Rendezvous von Mozart und Klezmer

Neunkirchen. Das Vergessen bremst die Erinnerung zwar aus, dennoch darf festgestellt werden, dass dieses Weihnachtskonzert 2010 mit zu den herausragenden Konzerten der letzten Jahre zählt. An diesem dritten Adventsonntag brillierte einmal mehr der Klarinetten-Virtuose Helmut Eisel

Neunkirchen. Das Vergessen bremst die Erinnerung zwar aus, dennoch darf festgestellt werden, dass dieses Weihnachtskonzert 2010 mit zu den herausragenden Konzerten der letzten Jahre zählt. An diesem dritten Adventsonntag brillierte einmal mehr der Klarinetten-Virtuose Helmut Eisel. In seiner Gesellschaft überzeugten der präzise spielende Stefan Engelmann (Kontrabass) und der Rhythmiker Michael Marx (Gitarre und Stimme). Das Trio wurde vom Orchestre Symphonique SaarLorraine unter Leitung von Götz Hartmann hervorragend begleitet. Eisel hatte für diesen Abend zu einem Rendezvous zwischen Klezmermusik und Wolfgang Amadeus Mozart geladen. Am Anfang aber stand, barock und lebensfroh, Johann Sebastian Bach mit dem Konzert für drei Violinen und Orchester. Dieser erste Satz, gespielt von dem gut aufgelegten Orchestre Symphonique SaarLorraine, stimmte die Zuhörer freudig ein.

Grandiose Musikalität

Dann aber überließ Bach die etwas dunkle Bühne vor dem Altarraum in der mit über 800 Kerzen ausgeleuchteten Marienkirche dem Musik-Genie Mozart und der jüdischen Musik-Philosophie Klezmer. Jetzt präsentierten Helmut Eisel und seine Gruppe JEM ihre grandiose Musikalität. Es begann ein lustvoller, geradezu erotischer Tanz der Töne, die Eisel aus der Klarinette fließen ließ und die Engelmann und Marx mit ihrem virtuosen Spiel aufnahmen. Der Höhepunkt des Abends aber war die Begegnung Mozarts mit Klezmermusik, das Klarinettenkonzert A-Dur Köchelverzeichnis 622. Allein Eisels physische Leistung an der Bassklarinette war bewundernswert. Er war zwei Stunden unentwegt im Einsatz. Aber auch die Harmonie zwischen Orchester und dem Klarinettisten Helmut Eisel wirkte perfekt. (Orchesterleiter Götz Hartmann weilte noch am Sonntagmorgen in Rom, kam aber pünktlich am Nachmittag zum Konzert nach Neunkirchen.)

Kombination war Premiere

Gelungen waren die Showeinlage, der Einzug der Klarinette durch die Kirche zum beginnenden Klarinettenkonzert und die Begegnung von Klarinette, Kontrabass und Gitarre mitten im orchestralen Spiel im Kirchenraum.

Wie das Vorstandsmitglied des Verkehrsvereins Annelie Scherschel-Freudenberger erwähnte, war dieses Eisel-Arrangement des mozartschen Klarinettenkonzertes mit Klezmer-Musik eine Premiere. In ihrer Begrüßung las die Kunsthistorikerin eine Erzählung Eisels vor, in der er seine fiktive Begegnung mit Mozart und dem Mozartfreund Anton Stadler schildert und das Zustandekommen der Zusammenführung von Mozart und jüdischer Musik-Philosophie erläutert.

Das Konzert klang nach gut zwei Stunden mit den "Fantasien beim Kegeln" (wieder Mozart mit Klezmer verwoben) und der "Mozart Kugl" aus. Hier gesellte sich die Violinistin Jessica Lambert zu dem Trio Eisel & JEM. Stehende Ovationen forderten noch eine Zugabe. Begeisterung pur für dieses Weihnachtskonzert des Verkehrsvereins.

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