Publikum sang alles mit

Neunkirchen. Kann das gut gehen, wenn ausgerechnet eine Partyband auf jeglichen technischen Schnickschnack verzichtet und unplugged auf die Bühne geht? Es kann, wie die saarländische Formation Elliot am Freitagabend bewiesen hat

Neunkirchen. Kann das gut gehen, wenn ausgerechnet eine Partyband auf jeglichen technischen Schnickschnack verzichtet und unplugged auf die Bühne geht? Es kann, wie die saarländische Formation Elliot am Freitagabend bewiesen hat. Gut 150 Zuschauer konnten sich in der Stummschen Reithalle davon überzeugen, dass die Coverband auch mit einem rein akustischen Set dazu in der Lage ist, eine gute Show abzuliefern. Das lag zum einen natürlich an den technischen Fertigkeiten der Musiker, zum anderen an der Songauswahl, die keine Wünsche offen ließ. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt bei einem solchen Konzert ist der Sound in der Halle. Und auch dieser war am Freitag so perfekt, dass einem Hörgenuss nichts im Wege stand. So begann die Party um Punkt 21 Uhr mit den ersten Tönen von Totos "Hold the line". In den kommenden zweieinhalb Stunden reihte sich dann Hit an Hit. Ob "All Summer Long" von Kid Rock, "Westerland" von den Ärzten oder neues Songmaterial wie "Use Somebody" von Kings Of Leon. Fast jede Zeile war dem Publikum bekannt, fast jede Zeile wurde mitgesungen. "Unplugged ist ernst", meinte Sänger Thorsten Besche natürlich mit einem Augenzwinkern, denn wer Hubert Kahs "Sternenhimmel" durch den Country-Kakao zieht, hat offensichtlich Sinn für Humor. Dass sich nahezu jede Nummer aus Rock, Pop, Metal oder Rap als Unplugged-Version umsetzen lässt, hat MTV in den vergangenen 20 Jahren bewiesen. Unterschiedliche Künstler wie Neil Young, REM oder Arrested Development haben mit ihren "stromlosen" Auftritten oftmals für Furore gesorgt und auch ein Publikum abseits ihrer sonstigen Fangemeinde angesprochen. Wobei die Bands längst wissen, dass sich die Lieder häufig nicht eins zu eins umsetzen lassen. Einfallsreichtum ist daher bei der Interpretation und dem Arrangement gefragt. So schlenderte bei Elliot beispielsweise Van Halens "Jump" im eleganten Crooner-Anzug übers Swing-Parkett, während "Living On A Prayer" von Bon Jovi mit spanischen Gitarren überraschte. "Wir haben einfach riesigen Spaß dabei, auf der Bühne zu stehen und die Leute mal für ein paar Stunden den Alltagsstress vergessen zu lassen", heißt es bei Elliot. Dieses Anliegen setzte die Band am Freitagabend in die Tat um.

Auf einen BlickMit dem Begriff "Unplugged" leitete der Musiksender MTV zu Beginn der neunziger Jahre eine Konzertreihe ein, bei der sich Bands und Interpreten ohne technische Hilfsmittel präsentieren. Was anfangs als Wagnis gesehen wurde, hat sich längst als Verkaufsschlager etabliert. Unplugged-Alben von Eric Clapton bis Nirvana gingen millionenfach über den Ladentisch, so dass es sich kaum eine Band nehmen lässt, dieses "Wagnis" einzugehen. Herbert Grönemeyer war 1994 der erste Deutsche, der für MTV ein Unplugged-Konzert aufzeichnete. pra

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