mit seinen Werken zu prahlen." Fotos illegaler Sprühkunst kursierten in solchen Kreisen, dienten dann aber auch als Beweismaterial für Behörden, um Täter zu überführen.

Für den jüngsten Fall in Türkismühle ist die Bundespolizei auf Zeugen angewiesen. Hinweise an: Tel. (0 68 26) 52 20 oder (08 00) 6 88 80 00 (zweite Nummer gratis).

bundespolizei.de

 Nahaufnahme: Mit solchen Hieroglyphen machen Sprayer auf sich aufmerksam, zuletzt in Türkismühle, wo ein Zug in der Nacht auf Samstag abgestellt war. Fotos: Bundespolizei

Nahaufnahme: Mit solchen Hieroglyphen machen Sprayer auf sich aufmerksam, zuletzt in Türkismühle, wo ein Zug in der Nacht auf Samstag abgestellt war. Fotos: Bundespolizei

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Auf einen BlickZu 130-Graffiti-Zwischenfällen ist es laut Bundespolizei in Bexbach seit Jahresbeginn saarlandweit auf Bahngeländen und an Zügen gekommen. Dabei entstand nach Behördensprecher Dieter Schwan 145 000 Euro Gesamtschaden.Einige größere Sprühschmierereien: Türkismühle auf 135 Quadratmetern Zugaußenfläche (10 000 Euro ); Saarbrücken 85 Quadratmeter (6300 Euro ); Homburg 93 Quadratmeter (7000 Euro ); Völklingen an Eisenbahnbrücke (1500 Euro ); Rohrbach - St. Ingbert in der Eisenbahnunterführung 100 Quadratmeter (7500 Euro ). hgn

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