Sie spielen ihre Erinnerung

Neunkirchen. Da hat der Heinz Seger mitten in der Rente und Jahre nach dem Weggang von der Burbacher Hütte sozusagen noch einen Aufstieg erreicht. Dort war er bis zu seinem Weggang im Jahr 1977 Qualitätsprüfer, jetzt ist er gar Betriebsleiter. Möglich macht dies das Neunkircher Musical-Projekt. Denn bei dem macht der ehemalige Hüttenarbeiter und spätere Postbeamte Seger mit

Neunkirchen. Da hat der Heinz Seger mitten in der Rente und Jahre nach dem Weggang von der Burbacher Hütte sozusagen noch einen Aufstieg erreicht. Dort war er bis zu seinem Weggang im Jahr 1977 Qualitätsprüfer, jetzt ist er gar Betriebsleiter. Möglich macht dies das Neunkircher Musical-Projekt. Denn bei dem macht der ehemalige Hüttenarbeiter und spätere Postbeamte Seger mit. Als Betriebsleiter Wolter. Und er ist damit nicht der einzige mit Hütten-Vergangenheit, der jetzt - erstmals - beim Musical-Projekt dabei ist. Auch Thomas Backes hat vor ziemlich genau 29 Jahren, am 14. Juli 1980, bei der Hütte in Neunkirchen angefangen zu arbeiten. Der 48-jährige Rentner wechselte dann in den Krisenzeiten auch zur Post. Jetzt kehrt er wieder an die alte Wirkungsstätte zurück. Hat eine Statistenrolle beim Stumm-Musical, das am 21. August in der Gebläsehalle des Alten Hüttenareals Premiere hat (wir berichteten). Gemeinsam mit Produktionsleiter Markus Müller, mit Plakaten und dem Bildband von Franz Mörscher übers Eisenwerk sind sie in die Redaktion gekommen. Dort erzählen sie, wie's früher war, damals, als die Schlote noch geraucht haben. Als die Hüttenleute ("die hatten eine Kameradschaft ohnegleichen", weiß Seger) nach der Schicht noch auf ein Bier gingen oder zwei. Und als sie auf die Straße gingen, weil die Schlote nicht mehr rauchen wollten, die Stahlkrise ihren Tribut und viele Arbeitsplätze forderte. Da hatten Seger und Backes selbst schon die Zeichen der Zeit erkannt, hatten die Hütte verlassen. "Dass ich mich jetzt gerade beim Musical beworben habe, das hängt sicher auch mit der Thematik zusammen", glaubt Seger, der 60-jährige Rentner, der in seiner Heimat St. Wendel und darüber hinaus sehr rege in Sachen Kultur tätig ist. Musikunterricht für Jugendliche an der Landesakademie in Ottweiler, Leitung eines Posaunenchores, seit sechs Jahren Gesangsunterricht bei Alexander Wendt und so weiter. Theatererfahrung hat er außerdem. Und wie beurteilt der Kulturerfahrene und ehemalige Hüttenarbeiter die Umsetzung der Thematik? Voll des Lobes ist er da, wie die Choreografin Ellen Kärcher beispielsweise das Umstecken von Walze zu Walze umsetze, diese Arbeit an dem heißen Eisen - das sei einfach super. "Die Rhythmik alles, das ist einfach toll getroffen." Dem kann sich auch Backes nur anschließen, der den künstlerischen Leiter Martin Leutgeb für die Umsetzung des Hüttenarbeiter-Themas lobt. Dass der das so gut hingekriegt hat, daran war Heike Sutor beteiligt. Denn die, so Markus Müller, hat die Hintergrundinformationen besorgt, hat recherchiert und sich von ihrem Vater - selbst auf der Hütte tätig - noch entsprechende Informationen geholt. Mit Martin Schmitz, der im Musical-Büro arbeitet, gibt es im Übrigen noch einen dritten Ehemaligen. Sie alle werden dem 21. August entgegenfiebern. Dann, wenn zumindest in der Gebläsehalle des Alten Hüttenareals nochmal Qualm und Rauch (der alte Ofen wird seinen Einsatz haben) von der Industrievergangenheit Neunkirchens Zeugnis ablegen. Ein bisschen Bauchweh haben alle. Aber das gehört dazu. "Das muss man haben", weiß Seger, "das zeugt von der Achtung vorm Zuschauer." "Beim Fotoshooting, da ist mir alles von früher nochmal eingefallen."Thomas Backes

.Zur PersonHeinz Seger feiert am 18. August den 60. Geburtstag. Er begann als 15-Jähriger bei der Burbacher Hütte, blieb dort bis 1977. Dann wechselte er zur Post, schulte um. Der St. Wendeler hat eine Gesangausbildung, leitet einen Posaunenchor, gibt Musikunterricht, spielt Theater. Es ist sein erstes Musicaljahr, er hat eine kleine Rolle als Betriebsleiter Wolter.Thomas Backes ist 48 Jahre alt und Rentner. Er hat als 19-Jähriger in der Neunkircher Hütte angefangen, wechselte später auch zur Post. Bühnenerfahrung hat er nicht, aber einen Gedichtband geschrieben. Er hat eine Statistenrolle. ji Auf einen BlickEinen Einblick zum Abriss des Eisenwerkes gibt das Buch "Bilder vom Eisenwerk" mit Fotografien von Franz Mörscher. Das Buch wird es bei den Aufführungen zum Sonderpreis von 10 Euro zu kaufen geben. Eine Spende des Michel-Verlages. ji

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