Probleme der Menschen immer komplexerAn den Krisen wachsen

Neunkirchen. Fast 1000 Menschen haben im vergangenen Jahr Hilfe im Beratungs- und Behandlungszentrum des Caritasverbandes Neunkirchen in der Hüttenbergstraße 42 gefunden. "Damit sind wir die größte ambulante Beratungsstelle im Land", sagte Geschäftsführer Michael Schütz bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2008. Dieser dokumentiert rund 8600 Beratungsgespräche

Neunkirchen. Fast 1000 Menschen haben im vergangenen Jahr Hilfe im Beratungs- und Behandlungszentrum des Caritasverbandes Neunkirchen in der Hüttenbergstraße 42 gefunden. "Damit sind wir die größte ambulante Beratungsstelle im Land", sagte Geschäftsführer Michael Schütz bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2008. Dieser dokumentiert rund 8600 Beratungsgespräche.Dass es sich hier um ein "sehr differenziertes Angebot" für Menschen jeden Alters handelt, belegten die Mitarbeiter von der Brigg und des Psychosozialen Dienstes eindrucksvoll in ihren Erfahrungsberichten. Grundsätzlich gilt: Die Zahl der Personen ist gegenüber 2007 in etwa gleich geblieben, es findet jedoch eine noch intensivere Beratung statt. Fachdienstleiter Dr. Horst Arend erklärt dies mit den "komplexer und schwieriger" werdenden Problemlagen der Menschen. Probleme in der Familie, Alkohol- oder Spielsucht, daraus resultierende psychische Probleme - eine Problemlast, unter der immer mehr Menschen ohne Hilfe zusammenbrechen. Um diesen erhöhten Anforderungen gerecht zu werden, entwickeln die Caritas-Berater seit Jahren neue Angebote. Arend: "Wir sind eine sehr dynamische Einrichtung und haben fünf neue Projekte angeschoben wie etwa die Nachbetreuung drogenabhängiger junger Menschen nach der Haftentlassung." 208 Gespräche fanden allein in dieser Fachstelle im vergangenen Jahr statt.Als einzige Beratungsstelle im Saarland hat die Brigg das Projekt "HaLT" installiert, das Jugendliche zu einem verantwortlichen Umgang mit Alkohol bringen will. Eine wichtige Anlaufstelle für Info und Prospekte seien die Tankstellen, weiß Ute Müller-Biehl. Das Projekt "frühe Hilfen bei pathologischem Glücksspiel" betreut Mathias Lindau. Das Ziel, mehr Spieler zu erreichen, sei mit einer Steigerung von 14 auf 42 Spieler erreicht worden. Es sei wichtig, das Projekt fortzusetzen, denn immer mehr Jugendliche spielen Poker oder nehmen an Sportwetten teil. Hinzu komme, dass die Verschuldung durch Spielsucht viel höher sei als im Drogenbereich. "Schwieriger als gedacht" ist laut Arend der Aufbau vom Bio-Bauernhof - Leben ohne Gift. Erfolgreich läuft das Projekt Wiesel, das Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien anspricht. Alarmierend: Etwa ein Drittel der Kinder, insbesondere die Jungs, ist gefährdet, später selbst abhängig zu werden.Neunkirchen/St.Wendel.Hausbesuche bei psychisch Kranken sind für die Mitarbeiter des Psychosozialen Dienstes eine Selbstverständlichkeit. Es gehört zum Angebot "Betreutes Wohnen" - eine Alternative zu Krankenhaus oder Wohnheim. Ziel ist die Förderung und Stärkung der Eigenverantwortung sowie die Entwicklung einer selbstständigen Lebensführung. 43 psychisch kranke Menschen haben die Mitarbeiter im vergangenen Jahr betreut. Die Zahl der Beratungsgespräche, nämlich 2410, verdeutlicht aber erst, wie zeitaufwändig eine ernst gemeinte Betreuung aussieht. "Oft gelten solche Patienten als nicht therapiefähig", berichtet Sozialarbeiter Holger Ludt. Man könne aber sehr wohl etwas erreichen, indem man mit einem Netzwerk zusammenarbeitet, das sich aus Betreuern, Pflegediensten, Ärzten, Familienangehörigen etc. zusammensetzt. Sein Kollege Michael Willié ergänzt: "Die wesentliche Arbeit ist, die Kranken durch Krisen zu begleiten und ihnen zu helfen, daran zu wachsen."Als eine "Erfolgsgeschichte" bezeichnet der Psychosoziale Dienst des Caritasverbandes das begleitete Wohnen für psychisch kranke Menschen in Gastfamilien. Vor einem Jahr feierte diese Fachstelle ihr zehnjähriges Bestehen. 37 Gäste leben zur Zeit in 28 Gastfamilien in den Kreisen Neunkirchen, St. Wendel und Saar-Pfalz. Die Vorteile für die psychisch Kranken: Sie haben durch die familiäre Anbindung feste Ansprechpartner und ein festes soziales Gefüge. Sie sind nicht allein, sie können sich geborgen fühlen. Nicht zuletzt wird den Kranken ein Lebensalltag vorgelebt, der eine Struktur gibt. Wenn Probleme auftreten, die etwas mit der Krankheit zu tun haben, auch wenn es familiäre Krisen gibt, ist der Psychosoziale Dienst zur Stelle. Die Gastfamilien brauchen keine speziellen Kenntnisse, betont Lauermann. Lediglich Geduld und Verständnis für die Erkrankung sind notwendig. Bei ihr können sich interessierte Familien unter (06821) 92 09 70 melden. Lauermann und ihre Kollegen haben die Gastfamilien nach ihrer Motivation befragt. Ihre Antwort: "Wir wollen jemandem helfen!" hek

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort