Sechs junge Soldaten verloren vor 70 Jahren in Bosen ihr Leben

Bosen · Auch nach 70 Jahren ist die Erinnerung an Kriegsereignisse in unserer Region wach. Am 6. Dezember berichteten wir über die Bombardierung des St. Wendeler Bahnhofs. In Bosen jährt sich heute der Absturz eines englischen Bombers, bei dem sechs Soldaten starben. Ein Bericht von Horst Barth, stellvertretender Ortsvorsteher von Bosen-Eckelhausen.

Am 15. Dezember 1944 schlitterte Bosen haarscharf an einer Katastrophe vorbei. Vor genau 70 Jahren explodierte am späten Abend etwa einen Kilometer von der Ortslage am Priesberg ein englischer Lancaster-Bomber. Nach Augenzeugenbericht flogen große Bomberverbände über das Dorf Richtung Osten. Es war eine Streitmacht von 341 englischen Lancaster-Bombern, welche die IG Farben-Werke in Ludwigshafen zerstören sollten.

Laut Augenzeugenbericht von Willi Wittig war das ganze Dorf gegen 20.30 Uhr trotz Kälte und leichtem Schneefall auf den Beinen. "Plötzlich ging das Gebrumme in ein lautes Heulen über, hervorgerufen von überdrehenden Motoren. Der Himmel über dem Priesberg färbte sich rot, als das Flugzeug hell brennend über den Berg kam. Dann gab es einen extrem lauten Knall, dem eine Druckwelle folgte, die diverse Ziegel von den Häusern in Bosen fegte."

Durch die Explosion und das Flammeninferno wurde die Nacht taghell erleuchtet. Hecken und Bäume im Umkreis von 50 Metern waren wie wegrasiert. Die Räder der Maschine flogen bis zum Sportplatz Bosen .

Es wird angenommen, dass die Maschine des Piloten James Fletscher durch Beschuss der Flak in Trier am Priesberg zerschellte. Erst am Morgen danach konnten die Bosener den riesengroßen Krater aufsuchen und feststellen, dass ihr Dorf einer größeren Katastrophe knapp entgangen war.

Vermutlich hatte die Besatzung noch versucht abzuspringen, denn es hingen Fallschirmreste in den Bäumen. Die im Umkreis des Kraters gefundenen Leichenteile der sechs Besatzungsmitglieder wurden zunächst in unmittelbarer Nähe des Kraters beerdigt. Nach dem Kriegsende fand eine Umbettung auf den evangelischen Friedhof von Bosen statt. Ihre letzte Ruhestätte fanden die Soldaten nach dem Krieg auf dem britischen Militärfriedhof Rheinberg bei Kleve.

Während die Bevölkerung von Bosen mit dem Schrecken davon kam, verloren der Pilot James Fletscher (28), der Funker John H. Smith (20), der Navigator Leonard J. Hart (22), der Flugingenieur Sidney Goodier (20), der Bombenschütze David R. Jones und der Bordschütze Peter Banks (20) am Priesberg ihr Leben. Noch heute befindet sich dort der etwa fünf Meter tiefe Krater, in Bosen "Fliescherloch" genannt.

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