Spannung auf dem OlympVon der Leidenschaft, ein Musical-Star werden zu wollen

Neunkirchen. Kriegsgott Ares fällt. Und fällt. Und fällt wieder. Ja, auch Fallen will gelernt sein. Vor allem rückwärts. Mirko Buljan ist wirklich nicht zu beneiden. Von Marco Sauer und Robert Piskac schwankend in luftiger Höhe gehalten, hat er keine Ahnung, ob sich hinter oder unter ihm gerade vereinbarungsgemäß das lebende Sprungtuch formiert

 Jeder Schritt muss sitzen, und auch Tänzer müssen ihre Rollen auswendig lernen. Fotos: SZ

Jeder Schritt muss sitzen, und auch Tänzer müssen ihre Rollen auswendig lernen. Fotos: SZ

Neunkirchen. Kriegsgott Ares fällt. Und fällt. Und fällt wieder. Ja, auch Fallen will gelernt sein. Vor allem rückwärts. Mirko Buljan ist wirklich nicht zu beneiden. Von Marco Sauer und Robert Piskac schwankend in luftiger Höhe gehalten, hat er keine Ahnung, ob sich hinter oder unter ihm gerade vereinbarungsgemäß das lebende Sprungtuch formiert. "Krieg macht das Sterben schön", kreischt Buljan tapfer. Dann kippt er steif nach hinten. In zehn Armpaare. Choreografin Ellen Kärcher nickt zufrieden. Die Olymp-Szene nimmt ihren Lauf. Ob Hip-Hop, Walzer, Charleston oder Broadway-Kickline - hier im griechischen Götterhimmel schlägt die große Stunde der Tänzerinnen und Tänzer. Hier laufen sie zur Hochform auf.Die jüngste ist gerade mal 14 Jahre alt und schon Profi durch und durch. Zusammen mit ihrem Partner Philipp Schwindling bringt Aline Gerber lateinamerikanisches Feuer in die triste Turnhalle der Bachschule. Gelernt ist gelernt - im Tanzsportclub Residenz Ottweiler, wo die beiden "Lysistrate"-Neuzugänge als eines der vielversprechendsten saarländischen Jugendpaare trainieren. Wieder mal ein Glücksfall für das Musicalprojekt: "Sie tanzen voller Leidenschaft, sind mit jeder Faser ihres Körpers dabei", schwärmt Ellen Kärcher. Das Tanzen im Blut hat auch Max Große-Beck. Schließlich führt seine Mutter zwei Tanzschulen in Saarlouis und Dillingen. "Ich glaube, ich habe erst tanzen gelernt und dann laufen", grinst der 19-Jährige, dessen Oma schon Theaterschauspielerin war. Wäre Max nicht von selbst zum Casting nach Neunkirchen gegangen, hätte sie ihn wohl hin geschleift. Trotz Hin- und Herfahrerei hat er die Entscheidung nie bereut. "Es ist toll, macht richtig viel Spaß." Was habe er in den 14 Tagen Probenpause im Juli gelitten. "Das war ganz schlimm." Früher wollte Max übrigens unbedingt Friseur werden. Bis sich heraus stellte, dass das eine relativ langweilige Sache ist, verglichen mit den Brettern, die die Welt bedeuten. "Tanzen ist mein Leben", Fred Astaire folgerichtig sein großes Vorbild. Bei "Lysistrate" legt Max als tänzelnder Garçon einen glänzenden Soloauftritt hin: Ungerührt verklickert er den frustrierten Athenern, dass auch die Restaurantküche bestreikt wird - eine der witzigsten Szenen des Stückes. Gut möglich, dass das Musicalprojekt zum Sprungbrett für den Abiturienten wird. "Ich habe mich auf Musicalschulen in ganz Deutschland beworben." Er wäre nicht der Erste, bei dem es klappt. Man denke nur an Lars Wettmann (Codarts Hogeschool voor de Kunsten Rotterdam) oder Marco Sauer (Stage School of Music, Dance and Drama Hamburg).Was wollen Sie den Laien vermitteln?Kärcher: Spaß an der Arbeit. Und im Team über sich hinaus zu wachsen. Seit "Hotel" ist mir wichtig, dass auch Tänzer singen und Rollen spielen müssen, weg vom Drei-Sparten-Denken. Bestenfalls können alle alles - wie es ja beim klassischen Musical der Fall ist.Beim Tanz herrscht ein reges Kommen und Gehen. Wird es personell eng für "Stumm"?Kärcher: Wie gesagt, alle müssen ran! Ich denke, viele bleiben, wenn es Ausbildung oder Beruf zulassen. Außerdem hat das Projekt mittlerweile einen Status, wo sich Leute gern bewerben. Aber das neue Musical wird sehr männerlastig Kärcher: Männer sind stets Mangelware, aber auch dieses Problem wird gelöst. Wie immer! Was empfinden Sie als das Schwierigste bei der Arbeit an "Lysistrate"?Kärcher: Nehmen Sie die erste Griechen-Party! Da ist jeder Mitwirkende tänzerisch gefragt. Jeder muss genau wissen, wohin er wann wie geht. Alles hat eine Ordnung! Und Synchronität! Allein bis sämtliche Frauen die Armbewegungen beim "Schwur" drauf hatten, hieß es üben, üben, üben. Weil alles so leicht aussieht, wird diese Leistung vom Zuschauer gern auch unterschätzt.Warum sollte man sich den Stress als Mitwirkender antun?Kärcher: Für Amateure ist es eine einzigartige Chance, in eine große professionelle Theaterproduktion eingebettet zu sein. Vor und hinter den Kulissen läuft alles nach Plan: Maske, Kostümabteilung, Technik, Catering, man darf Teil dieser tollen Theaterfamilie sein! Hatten Sie sich 2003 das Musicalprojekt so vorgestellt?Kärcher: Ich hätte nie gedacht, dass es so lange läuft. Mein Herz geht auf, wenn ich sehe, dass sich das Projekt so durchsetzen konnte, heute eine regelrechte Institution ist. Zu verdanken ist das der Leidenschaft aller Mitwirkenden samt kreativem Führungsteam - in Zusammenarbeit mit der Stadt Neunkirchen.

 Ellen Kärcher

Ellen Kärcher

Auf einen BlickLast-Minute-Tickets für "Harald Schmidt meets Lysistrate" am Dienstag, 5. August, um 20.30 Uhr in der Gebläsehalle und Restkarten für weitere Vorstellungen bietet der Musical-Projekt-Verkaufsstand auf dem Stummplatz am Samstag, 2. August, elf Uhr mit dem künstlerischen Leiter Marin Leutgeb an. nig

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