Primstal darf nicht von den anderen Dörfern abgekoppelt werden

Nonnweiler · Das Konzept des Busunternehmers Behles zur Neuorganisation des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis St. Wendel findet keine Zustimmung im Nonnweiler Gemeinderat. Einstimmig hat er am Donnerstagabend die Pläne abgelehnt. Hauptgrund: die Abkopplung von Primstal.

"Sehr kritisch sehen wir die Neufestlegung des Nonni-Ringes ohne Einbindung von Primstal. Primstal wird durch diese Routenführung von der Gemeinde isoliert, was den Gemeindebestrebungen diametral entgegensteht." So steht es auf einer Folie, die Bürgermeister Franz Josef Barth (parteilos) am Donnerstagabend während der Gemeinderatssitzung mit einer Powerpoint-Präsentation an die Wand wirft und vorliest. Und das ist auch ein wichtiger Kritikpunkt des Gemeinderates am ÖPNV-Konzept des Busunternehmers Behles. Das Unternehmen hat einen eigenwirtschaftlichen Antrag gestellt, will den ÖPNV im Kreis auf eigene Kosten übernehmen (wie bereits mehrfach berichtet).

Dieser Antrag sieht vor, dass der bisherige Nonnibus durch einen Ringverkehr über Wadern ersetzt wird (siehe Hintergrund). Damit sind die Mitglieder des Gemeinderates nicht einverstanden. So sagte SPD-Fraktionschef Erwin Scherer: "Wir wollen nicht, dass der Ort Primstal isoliert wird." Brigitte Heck (FWG) betonte: "Primstal muss an den Nonnibus angebunden werden."

Damit aber nicht genug: Mit dem neuen Fahrplan wären nach Ansicht des Bürgermeisters Besuche von Rathaus, Hallenbad, Einkaufszentrum in Otzenhausen mit Hilfe des ÖPNV "nur sehr umständlich und mit hohem Zeitaufwand möglich". Änderungswünsche gibt es auch, was die Schülerbeförderung nach Hermeskeil betrifft und beim Grundschulverkehr. Da habe Behles Verbesserungen zugesagt, dies lägen aber noch nicht bei der Genehmigungsbehörde in Saarbrücken vor, so Barth.

Allerdings würde die Gemeinde deutlich Geld sparen. Derzeit gibt Nonnweiler 233 000 Euro im Jahr für den ÖPNV aus. Mit dem Behles-Konzept wären es nur noch 93 000 Euro. Nicht eingerechnet dabei ist jedoch, was weitere Wünsche der Gemeinde kosten würden. Barths Fazit: "Insgesamt ist mit einer deutlichen Einschränkung der Mobilität zu rechnen, kein ÖPNV vor 5 Uhr und nicht nach 21 Uhr, Primstal wird abgenabelt. Die vorgelegten Pläne stellen eine Grundversorgung dar, die an verschiedenen Stellen nachzubessern wäre." Als Alternative nannte Barth die europaweite Ausschreibung der Buslinien im Kreis für das Jahr 2016, wie dies auch ursprünglich geplant gewesen war.

Dafür sprach sich auch Hermann Zarth vom gleichnamigen Busunternehmen aus Wadern aus, das den Schülerverkehr in Nonnweiler übernimmt und dessen Vertrag bis Juli 2015 läuft. Der Geschäftsführer: "Bei einer Ausschreibung 2016 können Sie die Standards festlegen." SPD-Chef Erwin Scherer teilt diese Ansicht: "Wir sprechen uns für eine Ausschreibung 2016 aus", sagte er."Wir lehnen das Angebot ab. Wir sehen zwar das Einsparpotenzial. Damit lässt sich aber nicht jede Einschränkung rechtfertigen." Theo Weber für die FWG betonte: "Mit diesem Angebot sind wir nicht einverstanden." Roland Riemann sagte für die AfN-Fraktion: "Das Angebot ist nicht richtig durchdacht. Es können erhebliche zusätzliche Kosten hinzukommen." Für die CDU-Fraktion betonte Alexander Schweitzer: "Wir möchten alle ein vernünftiges Netz haben. Die Zahlen sind verlockend auf den ersten Blick. Aber, zu welchem Preis kaufen wir uns Verbesserungen ein?"

Dennoch plädierte die CDU für eine Vertagung, wollte abwarten, ob es in den kommenden Wochen neue Informationen gibt. Diesen Antrag lehnten alle anderen Ratsmitglieder aber ab.

Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung sprach sich die CDU ebenfalls dafür aus, das Behles-Angebot abzulehnen. Was der Rat dann auch einstimmig beschloss. Allerdings hat diese negative Stellungnahme keine bindende Wirkung für die Genehmigungsbehörde.

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HintergrundNonni-Ring: Der von Behles vorgeschlagene Nonni-Ring führt von Nonnweiler über Otzenhausen-Schwarzenbach-Braunshausen-Kastel nach Buweiler und Wadern, dann weiter über Wadrill-Sitzerath-Bierfeld nach Nonnweiler. Zeitlich ist diese Linie auf die Regio-Bus-Verbindungen R1, R2 und R3 in Wadern abgestimmt. Die R2 fährt über Primstal nach St. Wendel. Primstal wird nach diesem Modell nicht mehr direkt an Nonnweiler angebunden, sondern durch Umsteigen in Wadern über die R2. Problematisch ist dabei auch die Verbindung von Kastel nach Primstal. vf

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