Ausstellung Sigrid Caspar möchte Kategorien brechen

Bosen · , Skulpturen und Plastiken der Künstlerin sind in Kulturzentrum Bosener Mühle zu sehen. Ihre Werke entstehen in Holz, Ton oder Metall.

 Sigrid Caspar vor ihrem Werk „Menschen“ – ein in Raku-Technik erstelltes Keramikobjekt, auf einem Metallgitter installiert.

Sigrid Caspar vor ihrem Werk „Menschen“ – ein in Raku-Technik erstelltes Keramikobjekt, auf einem Metallgitter installiert.

Foto: Marion Schmidt

Unter dem Titel „Aus dem Feuer geboren“ zeigt Sigrid Caspar erstmals im Kunst- und Kulturzentrum Bosener Mühle eine Auswahl ihrer Werke. 42 Exponate verteilen sich noch bis 16. Juli in unterschiedlichen Formaten und Präsentationsformen in den Ausstellungsräumen. Mal hängen ihre Objekte an den weiß getünchten Wänden, mal haben sie stehend davor den Raum eingenommen oder ziehen, auf Podesten stehend, die Blicke auf sich. Die in der Mühle ausgestellten Kunstwerke überraschen mit ihren vielfältigen Facetten.

„Die übliche Kategorisierung in Malerei, Skulptur und Plastik zu durchbrechen, das steht bei meiner Arbeit im Vordergrund“, so die Künstlerin. Seit 1996 ist Sigrid Caspar künstlerisch tätig. In Neuweiler aufgewachsen, entdeckte sie erst auf Umwegen ihre künstlerischen Fähigkeiten. „Eigentlich bin ich durch einen Zufall zur Kunst gekommen. Für meinen Freund hatte ich damals aus Gips einen Helmständer gebaut. Das war der Anfang“, verrät die Künstlerin. Nach einer Ausbildung als Arzthelferin lernte sie 1996 Puppen und Marionetten herzustellen und fühlte sich dabei mehr und mehr zur künstlerischen Gestaltung hingezogen. Mit einem Studium an Fachhochschulen schuf sie die Voraussetzungen für die Selbstständigkeit. Seit 2001 ist sie als freischaffende bildende Künstlerin tätig. 2004 bezog sie ein Atelier im Innovationspark St. Ingbert.

In einem Studium vertiefte sie ab 2006 an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen ihre Kenntnisse. Nachhaltig beeindruckt hat die Künstlerin ihre Teilnahme am internationalen Raku-Festival 2015 in Südkorea. Seither ist sie von der so genannten Raku-Technik fasziniert. „Raku ist eine traditionelle japanische Töpfertechnik. Nach dem ersten Brand wird die Keramik glasiert und dann bei tausend Grad erneut gebrannt. Anschließend kommen die Objekte noch rot glühend in einen geschlossenen, mit Sägemehl gefüllten Behälter“, erklärt Sigrid Caspar. Durch das Verbrennen der Sägespäne würde der Sauerstoff in dem Behälter entzogen.

So entstünden der typisch schwarze Raku-Effekt und die schwarz-grauen Linien in den glasierten Teilen. Viele der in der Bosener Mühle präsentierten Werke hat die Künstlerin mit dieser Technik gefertigt. „Der durch den Brennverlauf erzeugte Effekt ist zufällig und macht aus jedem Stück ein Unikat, das sich so nicht wiederholen lässt“, schwärmt die Künstlerin. Sie verbindet in ihrer Kunst gerne Altes und Neues, verknüpft zeitaktuelle Themen mit traditioneller Technik. So wie in ihrer dreiteiligen Figurengruppen „Onlines“. Die etwa 40 Zentimeter großen Figuren stehen beieinander, aber jede für sich auf einem Podest. Das Handy in einer Hand ist jede Figur in sich gekehrt, nicht bereit für den Dialog mit den Nebenstehenden. „Meine Kunstwerke sollen den Betrachter emotional bewegen, Fragen offen lassen und zum Denken anregen“, so die Künstlerin. Typisch für ihre Objekte ist der Materialmix aus Holz, Ton und Metall. Mal bildet das Holz die Bühne ihrer Bilder, aus denen sich die Keramikfiguren hinaus in den Raum bewegen. Mal werden Holzelemente selbst zum Darsteller und formen einzelne Körper-Fragmente der Figuren. Neben den nachdenklichen Themen liebt es die Künstlerin, ihrer Kunst eine Prise Humor einzuhauchen wie in ihrem Objekt „Ei“. Zwischen zwei großen Keramikeiern steht ein verdattert ausschauender Hahn. „Ach du dickes Ei, soll der Hahn mit seinem Blick ausdrücken. Er hat sich die Eier gelegt und weiß jetzt nichts damit anzufangen“, erklärt die Künstlerin mit einem Augenzwinkern.

Beim Schaffen ihrer Werke empfindet sie eine große Freude und beim Vollenden eine große Zufriedenheit, so Caspar. Im Schaffensprozess ist die Künstlerin eins mit dem Material: „Der Ton verselbständigt sich beim Arbeiten. Er wird lebendig und findet mit mir seine Form.“

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