Schoolworker fürchten Kürzungen

Saarbrücken · Schoolworker und Schulsozialarbeiter helfen bei Problemen, führen aber auch Projekte etwa zu Gewalt- und Suchtprävention durch. Dafür könnte künftig weniger Geld vom Land zur Verfügung stehen.

 Im Saarland sind derzeit 85 Schoolworker an Schulen aktiv. Symbolfoto: dpa

Im Saarland sind derzeit 85 Schoolworker an Schulen aktiv. Symbolfoto: dpa

Die saarländischen Schoolworker und Sozialpädagogen fürchten Einschränkungen bei ihrer täglichen Arbeit an Schulen. Grund ist ein Schreiben des Sozialministeriums, in dem angekündigt wird, dass sich die Förderpraxis von "außerunterrichtlichen Bildungsmaßnahmen" ab dem Schuljahr 2014/15 ändern wird.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) und die Landeselterninitiative für Bildung fürchten, dass sozialpädagogische Angebote an Schulen, die seit etwa zehn Jahren vom Land bezuschusst werden, "der Sparpolitik zum Opfer fallen" könnten.

2003 wurden im Saarland Schoolworker eingeführt. Anfangs gab es nur 20 , inzwischen sind 85 an rund 200 Schulen aktiv. Hinzu kommen laut GGG weitere 60 Sozialarbeiter, die im Rahmen anderer Maßnahmen an Schulen arbeiten. Sie sollen zwischen Schule und Jugendhilfe vermitteln, Schüler, Eltern und Lehrer bei Problemen beraten. Sie führen aber auch Projekte zu sozialer Kompetenz, Mobbing, Gewalt- und Suchtprävention durch. Als das Konzept der Schoolworker eingeführt wurde, war die Frage der Personalkosten schnell geklärt, sie werden von Land und Kreisen getragen. 1,6 Millionen Euro sind dafür laut Sozialministerium im Landeshaushalt veranschlagt. Daran soll sich laut Ministeriumssprecherin Annette Reichmann in den kommenden Jahren auch nichts ändern.

Kein Personalabbau

Der Knackpunkt sind jedoch die Mittel, mit denen Schoolworker und Schulsozialarbeiter Projekte durchführen können. 2003 entschied die Landesregierung, die Mittel im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes zu vergeben. Damit verknüpft ist jedoch ein Rechtsanspruch auf Förderung. Das heißt, das Land ist verpflichtet, die Mittel zur Verfügung zu stellen, auch wenn sie die im Haushalt veranschlagte Summe übersteigt. "Das haben die Schoolworker und Schulsozialarbeiter natürlich genutzt, um viele Projekte zu beantragen, und das war politisch auch so gewollt", sagt Rolf Fickeis, zweiter Vorsitzender der GGG. Teilweise seien die Schoolworker auch gezwungen, Angebote "von außerhalb einzukaufen", weil sie für bis zu drei Schulen verantwortlich seien. "Viele schaffen es schon allein zeitlich nicht, an allen Schulen alles abzudecken", sagt Fickeis. Dann übernähme beispielsweise der Verein Pro Familia Aktionen zur Sexualerziehung.

Im Brief des Sozialministeriums heißt es, die Zahl der Bildungsmaßnahmen habe sich in den letzten Jahren derart "drastisch erhöht", dass Haushaltsansätze wiederholt überschritten worden seien. Fickeis schätzt, dass es im Schnitt 250 000 Euro pro Jahr gewesen sein könnten.

Wie die Förderpraxis künftig aussehen wird, ist noch unklar. Darüber werde derzeit mit dem Landesjugendhilfeausschuss diskutiert, sagt Reichmann. Fickeis fürchtet, dass für die "außerunterrichtlichen Bildungsmaßnahmen" der Rechtsanspruch auf Förderung wegfällt, und somit nur noch ein begrenzter Betrag für alle Projekte zur Verfügung stehen wird. "Dann liefe es nach dem Windhund-Prinzip", sagt er. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. "Jeder würde versuchen, möglichst viele Projekte im ersten Schulhalbjahr anzumelden, und im zweiten Halbjahr wäre dann kein Geld mehr da."

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