Piraten und AfD neu im Stadtrat

Merzig · Zufriedenheit bei CDU und SPD, Enttäuschung beim Oppositionsbündnis, Freude bei den neu angetretenen Parteien und Listen: Die Stadtratswahl in Merzig sorgte für ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Reaktionen.

 Der Wähler hat entschieden. Foto: Peter Steffen

Der Wähler hat entschieden. Foto: Peter Steffen

Foto: Peter Steffen

Gleich acht Parteien und Listen waren zu der Wahl für den Merziger Stadtrat angetreten, der zudem von 45 auf 39 Sitze verkleinert worden war. CDU und SPD konnten leicht in Prozenten zulegen, während Linke, Grüne und Freie Wähler Stimmen einbüßten und künftig nur noch je einen Vertreter in den Rat entsenden. Für die FDP reichte es nicht mehr für einen Sitz in dem Gremium. Piraten und AfD, beide erstmals angetreten, packten hingegen den Einzug in den Rat, die AfD gar mit zwei Sitzen.

"Die Wähler haben uns ihr Vertrauen gezeigt", sagte Bernd Seiwert, der Spitzenkandidat der CDU, die mit 18 Sitzen erneut die stärkste Fraktion bilden. Knapp zwei Prozent haben die Christdemokraten gegenüber 2009 hinzugewonnen, liegen bei 43,0 Prozent: "Wir sind stolz darauf, dass wir mit fast zehn Prozent Vorsprung die stärkste Kraft im Rat wurden", so Seiwert. Er sei überrascht gewesen, dass die FDP aus dem Rat geflogen sei, sagte Seiwert. Auch die niedrige Wahlbeteiligung gebe ihm zu denken. Dass nur noch 51,7 Prozent der Wähler zu den Urnen gegangen seien, sei "schade und traurig".

"Wir können mit den jetzt 14 Sitzen gut leben", kommentierte SPD-Spitzenkandidat Manfred Klein den Wahlausgang. Die Merziger Sozialdemokraten hätten vor der Wahl Bedenken gehabt, wie die Wähler auf den vorzeitigen Rückzug des SPD-Oberbürgermeisters Alfons Lauer reagieren würden. Dass die SPD prozentual um 0,3 Prozent zulegen konnte, wertete Klein als "beruhigendes Signal der Wähler". Dagegen habe das Oppositionsbündnis "drastisch an Stimmen eingebüßt". Überraschend sei für ihn das gute Abschneiden der AfD gewesen, sagte Klein.

Frank Hackenberger (Linke) zeigte sich "leicht enttäuscht" über das Wahlergebnis: "Wir haben ein besseres Ergebnis erwartet", sagte Hackenberger, dessen Partei 2,3 Prozent eingebüßt hatte und mit 6,0 Prozent nun auf zwei Sitze im Rat kommt. Möglicherweise sei es der Linkspartei nicht gelungen, alle Wähler mit den im Wahlkampf propagierten Themen zu erreichen. "Oder es gab eine Fehleinschätzung der Wählermeinung", zeigte sich Hackenberger selbstkritisch.

Von drei auf nur noch einen Sitz sind die Grünen im Stadtrat geschrumpft. Hierzu erklärte deren Spitzenkandidat Klaus Borger: "Das Ergebnis enttäuscht, spiegelt aber den überwiegenden Trend im Saarland wider." Dennoch würden auch im kleineren Stadtrat grüne Themen den Raum bekommen, den sie verdienten, versprach Borger. Dass die Wahlbeteiligung weiter zurückgegangen ist, sei "Besorgnis erregend, aber auch ein Auftrag an die Politik". Ganz anders die Stimmungslage bei Michael Grauer, dem Kandidaten der Piraten: "Ich bin überglücklich. Besonders bemerkenswert und von mir so nicht erwartet sind die 19,5 Prozent in meinem Wohnort Merchingen." Diese hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die Piraten einen Sitz im Stadtrat erobern konnten. "Ich will die Themen, mit denen ich den Wahlkampf bestritten habe, auf Orts- sowie auf Stadtebene einbringen und daran arbeiten, sie auch umzusetzen", erklärte Grauer.

Dass die FDP den Einzug in den Stadtrat nicht mehr geschafft hat, stimmte deren Spitzenmann Kurt Ruschel etwas traurig: "Uns haben nur ein paar Stimmen gefehlt, um einen Sitz zu bekommen", sagte Ruschel.

Ganz neu im Stadtrat wird die AfD vertreten sein. "Wir wollen bei den Themen mitreden, die noch zu entscheiden sind", sagte Sptizenkandidat Michael Schettle. Dazu gehörten unter anderem die geplante Bebauung der Klosterkuppe oder die Gestaltung des Kirchplatzes. Den Einzug in den Merziger Stadtrat und den Kreistag wolle die AfD nutzen, um sich auch auf kommunaler Ebene zu etablieren: "Da ist noch echte Aufbauarbeit zu leisten."

Nur noch einen statt zwei Sitze werden die Freien Wähler im Rat einnehmen. "Zunächst hat es noch schlechter ausgesehen", sagte deren Spitzenkandidat Bernhard Morbe. Aus seiner Sicht hätten die Protestwähler in Merzig sich mehr auf andere Parteien verteilt, "es gab ein größeres Spektrum an Protestparteien". Dennoch habe er dieses Zusammenschrumpfen der Freien Wähler nicht erwartet, sagte Morbe.

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