Fest Sonnentanz vertreibt den Regen

Bosen · Nach zwei Tagen Powwow am Bostalsee hat Manitu ein Einsehen. Mit der Sonne am Sonntag kann auch das komplette Programm ablaufen.

 Am Sonntag ist der Dauerregen endlich vorbei. Bei strahlendem Sonnenschein zeigen die Indianern den Zuschauern ihren Friedenstanz.

Am Sonntag ist der Dauerregen endlich vorbei. Bei strahlendem Sonnenschein zeigen die Indianern den Zuschauern ihren Friedenstanz.

Foto: B&K/Bonenberger

Indianer haben eine starke spirituelle Bindung. Der Sonnentanz war mit die wichtigste Zeremonie, die noch heutzutage beinahe von allen Freizeit-Indianern praktiziert wird. Wird das Getrommel begleitet vom johlenden Gesang der Hobbyisten am Bostalsee nun vom höchsten Wesen Manitu erhört? Wäre ihnen und den Besuchern zu gönnen. Die ersten beiden Tagen des viertägigen 13. Powwows auf dem neuen Gelände am Bosener Binnenteich waren grau und verregnet. Insgesamt 20 Kubikmeter Holz hat Veranstalter Georg Lauer bis zum späten Samstagabend für die Beheizung der 70 Tipis und 50 Zelte ranschaffen müssen – mehr als je zuvor. „Das ist die doppelte Menge wie sonst. Bei einer Außentemperatur von 14 Grad und dem feuchten Boden müssen die Tipis und Zelte beheizt werden“, erklärt der Chef der St. Wendeler Eventagentur Gog Concept. Auf die Hilfe von Lumberjack, einer der 500 Hobbyisten im Lager, als preiswerter Lieferant muss Lauer verzichten. Einst von Mainz nach Nordamerika ausgewandert, hat er sein Sägewerk in Richmond/Virginia verkauft und kämpft nun in Reihen der Südstaatenarmee im amerikanischen Bürgerkrieg. Zweimal am Tag knallt es im Military-Camp am Seeufer, wenn Lumberjack die Kanone bedient, um mit dem Geschütz die Nordstaatler zurückzutreiben.

Eine Gruppe, die sich Gamblers nennt, hat dagegen die Ruhe weg und drescht in der Spielhölle Skat. Deutsche Emigranten haben das Kartenspiel im 19. Jahrhundert in Nordamerika eingeführt. Der Lagernachbar der Skatbrüder hat einen Vogel. Mit all möglichem Ramsch treibt Stadtmensch „Man with the bird“ Handel und dabei sitzt immer Graupapagei Mykey auf seinem Arm.

Trapper Pete verkauft Felle und Decken. „Die Tiere habe ich selbst erlegt und ihnen das Fell abgezogen“, sagt der Hobbyist aus der niederländischen Hansestadt Nijmegen. Der Fallensteller und Pelztierhändler beliefert den Monopolisten Hudson Bay Company. „Ich habe viele Freundschaften mit den Indianern“, berichtet Pete. Dies allerdings weniger mit den Rothäuten vom Stamme der Blackfoot-Indianer, die sich erbitterte Kämpfe mit den Trappern und der Pelzgesellschaft geliefert haben. „Wir sind ein kriegerisches, aber ehrliches Volk“, betont Silvereagle, Sprecher der Blackfoot-Interessengemeinschaft aus dem Großraum-Köln-Düsseldorf. Auffällig ist die kunstvolle Bemalung der großen Tipis, die das Prärievolk bewohnt. „Der untere Bereich des Tipis verkörpert die Erde. Der obere Teil stellt die geistige Welt dar. In der mittleren Bahn, zwischen Himmel und Erde, werden Geschehnisse wie tapfere Taten, Wünsche und Sehnsüchte oder Visionen des Besitzers dargestellt“, erklärt Silvereagle und ergänzt: „Jedes bemalte Tipi ist ein Bestandteil eines komplexen Rituals“.

Zum festen Bestandteil des Powwows zählt seit Jahren die halsbrecherische Reitershow, die wegen des Dauerregens am Samstag ohne Pferdestärken auskommen muss. Plains-Indianer Nóel führt daher eine Comedy-Nummer mit einem Esel vor. Gar abgesagt hat Veranstalter Lauer den Auftritt der Band Louisiana am Samstagabend. Weit vor Einbruch der Dunkelheit ziehen sich viele Akteure an die Lagerfeuer zurück. Immerhin. Der Sonnen- 
tanz und die Gebete von Jesuitenpater Calli, der zusätzlich die Leute im Lager bekehren möchte, haben Wirkung erzielt. Für den Sonntag sind Temperaturen bis 20 Grad und null Prozent Niederschlag vorausgesagt worden und der Veranstaltungstag läuft wie geplant ab.

 Plains-Indianer Nóel führt eine Comedy-Nummer mit einem Esel vor.

Plains-Indianer Nóel führt eine Comedy-Nummer mit einem Esel vor.

Foto: B&K/Bonenberger
 Graupapagei Mykey weicht nicht vom Arm seines Besitzers.

Graupapagei Mykey weicht nicht vom Arm seines Besitzers.

Foto: B&K/Bonenberger
 Sie dürfen bei keinem Powwow fehlen: Die Plains-Indianer präsentieren bei ihrer Reitershow spektakuläre Kunststücke auf Pferden.

Sie dürfen bei keinem Powwow fehlen: Die Plains-Indianer präsentieren bei ihrer Reitershow spektakuläre Kunststücke auf Pferden.

Foto: B&K/Bonenberger

An diesem Montag geht das Powwow hinter dem Strandbad am Bostalsee von 12 bis 20 Uhr weiter. Auf dem Programm stehen unter anderem die Reitershow, Tänze und Livemusik mit Raza Inka. Zudem haben die Kreativwerkstatt und der Westernmarkt geöffnet. Diesen Dienstag (Mariä Himmelfahrt) ist das Western- und Indianerlager von 12 bis 20 Uhr offen. Für 16 Uhr ist ein Auftritt der Countryband Country Crash geplant.

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