Saarbergleute feiern Mettenschicht

Gonnesweiler. Geselligkeit und Lebensfreude gehören zur Wesensart der Bergleute. Den historischen Brauch einer Mettenschicht, die "leddschd Schicht" vor Weihnachten, halten sie auch noch heute wach

Gonnesweiler. Geselligkeit und Lebensfreude gehören zur Wesensart der Bergleute. Den historischen Brauch einer Mettenschicht, die "leddschd Schicht" vor Weihnachten, halten sie auch noch heute wach. "Bergbau ist mehr als nur schwarze Kohle, bei uns werden auch das Brauchtum und die Tradition großgeschrieben", versicherte der Vorsitzende des Landesverbandes der Berg-, Hütten- und Knappenvereine des Saarlandes, Klaus Hiery. Leider seien diese Industriezweige heute kaum noch gefragt. "Wichtig ist, dass wir den Bergbau als zeitloses Kulturgut bewahren", sagte Landrat Udo Recktenwald. Damit es so bleibe, werde der Landkreis seinen Beitrag dazu leisten. Neben Ansprachen und bergmännischen Gedichten und Beiträge aus der Welt des Bergbaus gehört auch die Ernennung von Ehrenhauern zum traditionellen Ritual einer Mettenschicht. In diesem Jahr wurden die beiden Berggesellen, der Betriebsratsvorsitzende der RAG Bergwerk Saar, Jürgen Becker, sowie der Bürgermeister der Gemeinde Losheim am See, Lothar Christ, mit dieser Ehrung bedacht. Traditionsgemäß mussten die neuen Ehrenhauer beim Vorlesen der Urkunde mit einem gefüllten Schnapsglas über das bergmännische "Arschleder" springen. "Sie wurden an den bergmännischen Tugenden gemessen. Beide standen immer an unserer Seite, wenn es um die Belange der saarländischen Bergleute ging", lobte Hiery die Ernannten. Die Bergpredigt hielt Professor Friedhelm E. Schwan, der Geschäftsführer des Flughafens Saarbrücken-Ensheim. "Das ist für mich eine ganz große Ehre", empfand Schwan. Vor 27 Jahren fuhr er als junger Werksarzt in Sulzbach erstmals unter Tage. Als bleibende Erinnerung an diesen Tag nahm er damals einen Stein mit, dessen harten Kern er symbolisch mit dem Bergbau verglich. "Man hat die Kraft der Kohle als Energie deutlich unterschätzt", bedauerte er in seinem Festvortrag. Ein Stein rolle jedoch immer weiter. So gesehen habe die Kohle auch neue Entwicklungen angestoßen. Abschließend klangen noch die alten Bergmannslieder "Glückauf, ihr Bergleut' jung und alt" und "Glückauf, der Steiger kommt", durch den Barbarastollen. Begleitet wurden die Bergmänner vom sechsköpfigen RAG-Bergbau-Brass-Ensemble und Alleinunterhalter Karl-Heinz Finkler, der zum gemütlichen Teil aufspielte. Neben saarländischen Abordnungen konnte der Landesverband zur Feierschicht auch Bergleute aus dem französischen Cocheren und aus Fell an der Mosel begrüßen.

Auf einen BlickDie Mettenschicht ist ein alter, bergmännischer Brauch. Es ist die Bezeichnung für die letzte eingefahrene Schicht vor Weihnachten. Der Steiger beendete die Schicht vorzeitig mit dem Klopfzeichen, mit dem er die Bergleute herausklopfte. Anschließend hielt er im geschmückten Huthaus eine Art Predigt. Durch das Singen von Bergmannslieder dankten die Bergleute für den Bergsegen. Ein einfaches, typisches Essen beendete die Schicht. frf

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