Schrott-Laster zerstört Familien-Urlaub

Bosen · Sechs Jahre war der Tüv überfällig. Die Bremsen – kaum noch als solche zu bezeichnen. Damit bahnte sich die Katastrophe an: Zwischen Bosen und Neunkirchen rammte ein 32-Tonner das Auto einer Familie.

 Dieses Auto (links) hat der Lastwagen (rechts) gerammt, als dieser auf die Gegenspur gesteuert wurde. In dem Volvo saß eine Familie (zwei Erwachsene, drei Kinder). Foto: Daniel Gisch/Feuerwehr

Dieses Auto (links) hat der Lastwagen (rechts) gerammt, als dieser auf die Gegenspur gesteuert wurde. In dem Volvo saß eine Familie (zwei Erwachsene, drei Kinder). Foto: Daniel Gisch/Feuerwehr

Foto: Daniel Gisch/Feuerwehr

Dramatische Szenen am Dienstag auf der Landstraße 325 zwischen Neunkirchen/Nahe und Bosen : Querstehende Wagen, Wrackteile und Verletzte nach einem schweren Unfall, der sich zur Mittagszeit ereignet hat. Rettungsdienst mit zwei Wagen, Polizei , Feuerwehren , sogar ein Helikopter sind an der Unglücksstelle, um die Opfer zu versorgen. Die Ferien einer Familie aus Reutlingen in Baden-Württemberg fanden so ein blutiges und jähes Ende. Dabei hätte es gar nicht so weit kommen müssen, sind die Ermittler nach bisheriger Spurenlage überzeugt - hätte der Brummifahrer, der mit seinem Laster in den Unfall verwickelt war, ein straßentaugliches Gefährt gesteuert.

Laut eines Sprechers der Türkismühler Polizei war es folgendermaßen zu dem heftigen Zusammenstoß gekommen: Ein Nohfelder (39) war mit seinem 32 Tonnen schweren Lastwagen - eine Kombination aus Zugmaschine und Auflieger - in Richtung Bosen unterwegs. Vor ihm standen auf einmal Autos mitten auf der Fahrbahn, die wegen stockenden Verkehrs gebremst hatten.

Dabei ahnte er schon, dass der Bremsweg beileibe nicht mehr ausreicht. Also lenkte er seinen Laster auf die Gegenspur. Fatal: Im gleichen Augenblick kam ihm ein graues Auto entgegen. In dem Volvo : eine Familie - Vater (51), Mutter (49) sowie drei Kinder.

Während der Vater am Steuer auszuweichen versuchte, lenkte der Brummifahrer nach rechts. Doch zu spät: Der Laster prallte mit der linken Vorderseite gegen den Kombi und zerstörte dabei die komplette linke Seite.

bei dem Aufprall erlitt der Vater leichte Verletzungen. Die beiden Jungs (10/14) auf den Rücksitzen kamen mit leichten Blessuren davon. Ihre Schwester (16) kam mit dem Rettungshubschrauber Christoph 16 in die Klinik auf dem Saarbrücker Winterberg. Sie wurde am Kopf verletzt. Ihre Mutter trug nichts davon, ebenso der Lastwagenfahrer.

Dabei war er nach Ermittlerangaben mit einer Schrott-Karosse unterwegs. Denn das Gefährt wies unzählige, teils erhebliche Mängel auf: {rahkv} Die gesamte Zugmaschine war zu lang. {rahkv} Die Bremse am Anhänger war defekt. {rahkv} Hauptuntersuchung und Sicherheitsüberprüfung (Tüv) waren mehr als sechs Jahre überfällig. {rahkv} Kurz bevor die Polizei am Unfallort eintraf, wollte der Fahrer noch rasch die Kennzeichen verschwinden lassen. Er hatte sie abgeschraubt und behauptet, ohne unterwegs gewesen zu sein. Im Amtsdeutsch: Verdacht auf Urkundenunterdrückung. {rahkv} Verdacht auf Urkundenfälschung. {rahkv} Verstoß gegen das Steuerrecht, weil er die Schilder abmontiert hatte.

Die Strecke war zwei Stunden gesperrt. Die Schadenshöhe schätzt die Polizei vorläufig auf 30 000 Euro. Im Einsatz waren die Feuerwehren aus Nohfelden, Bosen-Eckelhausen, Eiweiler, Selbach und Sötern, ergänzte deren Sprecher Daniel Gisch.

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Am RandeWährend sich die Polizei um den Unfall kümmerte, passierte ein Rollerfahrer die Unglücksstelle. Sein Pech: Die Ermittler stoppten den Mann. Die Beamten stellten rasch fest, dass der Nohfelder betrunken war. Die erste Kontrolle per Atem ergab 1,14 Promille. Der 43-Jährige musste mit zur Wache nach Türkismühle, berichtet der Sprecher, wo dann eine Blutentnahme angeordnet wurde, um den Alkoholgehalt definitiv zu bestimmen. Seinen Führerschein ist er zumindest fürs Erste los. hgn

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