Schule will selbstständig werden

Türkismühle. Werte und Wissen, Vertrauen, Gerechtigkeit, Wir-Gefühl, Fördern und Fordern - das sind nur einige Schlagworte, die symbolisch ein Schiff bilden, mit dem "die Gesamtschule Türkismühle Fahrt aufgenommen hat", wie es der dienstälteste Lehrer Axel Groß ausdrückt

 Rund 200 Gäste - Lehrer, Eltern, Schüler und Politiker - waren zur Auftaktveranstaltung gekommen. Foto: SZ

Rund 200 Gäste - Lehrer, Eltern, Schüler und Politiker - waren zur Auftaktveranstaltung gekommen. Foto: SZ

Türkismühle. Werte und Wissen, Vertrauen, Gerechtigkeit, Wir-Gefühl, Fördern und Fordern - das sind nur einige Schlagworte, die symbolisch ein Schiff bilden, mit dem "die Gesamtschule Türkismühle Fahrt aufgenommen hat", wie es der dienstälteste Lehrer Axel Groß ausdrückt. Diese Begriffe sind das Ergebnis einer Befragung von rund 150 Schülern, Lehrern und Eltern. Die Kernfrage lautete: Was wünschen und erhoffen sie sich von der Schule? Die beiden Eckpfeiler des Schiffes stehen schon fest: Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage. Jetzt soll die Reise weitergehen, sagt Groß: "Unser Dampfer ist auf dem Weg in die Zukunft." Denn die Bildungseinrichtung ist, genau wie die Erweiterte Realschule St. Wendel, in das Modellprojekt "Selbstständige Schule" eingebunden. Rund 200 Gäste lauschen bei der Auftaktveranstaltung am Mittwochabend den Worten von Schulleiterin Monika Greschuchna. Sie erklärt den Sinn einer selbstständigen Schule und verweist auf die Ergebnisse der Pisa-Studien: "Eigenverantwortliche Systeme sind erfolgreiche Systeme." Die individuelle Förderung der Schüler steht genauso im Vordergrund wie flexible Unterrichtsgestaltung oder eigene Budget-Verwaltung, damit die Schule selbst Schwerpunkte setzen kann. Die Eigenständigkeit sei nur Mittel zum Zweck. Ziel sei die Steigerung der Qualität. Denn, so Greschuchna, die Schulen vor Ort kennen das Umfeld und wissen: "Was ist für unser der beste Weg." Sind Doppelstunden besser als kurze Unterrichtsrhythmen? Wo lohnt sich ein Unterricht außerhalb der Schule? Welche Experten können in die Klassen kommen? Wo wird derzeit das Geld dringend benötigt? Welches Personal wird gebraucht? Diese Fragen sollen die Schulen selbst beantworten können.Das Modellprojekt läuft bis 2013. Es gibt eine Steuergruppe mit Lehrern, Schülern, Eltern und Schulleitung sowie einen Schulbeirat, dem auch Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft angehören. Sie alle machen Vorschläge, die ausgewertet und dem Ministerium jedes Jahr unterbreitet werden. Diese werden dann mit der Gesamt- und der Schulkonferenz abgestimmt. Am Ende steht 2013 eine selbstständige Schule, in der "das Profil geschärft wird, zukunftsweisende Methoden angewendet werden und professionell gearbeitet wird", wie es die Schulleiterin ausdrückt. Die Gesellschaft entwickele sich so schnell, da müsse auch die Schule mithalten, fügt die stellvertretende Schulleiterin Martina Bost hinzu. Und sie will der Öffentlichkeit demonstrieren: "Auch wir sind weiterhin Lernende." Meinung

Wenn Schüler gerne lernen

Von SZ-RedakteurinMelanie Mai Auch junge Leute sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, mehr als notwendig zu arbeiten. Man muss sie nur lassen. Das haben die Verantwortlichen der Gesamtschule Türkismühle erkannt. Deshalb gehen sie ihren Weg konsequent weiter: Schüler haben Freiheiten in Projekten und Mitspracherecht bei vielen Entscheidungen. Sie werden ernst genommen. Und dieses Konzept zeigt Erfolge. Schüler, die einst den Lehrer grundsätzlich als Feindbild betrachtet haben, arbeiten jetzt mit ihnen zusammen, bringen eigene Ideen ein, engagieren sich. Denn sie haben begriffen, dass sie nicht für die Schule, sondern für sich selbst arbeiten - und auch etwas bewegen können, was nicht auf dem Lehrplan steht. Dieses Beispiel sollte Schule machen.

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